Fußball: Spielregeln für ehrgeizige Eltern

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Mama und Papa dürfen sich nicht einmischen – wie Trainer eines Fußballvereins Erwachsene zähmen.

"Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Kinder weniger Betreuung benötigen als ihre Eltern", wundert sich der Fußball-Nachwuchstrainer Christian Bergl. Nach den Berichten über den Linzer Junior-Marathon geht es heute um ehrgeizige Eltern am Fußballplatz.

Ruhe auf der "Alm"

Es scheint ein wenig Frühlingssonne auf die "Krottenbacher Alm", einen Döblinger Fußballplatz, der aufgrund seiner exponierten Lage so genannt wird. Unten, auf der Krottenbachstraße, lärmt der Verkehr. Hier heroben unterhalten sich drei Mütter bei einer friedlichen Nachmittagsmelange vor der Kantine.

Fußball: Spielregeln für ehrgeizige Eltern
Gutes Spiel! Hannes Steiner ist langjähriger Sportredakteur und Fußballtrainer
Ab und zu dringen Stimmen vom Platz zu ihnen: Die Anweisungen der fünf Trainer, die mit zwei Mannschaften bzw. 45 Kindern trainieren. "Wir haben vier Jahre lang gebraucht, um Ruhe in den Verein zu bekommen", erklären Christian Bergl und Hannes Steiner, nachdem sie mit den unter 12-Jährigen gezielt die Muskeln aufgewärmt haben. Dazu muss man wissen: Ihre auf der "Krottenbacher Alm" beheimatete Fortuna 05 zählt zu den feineren Adressen im Wiener Unterliga-Fußball. Steiner und Bergl wissen, dass alle 23 Spieler in ihrer Mannschaft ein Gymnasium besuchen. Nicht nur ihre Scheitel sitzen, auch die bunten Fußballschuhe passen.

Es gab auch in diesem Setting früher Eltern, die in ihren Kindern größere Talente sahen als die ausgebildeten Fußballpädagogen.

Leitfaden für Eltern ...

Daher hat Nachwuchsleiter Ali Saadeddin, der hauptberuflich für die Vereinten Nationen arbeitet, einen eigenen Leitfaden für die Eltern erstellt. Notwendig war auch hier in Oberdöbling Punkt 3: "Das Beschimpfen von Spielern der eigenen oder gegnerischen Mannschaft oder des Schiedsrichters sowie lautstarke Unmutsäußerungen während eines Fußballspiels sind zu unterlassen."

Fußball: Spielregeln für ehrgeizige Eltern
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Ebenso zu unterlassen ist es, dem eigenen Kind die Fußballschuhe zu binden, die Trinkflasche in die Kabine nachzutragen oder während des Spiels das Coaching der Trainer zu übernehmen. Wer sich nicht an den Leitfaden hält, muss damit rechnen, dass sein Kind den Platz an der Sonne der "Krottenbacher Alm" verliert, erklärt der Trainer der U11, Franz Behmer, ebenso freundlich wie unmissverständlich. Mindestens vier Mal pro Woche kommt er auf den Fußballplatz, zu jeweils drei Übungseinheiten und einem Spiel am Wochenende. Ehrenamtlich. Sein persönlicher Antrieb: "Weil es mir große Freude bereitet, wenn ich an der Entwicklung der Kinder aktiv mitwirken kann."

Weniger freut Behmer jedoch, wenn er sich in seiner Freizeit mit ungerechten Vorwürfen ("Wieso spielt mein Bua nicht von Beginn?") auseinandersetzen muss.

... und Elternabende

Doch das Ungemach ist seltener geworden. Nicht nur der Leitfaden für die Eltern hat viel zur Beruhigung beigetragen, auch bei den regelmäßigen Elternabenden haben die Trainer die Chance, die Philosophie des Vereins zu erklären. Neben dem perfekten Ristpass und Kopfballspiel will die Fortuna auch soziale Kompetenzen vermitteln, etwa Fairness gegenüber Mit- und Gegenspielern oder Teamfähigkeit.

Während des Trainings ist es den Eltern untersagt, das Spielfeld zu betreten. Eine Art Hausordnung, die nicht jedes Mal neu verhandelt werden muss. Die Mütter haben in Ruhe ihren Kaffee ausgetrunken und erwarten die Buben mit den roten Backen vor der Kantine. Was auffällt: Die Jung-Kicker verlangen nach den 90 Minuten auf dem Platz zuerst nach Flüssigkeit und erst viel später nach ihrem Mobiltelefon.

Die Trainer der U12 beratschlagen in der Zwischenzeit, wie sie es den Eltern der von ihnen ausgewählten Kinder sanft vermitteln können: "Wir müssen uns leider im Sommer aus rein sportlichen Gründen von fünf unserer Spieler trennen."

Mehr Infos zum Verein hier.

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