Die vier Top-Bücher

Die vier Top-Bücher
Ein bisschen über die Hauptpreise

Rosie liebt es, mittwochs ihren Urgroßvater in Williamsburg zu besuchen. Da entkommt sie dem Haushalt mit Mutter und Großmutter auf der anderen Seite des East River für ein paar Stunden.
Der alte Mann hat so viele Geschichten zu erzählen. Und wie er das tut! Auch wenn das Mädchen ihn manchmal erst mit kleinen Tricks dazu bringt. Des Urgroßvaters Kindheit im fernen Vorarlberger Hohenems wird dann vor ihren geistigen Augen so richtig lebendig. Und damit vor denen der Leserinnen und Leser, denen Monika Helfer und Michael Köhlmeier in Rosie und der Urgroßvater (Hanser) diese Geschichten servieren. Von einem Kind, das gerne in dieser kleinen österreichischen Stadt lebte, bis er und seinesgleichen von dort vertrieben wurden. So sie noch entkommen konnten. Denn viele andere waren ermordet worden.
Helfer und Köhlmeier betten in die Erzählungen historische Geschichten etwa über Juden in Hohenems ebenso ein, wie solche über religiöse Bräuche dieser Religion. Herrlich etwa die Story vom Milchig-Löffel, mit dem Jakob Fleisch gegessen hat - was gar nicht erlaubt ist. Und weil darob nicht gleich ein Blitz vom Himmel kam, ließ ihn das gleich an allen Gesetzen zweifeln...

Wofür die Worte fehlen

Die vier Top-Bücher

Unter den vielen guten Jugendbüchern vergab die Jury diesmal zwei der vier Hauptpreise. Einer ging an die langjährige Autorin engagierter Bücher Carolin Philipps für Wofür die Worte fehlen (Ueberreuter). Wie in einem weiteren Werk, das sie eingereicht hatte (Das Tal der blinden Engel, Bibliothek der Provinz), beschäftigt sie sich einfühlsam und nachvollziehbar mit sexueller Ausbeutung. Im preisgekrönten Roman ist es Kristian, dessen Vater ihn missbraucht.
Kristian kann seine Tortur nicht an- und aussprechen. Nach außen macht sie sich in unsäglichen Bauchkrämpfen bemerkbar. Er selbst bringt seine Geschichte in Mangas zum Ausdruck. Die verstehen andere erst (noch) nicht, bis er deutlicher wird, als er fürchten muss, dass sein kleines Patenkind Vaters nächstes Opfer werden könnte.

Die Brüder von Solferino

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Der zweite Jugendbuchpreis ging an eine Newcomerin. Kathrin Steinberger arbeitete die Vorgeschichte wie's zur Gründung des Roten Kreuzes durch Henri Dunant gekommen war, auf. Verpackt vor allem in zwei Einzelschicksale von Gegnern auf dem Schlachtfeld schildert sie in Die Brüder von Solferino (Jungbrunnen) Greuel des Krieges eindringlich ohne in Blut zu waten: Auf der einen Seite der Tiroler Karl, der sich freiwillig zur k&k-Armee meldet. Auf der anderen Seite Giovanni, der für die freie Lombardei kämpft.
Der wird getötet, um ihn trauert sein erst 15-jähriger Bruder Ricardo. Dazwischen der Handeslreisend Dunant, der den Kaiser wegen eigener Geschäfte treffen will. Trotz Hass auf die Feinde beginnt sich Ricardo für Verwundete aller Seiten zu engagieren und dabei Dunant zur Hand zu gehen, der die Hilfe professionalisiert.

Über den Bilderbuchpreis für Fridolin Franse frisiert schildert Bildungsministerin Claudia Schmied im untenstehenden Interview ein bisschen mehr.
Der Kinderbuchpreis für Rosie und der Urgroßvater wird mit den Interviews nebean gewürdigt.

Von Anfang bis Ende zieht...

