Selbstbewusst gegen tussige Mobberinnen
Die Grundgeschichte von Aschenputtel/Aschenbrödel/Cinderella – armes, benachteiligtes, gemobbtes Mädchen wird vom Prinz zu seiner Frau gewählt – steckt natürlich auch in dieser Version, die derzeit in der Wiener Urania (im Mittleren Saal) gespielt wird. Doch schon der Zusatztitel "ein Lebensentwurf?" und vor allem das Fragezeichen am Ende deuten an, irgendwas ist anders. Vieles sogar.
Vögel
Erstens ist die Hauptfigur (Cristina Ablinger) trotz aller Demütigungen durch die neue Stiefmutter (Agnieszka Salamon) und -Schwester (hier nur eine, Jacqueline Sattler) trotz allem selbstbewusster, selbstständiger. Sie baut sich mit Brieftauben einen alternativen Postversand auf, der auch bei Stromausfall funktioniert und abhörsicher ist!
Zweitens sind die neuen Herrscherinnen im Hause Aschenputtels so überdreht, überzeichnet tussig, dass sie sich dauernd lächerlich machen. Und so „nebenbei“ werden der Druck in Richtung Magermodel-Maße, Diät-Wahn, Botox, Kaufsucht, Protzen mit Marken und Fetzen und das Niedermachen des Halbwaisen-Mädchens ziemlich witzig aufs Korn genommen.
Drittens ist der Prinz (Hendrik Winkler) auch so ziemlich anders. Eigentlich taugt es ihm gar nicht, dass sein Vater (Rainer Doppler) ihn dazu nötigen will, zu heiraten und die Macht zu übernehmen nur weil er selbst amtsmüde ist. Und er hat auch sein eigenes „Business“: Er macht – wie Aschenputtel – in Sachen Vögel, indem er Falken züchtet und abrichtet.
Rollenwechsel
Übrigens sind fast alle Mitwirkenden auf der Bühne ziemlich wandlungsfähig, da sie fast alle in mehreren Rollen auftreten, besonders spannend Claire Tudela in praktisch einem halben Dutzend Verkleidungen – von der Mutter, die stirbt über deren sprechendes Grab bis zum vom König als „Pinguin“ gerufenen Diener.
Eine sehr amüsante, hintergründig-kritische Version des Märchens mit teils „lebendigen“ Requisiten – vom Blumenständer bis zum Frühstückstisch und gar erst der Kutsche.
„Aschenputtel - ein Lebensentwurf?“Ab 8 Jahren; knapp mehr als eine Stunde
Theater JA.KOMM
Kunstlerische Leitung: Eva Jankovsky
Aschenputtel / Ballgast: Cristina Ablinger
Mutter / Grab /
Blumensäule / „Pinguin“=Diener /
Spiegel / Pferd / Ballgast: Claire Tudela
Vater / König / Ballgast /
Kutscher: Rainer Doppler
Stiefmutter: Agnieszka Salamon
Colette / Statue: Jacqueline Sattler
Prinz / Kutsche (Hinterrad): Hendrik Winkler
Bühne/Grafik Maria Kuzik Kostüm Angelika Pichler
Produktionsassistenz Susanne Lässig
Illustration Triantafilia Siegl Fotos Moritz Scheer
Wann & wo?Bis 2. FebruarUrania, 1010 Uraniastraße 1, Mittlerer Saal
Telefon: (01) 891 741 011 10
Kinderinfo: +(01) 4000-84400
Info: www.theater-ja.com
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