Bienen, YouTube-Videos und Hovercraft-Mäuse

Bee a Scientist - Kinder forschen über Bienen in Salzburg
Projekte zur Förderung von Naturwissenschaften in Kindergärten und Schulen wurden mit dem Bildungspreis ausgezeichnet. Bildungseinrichtungen bekommen Förderung zur Umsetzung dieser Projekte.

Mitte der Woche wurden im Bildungsministerium am Wiener Minoritenplatz 20 Projekte ausgezeichnet, die sich der Vermittlung von (Natur-)Wissenschaften in Kindergärten und/oder Schulen verschrieben haben. Die drei besten wurden mit Geldpreisen belohnt (insgesamt 30.000 Euro). Alle 20 (von 113 eingereichten Projekten) aber, und das ist das einzigartige am Bildungspreis der B & C Privatstiftung, dienen als best practice für einen großzügig bemessenen Fördertopf (120.000 €). Schulen und Kindergärten können – relativ formlos – ansuchen, das eine oder andere dieser Projekte umzusetzen. Als Unterstützung bekommen sie die Hälfte der anfallenden Kosten (maximal 5000 €). Dafür können Bildungseinrichtungen ab 1. November 2016 auf der Homepage der B&C Privatstiftung einreichen.

Die besten drei Projekte

Bienen, YouTube-Videos und Hovercraft-Mäuse
Bee a Scientist
„Bee a Scientist“ von Lisa Virtbauer und Ines Deibl vom Schulbiologiezentrum der Uni Salzburg bekam die 15.000 € für Platz 1. Das Bienenprojekt richtet sich an 11- bis 15-jährige Schüler_innen. „Zum einen wollen wir die Angst vor Bienen nehmen und ihre Wichtigkeit für die Pflanzenwelt aber auch uns Menschen vermitteln. Und die Kinder und Jugendlichen sollen“, so die beiden zum Kinder-KURIER, „sehr selbstständig die Lerninhalte und Forschungsfragen erarbeiten, draufkommen, welche Hilfsmittel sie brauchen – wie Thermometer fürs messen der Temperatur oder die Natur und Umwelt im Umkreis zu erforschen. Bienen fliegen normal nur 3 Kilometer.“
Auf letzteres zielt etwa eine der Forschungsfragen ab. Welche Nahrungsquellen bietet die Landschaft im Umkreis des Bienenstocks, gibt es Blumenwiesen, Gärten, Wälder...? So nebenbei erfahren die beteiligten Schüler_innen, dass es neben den meist bekannten Honig- auch Wildbienen gibt, die nicht in Völkern sondern vereinzelt leben.

Übrigens sagte schon Albert Einstein: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“

YouTube-Videos

Das Salzburger Siegerprojekt sowie das Zweitplatzierte von „Kinder und Jugendliche forschen auf YouTube“ von Bernhard Comploj aus Niederösterreich (10.000 €) sind beides „nur“ Konzepte, wobei im Garten des Schulbiologiezentrums der Salzburger Uni schon ein „Schau“-Bienenstock steht, den Kinder und Jugendliche schon besucht haben.

Für Platz 2 hat sich der Webdesign- und Animations-Lehrer an der Abteilung Multimedia der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien nicht zuletzt auch immer wieder angetan von der Kreativität und Professionalität der Filme, die Kinder und Jugendliche bei den Video- und Filmtagen zeigen, überlegt, Schüler_innen (ab sechs Jahren) zu animieren, naturwissenschaftliche Inhalte, Experimente usw. zu filmen und damit einen eigenen YouTube-Kanal zu befüllen.

Hover-Mäuse

Bienen, YouTube-Videos und Hovercraft-Mäuse
Ein von Kindergartenkindern gebasteltes Hovercraft-Boot, vorgeführt von Andrea Scheinig von der HTL Mösingerstraße (Klagenfurt/Kärnten)
Schon seit fünf Jahren basteln Vorschulkinder mit Jugendlichen der HTL Mössingerstraße (Klagenfurt, Kärnten) Hovercraft-Mäuse und andere Figuren. „Sie basteln aber nicht nur das Fahrzeug aus Papier und Styropor und die Figur, sie löten auch die Platinen für den Antrieb“, so Andrea Scheinig und Burkhard von der HTL, die den Preis für „Kinder in die Technik“ übernommen haben. Das Geniale an diesem Projekt: Die Kindergartenkinder kommen früh mit Technik in Berührung und können sich durch eigenes Tun dafür begeistern UND die HTL-Jugendlichen müssen die Inhalte kindgerecht aufbereiten und vermitteln. Damit erwerben sie neben dem technischen Know How – was du erklären und vermitteln kannst, hast du wirklich richtig verstanden – nicht zuletzt soziale Kompetenz.

Wenige Jugendliche im Ministerium

Bienen, YouTube-Videos und Hovercraft-Mäuse
Aline Gantz und Manuel Berger von der Hertha-Firnberg-Schule in Wien mit "Hertha goes Science"
Viele der eingereichten und ausgezeichneten Projekte sind noch in der Konzeptphase, finden also noch gar nicht statt, andere schon. Doch selbst von diesen – kleiner Wermutstropfen bei der Preisverleihung und Präsentation – haben nur wenige Jugendliche mitgenommen. Eines davon „Hertha goes Science“. Die Wiener Hertha-Firnberg-Schulen für Wirtschaft und Tourismus bieten eine eigene Ausbildung Computer Science Management sowie Kommunikation und Mediendesign an. Aline Gantz und Manuel Berger, Jugendliche der ersten Klasse, sind ganz angetan davon, „dass wir einmal in der Woche an der FH Technikum lernen – von Lehrkräften unserer Schule und der Fachhochschule“. Manuel Berger findet’s „super, dass ich was Technischen lernen kann und dazu zwei Fremdsprachen und Programmieren“. Seine Kollegin „wollte als Frau was Technisches lernen und das mit Sprachen und Wirtschaft kombinieren“. Ihre Liebe dazu „habe ich ab der 2. Klasse Gymnasium, wo wir Informatik hatten, entdeckt“.

