150 Jugendliche kochen für sozialen Zweck groß auf

150 Jugendliche kochen für sozialen Zweck groß auf
Jugendliche der HLTW Bergheidengasse schuften einen Tag für Dorfbau in Indien
150 Jugendliche kochen für sozialen Zweck groß auf
Gut ein halbes Dutzend junger Köchinnen und Köche formt kleine Kügelchen aus (Kräuter-)Butter und Aufstrichen bis hin zu Chili-Orange auf rund schwarze Schieferteller in der Großküche des Hotels Savoyen am Wiener Rennweg. An einer anderen Ecke der Küche werden gerade die vorgekochten Rindfleisch-Scheiben mit ihren Metallbehältern zum Aufwärmen vorbereitet. Dazwischen wird der kostbarste Reis (mit echtem Safran, dem teuersten Gewürz überhaupt) herbei gebracht.

Für die Küche sind Radek Simecka und Pascal Rauwolf im Leitungsteam des Projekts „Theaterhotel“ der Tourismusschule Bergheidengasse verantwortlich. Sie haben im Vorjahr schon in der Küche mitgeholfen, in diesem Jahr mussten sie alles checken. „Wir sind leidenschaftlich in der Küche, seit dem Sommer haben wir vorbereitet, Menüvorschläge gemacht, im Leitungsteam besprochen, wieder verworfen, neue unterbreitet... Dann mussten wir alles berechnen, wie viel Zutaten es braucht, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Außerdem wollten wir das Niveau heben und noch mehr bieten als im Vorjahr, drum haben wir uns für den Abend für ein viergängiges Menü entschieden. Und schon am Freitag haben hier in der Küche 60 Schülerinnen und Schüler fast den ganzen Tag gekocht und vorbereitet.“

Neue Herausforderungen

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Nicht alle übernehmen Aufgaben in ihrem Lieblingsbereich, manche wählen bewusst auch andere Abteilungen im Leitungsteam, wie Judith Helm, die gemeinsam mit Sophie Wuschitz den Bereich Bankett über hat. „Ich mach eigentlich sonst am liebsten Küche, aber ich hab was herausforderndes gesucht, etwas, wo ich auch Neues lernen kann und muss. Und es ist eine sehr gute Abwechslung“, bereut sie ihre Entscheidung ganz und gar nicht.

Der Küchen-Chef für alle Tage in diesem Hotel, Alexander Kralert sowie Johannes Mauthe, Direktor des Austria-Trend-Hotels Savoyen, freuen sich über den Einsatz und das Engagement der jungen Leute und unterstützen sie dabei gerne, auch wenn's den Normalbetrieb vielleicht ein bissl durcheinander bringt. Der Geschäftsführer meint, zum einen solle die Leidenschaft der Jugendlichen erhalten und gefördert werden, um sie vielleicht auch „süchtig nach dieser Branche zu machen“ und außerdem „muss überhaupt Wirtschaft auch (wieder) ein bisschen menschlicher werden“.

Kulturprogramm

Während oben im ersten Stock eifrig die leckeren Speisen zubereitet werden, genießen unten im Erdgeschoß rund 500 Gäste im großen Veranstaltungssaal bereits die ersten Kulturbrunch-Programmpunkte – die witzig-musikalischen Salonvirtuosen und anschließend Lesungen von Karl Markovics, der improvisieren musste, weil sein vorgesehener musikalischer Partner, Paul Gulda, schwer erkrankte.
Für den Abend hatten sich Elfriede Ott, der italienische Liedermacher Pippo Pollina und Die Strottern angesagt. Und dazu – wie erwähnt – ein viergängiges Menü.

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Der kulinarische und kulturelle Genuss für rund 1000 Gästen wird in diesem Jahr an die 40.000 Euro ins „Theaterhotel“ spülen, die für das Projekt des Entwicklungshilfeklubs in Zusammenarbeit mit der Village Reconstruction Organization den Aufbau von Dörfern in Guddipagadabaveedhi im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh ermöglicht. Die Einnahmen dieses intensiven Tages werden damit rund zwei Dörfer schaffen, „aber insgesamt kommen wir heuer mit allen unseren Projekten wahrscheinlich an 100.000 Euro“, freut sich Benjamin Schedel aus dem schülerischen Leitungsteam. Er war schon - obwohl damals erst in der ersten Klasse (und normalerweise arbeiten erst Schüler_innen ab der 2. mit) – bei der ersten regulären „Hotelübernahme“ dabei, Ein Jahr zuvor begann die Idee in form eines klitzekleinen Pilotprojekts für 50 Gäste Gestalt anzunehmen.

Hotelübernahme

Zum vierten Mal übernehmen an die 150 Jugendliche der HLTW 13, der öffentlichen Tourismusschule Bergheidengasse sozusagen für einen Tag das Hotel am Wiener Rennweg. Die gesamte Planung und Organisation obliegt jeweils einem Team der Maturaklasse, die diese Megakiste als Abschlussprojekt auf sich nehmen. Das reicht von der Konzeption über das Aufstellen des Kulturprogramms, die Erstellung von Menüplänen samt „erschnorren“ möglichst vieler Zutaten, um die Kosten zu senken und damit mehr von den Einnahmen spenden zu können.

Starkoch

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In diesem Jahr gelang es übrigens auch einen Küchen-Stargast ins „Theaterhotel“, wie das Projekt seit dem Vorjahr heißt, zu bringen: Den bekannten deutschen Fernsehkoch Alfons Schuhbeck (u.a. regelmäßig in der „Küchenschlacht“), der extra nur dafür aus München anreiste. Und „schuld“ daran war Christina Kainz, Schülerin aus dem Leitungsteam des Projekts. Sie begeisterte ihn bei ihrem dreimonatigen Praktikum in München durch ihre Arbeit sowie die enthusiastische Schilderung dieses großartigen Projekts, derart, dass er sich diesen halben Tag freischaufelte. Für das Praktikum in München hatte sie sich beworben, „weil mir nicht nur seine Shows imponiert haben, sondern auch wie überlegt Schuhbeck mit Gewürzen umgeht“, und er himself ergänzt: „die meisten würzen ja nur wegen des Geschmacks, ich verwend sie aus Gesundheitsgründen. Da bin ich jetzt, weil mich das beeindruckt hat, dass junge Leute sich da so reinhauen, so ins Zeug legen und engagiert und professionell arbeiten. Ich find, man muss junge Leute auch unterstützen.“
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Heuer erstmals dabei sind auch Praktikantinnen und Praktikanten wie Benjamin Herar. Der 13-Jährige interessierte sich für diese Schule am Tag der offenen Tür. „Ich wollte in diese Schule gehen und hab sie mir angeschaut. Als ich gefragt wurde, ob ich vielleicht bei diesem Projekt reinschnuppern will, hab ich gleich zugesagt.“ So lernt er die Arbeit gleich ein bisschen besser kennen, „ich darf natürlich noch nicht viel machen, aber immer schauen, ob auf den Tischen genug Wasser ist und wenn nicht dann welches bringen.“

Nicht als Praktikantin, sondern als Gästin ist Lara Chab (12 ½) an diesem (Vormit-)Tag dabei. „Ich interessiere mich für Tourismus, weil man da viel machen kann und das jetzt voll angesagt ist. Ich hab mir die Schule am Tag der Offenen Tür angeschaut und da gab's ein Gewinnspiel, wo ich die Karten (für den Kulturbrunch für sie und ihre Eltern) gewonnen habe.“

www.dastheaterhotel.at

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