Clowns des Tierreichs auf der Bühne

Szenenfoto aus "Pinguin People" vom Theater Asou (Graz)
„Pinguin People“ von „Theater Asou“ in Kooperation mit La Strada (Graz) auf Gastspiel im Wiener Dschungel.

Sie sind so etwas wie die geborenen Clowns des Tierreiches. Keine schrillen, möchte-gern-lustig-sein-Gesellen, sondern vielleicht allein schon aufgrund ihres leicht „patschert“ wirkenden Ganges, der Tatsache, dass sie hervorragend schwimmen, sich aus dem Wasser richtiggehend katapultieren, aber – obwohl Vögel – nicht fliegen können. Und obwohl sie auf den ersten Blick alle praktisch gleich ausschauen, weisen sie bei längerer Betrachtung doch verschieden Persönlichkeiten auf. Das erklärt ihre Attraktion in Tiergärten ebenso wie in oft langen TV-Dokus. Sie das sind Pinguine.

Sehr körperliches Spiel

Clowns des Tierreichs auf der Bühne
Szenenfoto aus "Pinguin People" vom Theater Asou (Graz)
Fünf schauspielende, clowneske Menschen schlüpften für das 75-Minuten-Stück „Pinguin People“ in die Rolle dieser faszinierenden Antarktis-Bewohner. Langsam, erst einer allein, dann zu dritt, einer kommt aus dem Takt, schließlich tummeln - okay, das die meiste Zeit eher nicht ;) – treiben sich zwischen stilisierten Eisblöcken auf der Bühne des größeren Saals im Dschungel Wien herum. Es war ein (vorerst?) kurzes Gastspiel des Grazer Theaters Asou (eine Koproduktion mit dem La-Strada-Festival). Gespielt wird sehr körperlich, wenngleich oft mit sehr reduzierten Bewegungen, und praktisch ohne Worte. Das Balzen der drei Männchen um die beiden Weibchen – samt „Gefechten“, Verwechslungen, clownesken Missverständnissen –, das Schlüpfen eines Pinguin-Babys (eine Puppe), die beim Heranwachsen von einem der anderen Pinguin – nur mit Fell, dessen Weggehen und Rückkehr nach einem Jahr und seine Mauser, der melancholische Alterungsprozess des Kolonie-Anführers... all das ist deutlich mit zu erleben. Unterstützt praktisch „nur“ durch optimal passende Musik. An hörbaren Lauten gibt es lediglich eine Aneinanderreihung von Vokalen, vor allem A und E. anhand derer erkennen sich Eltern und das zurückgekehrte, herangewachsene Pinguinkind – auch in echt – dort aber unter Tausenden ähnlicher, aber eben doch unterscheidbarer Lautfolgen.

"Nebenbei"...

So nebenbei wird auch die von Menschen erzeugte Klima-Erwärmung zum Thema, indem die Eisdecke dünner wird und immer mehr zu krachen beginnt oder die Eisblöcke enger zusammen rücken. Ein angeschwemmtes Ölfass – als „Bote“ der sogenannten Zivilisation – wird von einigen Pinguinen zunächst noch als Spielzeug verwendet, auf dem herumgeturnt, über das gesprungen werden kann. Doch als sie’s öffnen, entweicht giftiger Dampf.
Der Lebensraum wird kleiner, es wird Zeit, sich auf den Weg nach neuen Zufluchtsorten zu machen. Aber will der Alte, dem schon die Federn auszugehen beginnen und der nur noch sehnsüchtig auf einen Schneefall wartet, noch? Kann er es überhaupt?

Clowns des Tierreichs auf der Bühne
Szenenfoto aus "Pinguin People" vom Theater Asou (Graz)
Dafür erfüllt die kleine Kolonie den seeeehnsüchtigen Traum einer Pinguin-Dame, die sich so sehr wünscht, fliegen zu können. Immer und immer wieder flattert sie, nachdem sie Möwen beobachtet hat, mit ihren Flügeln. Doch wie ihre Artgenoss_innen bleibt sie auf dem Boden – bis die Kollegin und die Kollegen kommen und sie in einer choreografierten Hebefigur in luftiger Höhe schweben lassen.

Obwohl das Stück erst für Kinder ab 6 Jahren ist und etliche Besucher_innen teils deutlich jünger waren, ging das gesamte Publikum die gesamte Dauer des ziemlich genialen Stücks mit. Weniger ist mehr!

Clowns des Tierreichs auf der Bühne
Szenenfoto aus "Pinguin People" vom Theater Asou (Graz)
Pinguin People
Theater Asou in Kooperation mit La Strada
Clowneskes Bewegungstheater für die ganze Familie
Eine Geschichte über das Tierische im Menschen
75 Minuten, ab 6 Jahren

Stückentwicklung, Regie: Michael Hofkirchner
Stückentwicklung, Performance: Michael Hofkirchner, Ursula Litschauer, Christoph Schiele, Birgit Unger, Bernhard Zandl
Livemusik, Sounddesign: Michael Merkusch

Regieassistenz: Ursula Litschauer
Support: Ursula Molitschnig
Bühnenbild: Christina Weber
Kostüm: Barbara Häusl
Masken, Puppen: Michael Hofkirchner, Margit Szombath
Lichtdesign: Eugen Schöberl

Produktionsleitung: Ursula Litschauer, Senka Travljanin-Bajgora

Clowns des Tierreichs auf der Bühne
Szenenfoto aus "Pinguin People" vom Theater Asou (Graz)
Wann & Wo?
7./8. April 2017
Next Liberty: 8010, Kaiser-Josef-Platz 10
Theater Asou

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