Hinduismus: Der Tempel von Traiskirchen

So soll der Tempel ausschauen, der derzeit am Rand von Traiskirchen entsteht
In Niederösterreich entsteht Österreichs größter Hindu-Tempel. Doch was ist Hinduismus?

Österreicher führen den Hinduismus gerne im Mund, oft ohne es zu wissen. Gerne sprechen wir von "Karma", brummen "Om" oder rezitieren "Hare Krishna". Jetzt hält die ferne Weltreligion auch bei uns Einzug: In Traiskirchen wird gerade ein Hindu-Tempel errichtet, der – wenn er fertig ist – der größte Österreichs sein wird: 7000 m², die allen offenstehen sollen, egal ob Hinduisten oder nicht.

Wobei: Den Hinduismus gibt es eigentlich nicht. 3000 Jahre unübersichtliches Schrifttum, 100.000 verschiedene Traditionen, unzählige Götter (siehe Grafik): Selbst Religionswissenschaftler Hans Gerald Hödl von der Universität Wien klingt etwas überfordert, ob der Vielfalt der drittgrößten Religion der Welt. Hödl hat am Einweihungsritual in Traiskirchen teilgenommen, sich mit der Chaitanya-Tradition beschäftigt, die dort gelehrt wird, und berichtet, dass sich dahinter eine Richtung namens Gaudiya Math verbirgt.

Eigentlich möchte man meinen, dass Menschen, die nicht ins Kastenwesen hinein geboren wurden, der Weg zum Hinduismus verschlossen ist. Wäre da nicht "Bhakti". "Bhakti" sei als Kritik am Kastensystem zu verstehen. Der Religionswissenschaftler erklärt: "Es kommt nicht darauf an, dass ich Brahmane bin und karmisch richtig handle, um zur Erlösung zu gelangen. Jede Person, die sich der Gottheit hingibt, kann erlöst werden." So gesehen verstehe man sich als eine Religion, die sich an alle Menschen wendet und Lösungen anbietet.

Finanziert wird der Tempel von Traiskirchen (Kostenvoranschlag: etwa 1,2 Millionen Euro) laut Gaudiya Math übrigens über private Spenden und Sponsoren. Die Rede ist von einigen wohlhabenden Indern, die ihr Geld wohltätigen Zwecken zur Verfügung stellen möchten, und von einer Wiener Gruppe, die mit internationalen Unternehmen vernetzt ist.

Einen kurzen Überblick über den Hinduismus finden Sie in unserer Infografik.

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