PhysiKids

Bienen, YouTube-Videos und Hovercraft-Mäuse
Theresa Pichler und und Julia Haböck von der BAKiP Ried/Innkreis mit dem Projekt PhysiKids
Das zweite Projekte, das Jugendliche mit ins Ministerium gebrachte hatte, nennt sich PhysiKids. Julia Haböck und Theresa Pichler, Schülerinnen der BundesAnstalt für KIndergartenPädagogik (BAKiP) Ried im Innkreis, erläutern: „Unsere Schule führt Workshops für Volksschulkinder – 3. Und 4. Klasse – durch. Wir basteln mit den Kindern zum Beispiel Lavalampen aus Öl und gefärbtem Wasser. Oder die Kinder zerschneiden Kaffeefilter, malen die dann mit einem schwarzen Filzstift an und wenn sie dieses Papier ins Wasserhalten, sehen sie, wie das schwarz zerrinnt und wie viele andere Farben in diesem schwarz stecken.“ Zwei Mal im Jahr wird dieser NaWi-Tag für Volksschüler_innen veranstaltet. Und die vierte Klasse der BAKiP gibt im ersten Semester die Agenden an die nachfolgende dritte Klasse weiter, die dann übernimmt.

Im Burgenland haben schon 1800 Kinder in die „Wunderwelt Energie“ reingeschnuppert. Studierende und Lehrende der Pädagogischen Hochschule des Landes vermitteln in Workshops Volksschullehrer_innen das Rüstzeug, um selbst mit Kindern Workshops durchführen zu können. Unter anderem basteln die Kinder ein Windrad – nur aus Papier – selbst die Achse, um die sich die Rotorblätter drehen!

Lara Lammer von der TU Wien lädt Kinder und Jugendliche ein, sich mit ihr und ihrem Team im Rahmen von „schräge Roboter“ Gedanken über mögliche technische Hilfsmittel zu machen. Von der Idee bis zu teils funktionstüchtigen Modellen spannt sich der Bogen in den sie gern auch Studierende ganz anderer Fachrichtungen einspannen möchte. „Es geht dabei auch um kritisches Hinterfragen, ob wirklich jedes Problem nur technisch gelöst werden sollte“, meint die Initiatorin zum Kinder-KURIER.

Forschungsorientiertes Lernen ist Ziel der „Forscherklassen“, einem Projekt der Pädagogischen Hochschule Wien, das von Gordan Varelija ins Leben gerufen wurde. „Es geht uns darum, dass Kinder nicht nur hin und wieder vielleicht das eine oder andere Experiment durchführen, sondern, dass Forschen und Entdecken zur Grundhaltung in ihren Lernprozessen machen (dürfen), also sich Lerninhalte selbstständig erarbeiten, hinterfragen...“

Homepage des Bildungspreises.
Ab 1. November können Schulen, Kindergärten usw. für die Umsetzung eines der Projekte Geld beantragen

Viele Fotos - siehe eigener Abschnitt

Bundesministerin Sonja Hammerschmid und Erich Hampel, Vorstandsvorsitzender der B&C Privatstiftung, übergaben die Preise und Urkunden bei der von TV-Journalistin Marie Lang moderierten feierlichen Verleihung. Die Laudationes wurden von drei der vier Jurymitglieder gehalten: Anna Steiger, Vizerektorin Personal & Gender an der TU Wien, Josef Penninger, wissenschaftlicher Direktor des IMBA und Wittgenstein-Preisträger 2014 sowie Heribert Pröbstl, Didaktiker und AHS-Lehrer. Penninger, so der edle Stifter, sei übrigens „schuld“ an diesem Preis. Denn bei einer – ebenfalls von dieser Stiftung ins Leben gerufenen – Verleihung des Houskapreises habe er eben angeregt Interesse und Begeisterung für Naturwissenschaft schon in frühem Alter zu fördern. Vierte Jurorin war Mariella Schurz von der B&C-Gruppe.

Bildungsministerin Sonja Hammerschmid freute sich über das Zeugnis so toller kreativer wissenschaftsfördernder Projekte und die erstaunlich große Zahl an Einreichungen und sagte: „Kinder im frühen Alter für Forschung und Wissenschaft zu begeistern, ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Schulen. Diese Projekte zeigen, wie vielfältig, kreativ und nachhaltig österreichische Pädagoginnen und Pädagogen die Forschungsvermittlung in der Praxis umsetzen.“

Erich Hampel, der bedauerte, dass in Österreich noch (zu) wenige Privatunternehmen Forschung und Wissenschaft fördern, meinte: „Wir gratulieren den drei Gewinnern sehr herzlich. Ihre Projekte zeichnen sich durch Kreativität aus und sind am Puls der Zeit. Unser Ziel ist es, mit innovativen Lehransätzen und kreativen Ideen Kinder frühzeitig für Forschung und Wissenschaft zu begeistern. Damit investieren wir in die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Österreich.“

Die B&C Privatstiftung ist seit mehr als zehn Jahren im Bereich der Forschungsförderung aktiv. Der Houskapreis der B&C Privatstiftung ist Österreichs größter privater Forschungspreis und zeichnet Projekte österreichischer Unis sowie von Klein- und Mittel-Unternehmen aus. Der Bildungspreis wurde von der B&C Privatstiftung aus Anlass ihres 15-jährigen Bestehens ins Leben gerufen.

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