Was für ein Mensch willst du sein?!
Eingepackt in einen fast Abenteuer-Jugendroman verpackte der deutsche Autor David Safier den Wider-und Aufstand der letzten vier Wochen des Warschauer Ghettos. Auf einer Fläche so klein wie der 6., 7. Und 8. Wiener Bezirk umgeben von einer drei Meter hohen Mauer mit Stacheldrahtzaun obendrauf gemeinsam wurden ungefähr viereinhalb bis fünf Mal so viele Menschen von den Nazis zusammengepfercht. Auf Lebensmittelkarten gab es für jede und jeden im Schnitt nur 360 Kalorien pro Tag, weniger als ein Viertel dessen, was ein Mensch normalerweise im Schnitt braucht.
So weit die Ausgangslage. Die deutschen Besatzer hatten sich noch dazu ein fieses System ausgedacht: Bei der Unterdrückung der Bevölkerung bevorzugten sie manche der Jüdinnen und Juden, um sie als Hilfskräfte für ihr Regime einzusetzen, unter anderem als Polizeikräfte…
Unerträglich, unerträglicher...
Hin und her gerissen
Ausgehend von den allgemein bekannten, aber zum Teil auch vielen weniger bekannten großen und kleinen Fakten und vor allem der so großen historischen Persönlichkeit des Arztes, Kinderrechtlers und Waisenhausleiters Janusz Korczak dachte sich David Safier für seinen jüngst erschienenen Roman „28 Tage lang“ (Rowohlt, rotfuchs) ein paar Hauptfiguren aus, die er viele historische Tatsachen mehrerer anderer Menschen erleben lässt. Da ist vor allem die 16-jährige Mira, die sich um die jüngere Schwester und die völlig traumatisierte Mutter kümmert. Anfangs betätigt sie sich „nur“ als Schleichhändlerin. Immer wieder schlüpft sie unbemerkt durch Löcher in der Mauer oder klettert über sie in den anderen Teil der polnischen Hauptstadt, um dort dringen nötige zusätzlich Nahrung für ihre Familie zu organisieren. Vom bewaffneten Widerstand hält sie nicht viel. Je ärger die Lage wird, desto eher kann, ja muss sie sich damit anfreunden. Wobei an den beiden Enden dieser Entscheidungen – auch zwei verschiedene Jungs (Daniel und Amos) und die Zuneigung zu ihnen steht – sozusagen mehrfach hin- und hergerissen.
Humor ist meine schäfste Waffe
Lange mit dem Roman schwanger
1993 habe er als 25-jährige Radiojournalist zum 50. Jahrestag des Aufstandes fürs Jugendradio Bremen eine Sendung zum Thema gemacht und „daran gedacht, auch was Größeres zu schreiben. Aber da hatte ich gerade anderes zu arbeiten. Die Idee hat mich aber nie wirklich losgelassen, ich hab dann immer wieder historisches Material gesammelt, Zeitzeugengespräche… Und es war mir klar, ich will’s speziell für Jugendliche schreiben. Vielleicht war damals auch noch nicht die Zeit reif, dass eine jugendliche Heldin dann natürlich auch wen erschießt. Aber spätestens seit den Tributen von Panem ist das denkbar.“
Eigenleben für fiktive Figuren
DAS Leitmotiv
„In einer Szene mit Rubinstein (dem „Ver-rückten“) war dann auf einmal dessen Satz da: ,Jeder ist frei zu entscheiden, was für ein Mensch er sein möchte‘. Und plötzlich war mein Leitmotiv da. Es geht doch immer darum, was für ein Mensch du sein willst. Und das ist gerade auch für einen Jugendroman eine spannende, unabhängig vom historischen Kontext eine immer aktuelle Frage!“
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