Kinder gehören nicht in Kriege

Jugendliche der 4a der NMS Liniengasse (Wien) mit Aluel Garang Awuol
Achte Aktionswoche des Heeresgeschichtlichen Museums Wien gegen "Kinder im Krieg". Zeitzeugin und Zeitzeuge aus dem Südsudan sprechen mit Schülerinnen und Schülern.

Kinder mit Blumen und Fähnchen auf der einen Seite und lächelnde Soldaten am andere Ende des Menschenbogens. Dazwischen der Schriftzug „Führer dir gehören wir“. Zwischen Uniformen und Waffen hängt dieses Plakat der Gehirnwäsche aus der Zeit des Faschismus. In der Endphase des zweiten Weltkrieges wurden dann aus so manchen Kindern schon Soldaten. Und für Lächeln in den Gesichtern gab’s keinen Anlass.

Kinder, Zivilisten, Minderheiten

Die beschriebene Vitrine im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum ist eine der Stationen in dieser Aktionswoche „Kinder im Krieg“. Auch wenn das diesjährige Schwerpunktland Südsudan ist, soll der Bogen gespannt werden: Das ist nicht nur weit weg. Das gab’s auch hier. Kinder und andere Zivilisten sind in Kriegen aber auch oft Opfer, selbst wenn sie nicht in den Kampf ziehen – Stadtviertel, Schulen, Krankenhäuser bombardiert werden -, wissen Jugendliche der 4a der Neuen MittelSchule Liniengasse (Wien-Mariahilf), die der Kinder-KURIER am ersten Tag der nunmehr achten Aktionswoche begleiten darf. Schwache und Minderheiten zählen ebenso mit zu den ersten Opfern, wissen die Kids.

Millionen Kinder sind Opfer

Kinder gehören nicht in Kriege
... bekommen spezielle Informationen zu den Themen "Kinder im Krieg" sowie zum diesjährigen Schwerpunktland Südsudan
Die weltweiten Dimensionen zeigen später Powerpoint-Folien mit der Weltkarte auf der alle Gegenden eingezeichnet sind, in denen derzeit Kriege herrschen sowie Fakten wie zwei Millionen Kinder, die dabei in den vergangenen zehn Jahren getötet wurden, eine weitere Million, die ihre Eltern verloren haben, zusätzliche vier Millionen Kinder, die schwer(st)e Verletzungen erlitten, 20 Millionen Kinder, die weltweit vor Kriegen auf der Flucht sind...

Die Aktionswoche, die rund um den internationalen Red Hand Day (12. Februar) stattfindet, der vor mehr als zehn Jahren als Stopp-Symbol gegen den Missbrauch von Kindern für kriegerische Zwecke ins Leben gerufen wurde, widmet sich immer wieder verschiedenen Schwerpunktländern und –gegenden. Diesmal dreht sich die Aktion um den Südsudan, den jüngsten Staat der Welt, über den dessen Bewohner_innen 2011 nach jahrzehntelangen Unabhängigkeitskriegen gegen den Sudan jubelten. Doch schon zwei Jahre später brach im Land ein Bürgerkrieg aus.

Ex-Kindersoldat gründete Schule

Kinder gehören nicht in Kriege
John Kon Kelei (34) war Kindersoldat, konnte in die Niederlande flüchten, wurde Rechtsanwalt, gründete im Südsudan eine Schule und lebt und arbeitet in seiner Heimat für die Regierung.
John Kon Kekei, heute 34, war nicht einmal noch fünf Jahre als er von Rebellen verschleppt und zunächst zu Hilfsdiensten für (Kinder-)Soldaten gezwungen wurde, um später selbst kämpfen zu müssen. Mit zehn Jahren gelang ihm die Flucht – bis in die Niederlande, wo er schließlich internationales und europäisches Recht studieren konnte, Rechtsanwalt wurde und danach in seiner Heimat eine Schule aufbaute sowie Programme für ehemalige Kindersoldaten ins Leben rief. Heute arbeitet er auf Seiten der südsudanesischen Regierung für verschiedenste Hilfsprogramme.

Flucht als Kind und nun Helferin für Kinder

Kinder gehören nicht in Kriege
Aluel Garang Awuol (22), geboren in Juba, kümmert sich um Kinder und Jugendliche im Südsudan
Er stellt sich die ganze Woche Fragen von Schülerinnen und Schülern – ebenso wie die 22-jährige Aluel Garang Awuol, die in Juba, der heutigen Hauptstadt des Südsudan auf die Welt kam – und nichts als (Bürger-)Krieg erlebte. Als sie sieben war, flüchtete sie mit ihrer Oma nach Kenya, wo sie im Mega-Flüchtlingslager Kakuma (mindestens 100.000 Menschen) landete. „Schule gab es dort schon, aber nicht allzu viel und gut, außerdem, wenn du dich dauernd sorgst, was ist mit deiner Mutter, mit deinem Vater kannst du dich nicht wirklich gut auf Lernen konzentrieren“, erzählt die junge Frau, die fünf der 64 Sprachen ihres Heimatlandes und dazu noch Englisch, Arabisch und Kisuaheli spricht, dem Kinder-KURIER. Seit vier Jahren lebt sie wieder im Südsudan und kümmert sich direkt um Kinder und Jugendliche, die nichts haben, oft nicht einmal Wasser. Gerade einmal ein Viertel des Landes, das ungefähr acht Mal so groß ist und eineinhalb Mal so viele Einwohner_innen wie Österreich hat, kommt an ausreichend Wasser. Darüber hinaus setzt sie sich bei staatlichen und internationalen Einrichtungen für Kinder und deren Rechte sowie gegen familiäre Gewalt und Zwangsehen ein.

Mitgenommen war nicht nur sie, sondern etliche der Jugendlichen, als sie auf deren Fragen erfuhren, dass sie „wie praktisch alle Kinder bei uns schon als kleines Kind mitansehen musste, wie Menschen vor deinen Augen getötet wurden“.

Kinder im Krieg
Schwerpunkt Südsudan
Ausstellung, Informationen und Gesprächsrunden für Schüler_innen ab 13 Jahren

Wann & wo?
Bis 24. Februar 2017
9 bis 17 Uhr
HeeresGeschichtliches Museum: 1032 Wien, Gheagastraße, Objekt 1
www.hgm.or.at

Red-Hand-Day

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