Teo (8), der Tod und das Leben
Eine ziemlich schräge tiefgründige und doch sehr witzige Story ist der nicht einmal noch 30-jährigen Lorenza Gentile mit Teo ( dtv) gelungen. Der 8-jährige Teo ist voll genervt von den oft sehr bösartigen Streitigkeiten seiner Eltern.
Will Napoleon treffen
Sterben?
Faszinierender Schluss
Wie schon eher zu erwarten stirbt Teo natürlich nicht. Aber das Ende ist ein sehr faszinierendes und überrascht doch, sei aber bewusst nicht verraten. Das Buch lebt zwar nicht nur von den immer wieder skurrilen Drehs der Story, sondern auch davon, wie flockig, locker und doch tiefsinnig es geschrieben ist, aber doch auch von der Spannung, ob Theo auf Napoleon treffen wird.
Favorit der jugendlichen Jury
Wie kommt eine so junge Autorin dazu, ein Buch zu schreiben, in dem sich ein achtjähriges Kind so intensiv mit dem Tod beschäftigt?
Lorenza Gentile: Teo war auf einmal da. Ich hab seine Stimme gehört, ihn vor mir gesehen, wie er sich bewegt, wie er agiert.
Haben Sie schon „immer“ geschrieben?
Als Jugendliche schon, da hab ich Kurzgeschichten geschrieben. Ich wollte aber eher Schauspielerin werden und vielleicht einmal im Alter, so mit 70, eine Familiensaga, einen Rückblick auf mein Leben und das meiner Familie verfassen.
Und dann war da
Teo, das mussten Sie schreiben?
Ja, er war, wie schon kurz erwähnt da. Die Geschichte kam zu mir, sein Charakter war da. Ich hab es nicht gewählt. Seine Geschichte wollte ich niederschreiben und ich war besessen davon, große Themen, die ihn bewegen, zu schreiben: Leben und Tod, Freundschaft, Streit der Eltern... Und ich hab begonnen, tiefer ins Leben einzudringen. Und Teo gab mir die Gelegenheit, einen anderen Angelpunkt zu finden, diese Themen anzusprechen, sich damit auseinander zu setzen. Aber als er zu mir gekommen ist, war er sozusagen fertig. Ich hab ihn nicht nach und nach erfunden. Er war da, ich musste seine Geschichte nur mehr aufschreiben. Ich hatte keine Zweifel, was er sagt, woran er interessiert ist. Er war komplett geformt. Durch ihn konnte ich ein kleines bisschen verstehen, was ich fühle, woran ich interessiert war.
Als ich in London studierte, befassten wir uns mit dem Stoff der „Kameliendame“ (von Alexandre Dumas, dem Jüngeren), einem Stoff, den Giuseppe Verdi zur Oper La Traviata formte. Der junge Mann liebt die nicht standesgemäße Frau bis über ihren Tod hinaus. Seine Liebe lebt weiter. Das hat mich irgendwie geschockt. Dieser Konflikt hat mich interessiert, ich war richtig besessen davon. Ja, und so ist Teos Wunsch, Napoleon zu treffen, so etwas wie die Übersetzung dieser Frage.
Und wieso Napoleon?
Einen Helden braucht’s. Ich selber hab als Kind und Jugendliche auch immer eher ungewöhnliche Helden gehabt. Als alle meine Freundinnen und Klassenkolleginnen auf die
Backstreet Boys gestanden sind, war mein Held Marco Columbro. Der war 55, ich war elf. Er spielte in einer Fernsehserie einen Lehrer. Aber einen großartigen, einen der seinen Schülerinnen und Schülern hilft, der sich engagiert. Und der auch viel Humor hat. Das mochte ich, ich war richtiggehend ein bisschen verliebt in ihn, so wie meine Kolleginnen in den einen oder anderen von den Backstreet Boys.
Später im Gymnasium warne die Futuristen meine Helden.
Klar, immer wieder erkenne ich mich in Teo. Unter anderem darin, dass er eben auch ganz andere Helden hat – so wie ich.
Alle die mich kennen, sagen, sie können mich in Teo sehen. In der Art wie er redet, wie er seine Fragen stellt, die Art seines Humors... Er ist vielleicht das Kind, das noch immer in mir lebt.
Wussten Sie schon als Sie das Buch zu schreiben begonnen haben, dass es so faszinierend, überraschend endet?
Nein, das Ende kam spät, sehr spät. Nach Jahren, ich hab‘s geschrieben, es hatte kein Ende. Als ich es wieder hernahm, so nach zwei oder drei Jahren, begann ich über das Ende nachzudenken. Es war wirklich, wirklich schwer zu schreiben. Es sollte überraschend kommen, aber doch nicht aufgesetzt, sondern sich aus der Geschichte heraus entwickeln. Aber ich wusste, Teo würde keine einfache, billige Antwort akzeptieren, so hatte ich nicht so viele Optionen. Ich hätte einige gehabt, aber die wären zu schwach gewesen. Aber nach einiger Zeit hatte ich’s. Dann nahm ich das Manuskript wieder her, schrieb das Ende, aber musste schon davor einiges umbauen, damit dieser Schluss eben nicht aufgesetzt, unglaubhaft würde.
Im Frühjahr erscheint in Italien mein zweites Buch.
Wovon handelt es?
Das Thema kann ich noch nicht wirklich sagen, nur so viel: Es ist eine Reise.
Eines Kindes?
Nein von zwei Erwachsenen, eine Person ist wirklich alt, eine so in mittlerem Alter.
Eine echte Reise oder eine in Gedanken?
Eine reale Reise.
Durch die Welt?
Durch Italien. Und durch das Leben der beiden, aber mehr darf ich noch nicht sagen.
Ist das Buch, die Reise auch ein bisschen verrückt?
Sehr verrückt sogar.
Sie sind so?
Ja, sehr!
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