Israel: Soldatin kämpft gegen ultraorthodoxe Männer

Israel: Soldatin kämpft gegen ultraorthodoxe Männer
Dass ultraorthodoxe Juden in Israel gegen die Wehrpflicht protestieren, ist nicht ungewöhnlich. Eine Soldatin, die sich gegen eine Horde Männer wehrt, aber schon.

Ultraorthodoxe Juden sind in Israel nicht mehr vom Wehrdienst befreit. Das sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Proteste, so auch in dieser Woche.

Mitten in den Jerusalemer Unruhen versuchte die Soldatin Nomi Golan ein Auto durch eine protestierende Menschenmenge zu lotsen. Die ultraorthodoxen Männer verweigerten den Durchlass, weswegen es zu einer Reihe von Tritten kam. Die Männer beschimpften Golan als "shiksa" (nicht-jüdische Frau) und Hure, außerdem bespuckten sie die Soldatin.

Haredi- und Mainstreammedien berichteten ausführlich über den Vorfall. Golan äußerte sich in den lokalen Medien zu dem Vorfall: "Sie haben mich als Frau und Soldatin attackiert. Ich verteidigte mich, wie ich es in jeder anderen Situation auch getan hätte."

In Israel sind alle Frauen und Männer ab dem 18. Lebensjahr zum Wehrdienst verpflichtet. Ultraorthodoxe Juden waren bisher davon befreit, wenn sie einen Brief ihrer Schule vorlegen konnten. Anfang September entschied der Oberste Gerichtshof Israels, dass diese Ausnahme verfassungswidrig sei und somit alle ihren Wehrdienst ableisten müssen.

Die im Parlament vertretenen Ultraorthodoxen, auch Haredi genannt, sind die theologisch und sozial konservativste Richtung innerhalb des Judentums, und suchen nach alternativen Lösungen. Die Anhänger einer Sekte in dieser Strömung, die vom 86-Jährigen Rabbi Shmuel Auerbach geführt werden, verweigern die Kooperation mit Armee und Staat konsequent. Sie sollen die Order bekommen haben, alle Einberufungen zu ignorieren. Zwei seiner Anhänger wurden am Sonntag deswegen verhaftet, sie erschienen nicht im Rekrutierungsbüro. Daraufhin brachen Proteste in Jerusalem und Bnei Barak, einer Stadt in der Nähe von Tel Aviv, aus. Insgesamt wurden 60 Personen verhaftet.

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