Die vier Top-Bücher

... sich ein langer, gewellter Haarschweif durch das Buch. Die schwarz-weißen dünnen Linien (bunt sind nur der Friseuer himself, ein Teil seiner Werkzeuge und ganz am Anfang des Buches die Kundin) erzählen bildhaft bunteste Geschichten. Mit Fridolon Franse frisiert (Picus) gewann der autodidaktische Newcomer und gelernte Zirkuspädagoge Michael Roher den diesjährigen Bilderbuchpreis.
Vom Hundersten ins Tausendste "spinnt" Roher bildliche Storys - teils mit Zitaten aus der Kunstgeschichte - rund um Haare zu einem Schau- und Fantasievergnügen, das pro Doppelseite mit jeweils nur einem Frisiersalon-Begriff auskommt wie waschen, shampoonieren, spülen...
Leonardos Mona Lisa taucht ebenso auf wie der Verächter gerader Linien Friedensreich Hundertwasser. Der hätte wohl auch seine Freude an den vielen gewellten, geschwungenen Haarlinien gehabt. Auch wenn sie vom Stil ganz anders sind, erinnern die Bilder dieses Buches an die berühmten Wimmelbilderbücher von Ali Mitgutsch. jeder neuerliche Blick wieder was zu entdecken.
Und nicht zuletzt lädt dieses Buch mit seiner Geschichte ein, dieselbe vielleicht selber fortzuspinnen - allein oder noch besser mit Kindern. Vielleicht beim Frisieren?!

Ausgezeichnet

Die vier Top-Bücher

Die vier Hauptpreise
Bilderbuch:
Michael Roher: Fridolin Franse frisiert, Picus; ab 3 J.
Kinderbuch: Monika Helfer / Michael Köhlmeier: Rosie und der Urgroßvater, mit Illustrationen von Barbara Steinitz, Hanser; ab 10 J.
Jugendbuch (anstelle eines Sachbuchpeises zwei Mal vergeben): Carolin Philipps: Wofür die Worte fehlen, Ueberreuter;
ab 14 J. Kathrin Steinberger: Die Brüder von Solferino, Jungbrunnen; ab 12 J.

Kollektion
Adelheid Dahimène / Heide Stöllinger: Ein bisschen mehr Jubel und Trubel bitte; Bibliothek der Provinz; ab 10 Jahre.
Heinz Janisch / Helga Bansch: Die Brücke, Jungbrunnen; ab 3 J.
Rachel van Kooij: Eine Handvoll Karten, Jungbrunnen Verlag, ab 13 J.
Albert Wendt: Marta-Maria, Jungbrunnen; ab 8 J.
Michael Stavarič / Dorothee Schwab: Die kleine Sensenfrau, Luftschacht; ab 4 J. Andrea Karimé / Anne-Kathrin Behl: Kaugummi und Verflixungen,
Picus; ab 7 J. Gerda Anger-Schmidt / Renate Habinger: Das Buch, gegen das kein Kraut gewachsen ist, Residenz; für jedes Alter
Christine Nöstlinger: Lumpenloretta, Residenz; ab 10 J.
Saskia Hula / Ulrike Möltgen: Bei 3 auf den Bäumen, Sauerländer; ab 4 J.
Georg Bydlinski / Carola Holland: Immer in deiner Nähe. Neue Gebete für Kinder, Sauerländer; ab 5 J.

Jury
Die Jury bestand aus Gerhard Falschlehner (Buchklub), Karin Haller (Institut für Jugendliteratur), Christoph Rodler (Akademie der bildenden Künste), Kathrin Wexberg (Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur) sowie Heinz Wagner (Online-Kinder-KURIER).

Jugendjury-Preis
Zum sechsten Mal vergab eine Jugendjury einen eigenen Preis. Der blieb bis zur Preisverleihung geheim. Du findest/Sie finden ihn nun im Link unten

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