Dieser Mann ist voll integriert
Wie einst die Haftelmacher beobachtet er die laufenden Prozesse auf seinen beiden Bildschirmen. Leszek Chmielenski arbeitet bei der äußerst erfolgreich expandierenden Software-Entwicklungsfirma ANECON in Wien.
Sein Job ist von zentraler Bedeutung: Er testet die Test-Software der Firma, die zum Beispiel digitale Systeme der öffentlichen Verwaltung regelmäßig überprüft. "Ich simuliere einen Mitarbeiter der Verwaltung und analysiere während meiner Testreihen die auftretenden Fehler, um dann die Skripten an die neueste Version anzupassen."
Fad wird dem 45-jährigen IT-Mitarbeiter dabei nicht. Dass er an einer autistischen Entwicklungsstörung leidet (Asperger-Syndrom), ist nur insofern von Bedeutung, als sich Menschen wie er besonders gut und besonders lange konzentrieren können. Zudem, weiß Leszek Chmielenski aus eigener Erfahrung, fällt es ihm nicht schwer, Fehler in komplexen Systemen zu finden und auszubessern.
Win-Win-Situation
"Arbeit gibt es für uns mehr als genug, aber es gibt nicht genug Fachkräfte", erklärt dazu Chmielenskis Vorgesetzter Martin Schweinberger. Die Firma, die vor bald zwanzig Jahren in Wien gegründet wurde, zählt derzeit 130 Mitarbeiter in Österreich und in Deutschland. Sie wächst stetig. Dementsprechend gut ist auch die Stimmung im Betrieb.
Im neuen Mitarbeiter, der vor knapp einem Jahr begonnen hat, und wie alle anderen anfangs von einem Job-Coach begleitet wurde, sieht Schweinberger eine echte Bereicherung: "Der Leszek hat sich schon in der Ausbildung als sehr interessiert gezeigt. In meinem Team konnte er sich vom ersten Tag an voll integrieren. Bestechend sind sein Fleiß, sein Interesse an der Arbeit, seine Genauigkeit, seine Verlässlichkeit und seine hohe soziale Kompetenz." Den Teamleiter freut auch "das tolle Feedback der Kollegen". Gelebte Inklusion: "Für uns ist er heute ein Kollege wie jeder andere."
Martin Schweinberger erkennt einen weiteren Mehrwert: "Wir möchten in unserer Branche, die vom Noch-schneller-noch-günstiger diktiert wird und auffallend viele Burn-outs produziert, auch ein Zeichen setzen. Dass bei uns der Mensch zählt."
Wieder produktiv
Sein Mitarbeiter sagt mit einem Lächeln, das Stolz verrät: "Ich bin froh, dass ich endlich wieder produktiv arbeiten kann." Seine bisherigen Joberfahrungen waren weit weniger erbaulich: "Ich habe ja schon bei einigen Firmen gearbeitet, aber das ist hier ein Job, bei dem ich mich auf den Montag freue."
P. S.: Derzeit läuft bereits der zweite Kurs, in dem Menschen mit Asperger-Syndrom (die meisten sind Männer) ausgebildet werden. Mehr über das Projekt: http://at.specialisterne.com
Robert Kapolnai, der in Bruck an der Leitha wohnt und arbeitet, wunderte sich über die politischen Parteien: „Die Wahl-Programme sind so geschrieben, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten sie nicht verstehen.“
Erst zum Schluss kam Caritas-Präsident Michael Landau zu Wort. Was auch als Zeichen der Wertschätzung gedeutet werden darf. In seinem glühenden Statement forderte er unter anderem das Ende der längst veralteten Sonderschulen: „Eine Schule für alle Kinder ist möglich, und sie ist sinnvoll.“
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