Jeder Dritte sagt: Mann soll Geld verdienen

Jeder Dritte sagt: Mann soll Geld verdienen
"Karrierefrau", "Hausmütterchen", "Weichei" – Sophie Karmasin möchte alte Stereotype aufbrechen.

Eine Mutter, die arbeitet, ist automatisch eine Karrierefrau, ein Vater, der in Karenz geht, gilt oft als verweichlicht, weil er Aktentasche gegen Babybrei tauscht. Gibt es einen weiblichen Chef, ist schnell von der "Quotenfrau" die Rede.

Jeder Dritte sagt: Mann soll Geld verdienen
Sophie Karmasin präsentiert Kampagne gegen Stereotype

Familienministerin Sophie Karmasin möchte gegen diese Geschlechterklischees ankämpfen. "Festgefahrene Stereotype engen ein. Eine solche Stigmatisierung ist unseres Landes und unserer Gesellschaft unwürdig", sagt die 48-Jährige. Die Mutter zweier Kinder weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, als egoistische Karrierefrau abgestempelt zu werden. "Ich wurde oft gefragt: Hast du es nötig, so viel zu arbeiten? Wie geht es den Kindern dabei? Meinem Mann hat das niemand gesagt."

Neue Rollenbilder seien angesagt: der Karrieremann, der in Karenz geht, die Geschäftsfrau, die liebevolle Mutter ist. "Eine berufstätige Frau kann ein genauso vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Kindern haben", betont Karmasin.

Gleichberechtigt

Dieser Meinung sind auch 80 Prozent von 1000 befragten Österreichern von 16 bis 60, wie eine vom Bundesministerium für Familien und Jugend (bmfj) in Auftrag gegebene Studie (siehe Grafik) zeigt. Auch bei Haushaltseinkommen, Karenz und Erziehung ist die überwiegende Mehrheit für die Gleichberechtigung von Frau und Mann. 30 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Geld verdienen die Aufgabe des Mannes sei und die Frau sich um Haushalt und Familie zu kümmern habe. Karmasin: "Diese Einstellung gilt es zu akzeptieren. Wichtig ist, dass jeder das für ihn passende Lebensmodell wählt."

Maßnahmen

Eine Wahlfreiheit erfordert Maßnahmen. Die Ministerin wünscht sich eine Verbesserung der Kinderbetreuungsplätze, mehr Familienfreundlichkeit in Unternehmen sowie einen Bonus für Väter, die in Karenz gehen.

In den Kindergärten sorgen geschulte Pädagogen dafür, dass nicht nur Mädchen den Tisch abräumen und Buben keine Scheu haben, mit Puppen zu spielen (siehe unten). Denn besser, als Klischees aufzubrechen, ist, sie gar nicht erst entstehen zu lassen.

Buben in der Bau-Ecke, Mädchen in der Puppen-Ecke. So werden Klischees einzementiert. Kindergärtner und Lehrer werden daher angeleitet, geschlechtssensibel zu agieren.

Das fängt bei der Sprache an: Wer kleinen Kindern nur von (männlichen) Ärzten und (weiblichen) Krankenschwestern erzählt, prägt ihr Rollenverständnis. Wichtig ist auch das Spielangebot im Kindergarten, etwa für Rollenspiele: Wenn Kinder sich verkleiden, sollten ausreichend Kostüme für Buben vorhanden sein und für Mädchen nicht nur Prinzessinnenkleider. Hausarbeit für alle: Buben und Mädchen helfen gleich beim Tischdecken oder Aufräumen mit.

In einem Pilotprojekt in Linz wurde besonders auf die emotionale Entwicklung geachtet: Alle Kinder wurden gleich unterstützt, ihre Gefühle auszudrücken oder in einem Konflikt gut zu kommunizieren. Bücher und Lieder spiegeln oft alte Verhältnisse wider – bevor Mädchen gleichberechtigt waren.

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