Inseratenaffäre: Faymann, Fellner und die „Fuzerln“
Teure Werbestrecken für ausgesuchte Medien, Jubeljournalismus im Sinne der Politik. Die Inseratenaffäre rund um Bundeskanzler Werner Faymann und dessen engsten Vertrauten Josef Ostermayer erfährt nun eine neue Dimension. Denn aus Unterlagen, die dem KURIER vorliegen, lassen sich brisante Zusammenhänge zu Inseraten-Aufträgen an die Asfinag erkennen und willfährig durchgezogene Deals nachkonstruieren, die letztlich zu Lasten der Steuerzahler abgewickelt wurden. Es zeigt sich auch, dass manche Medien staatsnahe Betriebe offenbar mit herrenlosen Goldeseln verwechselten.
Minister-Vorteilskarte
Als Werner Faymann noch Verkehrsminister war, da konnte er sich der Begehrlichkeiten des Boulevards kaum erwehren. Umgekehrt verhielt es sich freilich nicht viel anders, was letztlich in einem juristischen Nachspiel mündete – gegen Faymann und Kabinettschef Ostermayer ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue und des Amtsmissbrauchs.
Die SPÖ-Politiker sollen 2007 über staatsnahe Betriebe sündhaft teure Inseratenstrecken in Faymann-freundlichen Zeitungen auf die Schiene bzw. die Straße bringen haben lassen. Der KURIER berichtete u. a. über eine 500.000 Euro teure Medienkooperation mit der Kronen-Zeitung, die die ÖBB zu bezahlen hatten.
Kurios: Die Bundesbahnen wurden auf ihre Kosten massiv kritisiert und permanent geohrfeigt. Die einzige Vorteils-Karte dabei zog Verkehrsminister Faymann, der als "Ombudsmann" den Krone-Lesern eine zügigere, pünktlichere und saubere Bahn versprechen durfte.
Da wollten freilich auch andere Medienmacher zum Zug kommen.
Boulevard-Populismus
Juli 2007. Wolfgang Fellner, Chef des bunten Boulevard-Blattes Österreich, wendet sich mit klaren Angeboten und deutlichen Worten an die Asfinag. Dem KURIER liegen diesbezügliche Protokolle aus der Asfinag vor. Laut einem Aktenvermerk vom 3. Juli 2007, beklagt sich Fellner, die Asfinag würde in Österreich trotz Autobahn-Vignetten-Aktion (als Kaufanreiz für Österreich) nur "Fuzerln"inserieren – also nur Kleininserate, die wenig Geld einbringen. Dieser Vermerk wurde vom damaligen Asfinag-Vorstand Franz Lückler angefertigt.
Fellner will laut Vermerk mehr vom Asphalt-Kuchen, er glaubt, "dass nach seinem Gefühl etwa EUR 120.000 noch offen" seien. Asfinag-Vorstand Lückler hält außerdem fest: "Fellner plant einmal die Woche eine speziell auf die Autobahnen abgestimmte Service-Seite. (...) Er habe auch vor, mit Faymann analog zur Kronen-Zeitung einen Teil unter dem Motto ,Auto-Ombudsmann" zu gestalten. In diesem Bereich gäbe es Möglichkeiten, dass Faymann auf spezielle Fragen zu Autobahnen und Schnellstraßen Antworten gäbe."
Was für die Krone die ÖBB, das sollte für Österreich demnach die Asfinag werden. Zahlmeister teurer "Informationskampagnen" mit einem strahlendem Hauptdarsteller: Werner Faymann.
Fellner drängt laut Aktenvermerk auf einen baldigen Start der Kooperation. Die bemerkenswerte Begründung lautet: "Er sei im Hinblick auf seine Zusagen an Faymann bereits in Verzug."
Der Pressesprecher von Bundeskanzler Faymann lässt dazu ausrichten, Faymann habe nie mit Fellner über eine derartige Aktion gesprochen.
Kampagnen-Vorwurf
Fellner erklärt dem KURIER, es handle sich um eine "Ente". Einen Herrn Lückler kenne er nicht, er habe ihn auch nie getroffen. Dem KURIER liegt aber ein Gesprächsprotokoll Lücklers vom 2. Juli 2007 vor, wonach dieser mit Fellner und einem zweiten Österreich-Mitarbeiter ausführlich über Kooperationen gesprochen hat. Aus Protokollen der Asfinag geht weiters hervor, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat durch Fellner unter Druck gesetzt gefühlt haben. Denn nicht alle Bemühungen zeitigten Erfolg. Die Inseratenschaltung in Österreich verlief in den letzten Jahren offenbar nicht ganz zur Zufriedenheit Fellners. Die Asfinag-Führungsriege ortet als Reaktion eine "Kampagne gegen die Asfinag" durch das Gratisblatt. Dies wird in einem Besprechungsprotokoll einer Präsidiumssitzung vom Mai 2011 festgehalten. Es wird auch betont, dass "bis auf weiteres keine Medienkooperationen mit ,Österreich’ vorgenommen werden" und dass "negative Berichterstattung zu keiner anderen Beurteilung führen"könne.
Am Ende konnte sich Fellner freilich nicht beklagen. Laut Asfinag-Schaltplan des Jahres 2011 sollte sein Gratisblatt 150.000 Euro, die Krone 300.000 Euro bekommen – obwohl die Krone fast vier Mal so viele Leser hat wie Österreich.
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