Heute kommt der Nikolo

Aufmarsch der Nikoläuse.
Legenden und Wahrheit über den heilige Mann, Erzbischof aus der Provinz und Schutzpatron der Kinder.

Der Nikolo spielt im Leben der Österreicherinnen und Österreicher eine große Rolle. Aus aktuellem Anlass hat Google Austria einen Beliebtheits-Vergleich bei den fünf Stars der österreichischen Feiertagskultur vorgenommen. Und die heimischen Suchanfragen der vergangenen fünf Jahre für Nikolo, Krampus, Christkind, Weihnachtsmann und Osterhase verglichen.

Das Ergebnis ist eindeutig: Der Mann mit der Bischofsmütze, der Süßes im Sackerl bringt, ist Nummer eins. Mit ihm beschäftigt sich ein Viertel mehr Österreicher als mit dem Weihnachtsmann. Beim Christkind ist der Unterschied noch deutlicher: Mit dem Christkind befassen sich gar nur halb so viele Österreicher wie mit dem Nikolo. Auch der Krampus hat eine tragende Rolle. Er kommt im Ranking der fünf Feiertag-Stars an zweiter Stelle, gefolgt vom Osterhasen auf Platz drei.

Der Heilige mag beliebt sein, aber wie steht es um das Wissen, um Wahrheit und Legenden rund um St. Nikolaus? Volkskundlerin Nora Witzmann und Archäologe Martin Seyer erklären, wer der Süßigkeiten schenkende Schutzpatron der Kinder eigentlich ist:

Wer war Nikolaus?

Heute kommt der Nikolo
Nikolaus Date: Thu, 17 Apr 2003 09:42:45 0200 From: Kurier Burgenland Subject: eisenstadt

Nikolaos Myriotis (Nikolaus aus Myra) lebte in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts nach Christus. Er war Erzbischof der lykischen Provinzstadt im heutigen Südwest-Anatolien. So viel ist historisch gesichert. Seine Teilnahme am Konzil von Nicäa, wo er Arian geohrfeigt haben soll, ist nicht belegt. Ebenso wenig die Zerstörung des Tempels der Artemis Eleuthera durch ihn.

Welche Sprache hat er gesprochen?

Eindeutig Griechisch.

Wie ist der Kult entstanden?

Heute kommt der Nikolo
Nikolaus-Schokoladenfiguren sind am Montag (29.11.2010) in Berlin im Souveniershop im Kathedralforum St. Hedwig im Stadtteil Mitte zu sehen. Der heilige Nikolaus stand am Anfang beider Traditionen, sowohl der des Christkinds als auch des Weihnachtsmannes. Schon im Mittelalter beschenkte er die Kinder traditionell am Nikolaustag am 6. Dezember. Foto: Jens Kalaene dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Gebeine des Nikolaus wurden im 11. Jahrhundert gestohlen und nach Bari gebracht, was den Kult in der Westkirche anfachte und zur Legendenbildung beitrug. Unter anderem soll Nikolaus Schüler wieder zum Leben erweckt haben. Diese Legende verschmolz mit einem anderen Brauch, dem zufolge am 6. Dezember die Kinder einen Bischof aus ihren Reihen wählen. An diesem Tag finden Umzüge statt. Ein weiterer Nikolo-Brauch, Kindern am Tag des Heiligen heimlich Geschenke – Äpfel, Nüsse, Gewand, Spielzeug – in Papierschiffe, Schuhe oder Schüsseln zu geben, entstand ebenfalls im Mittelalter. Dieser Einlegebrauch geht auf eine Legende zurück: Nikolaus soll drei Mädchen durch Einlegen von Goldklumpen vor der Prostitution bewahrt haben. Allen Nikolaus-Bräuchen ist die explizite Darstellung von Gut und Böse gemein. Die schlimmen Kinder erwarten im Sinn einer schwarzen Pädagogik Strafen durch den dunklen Begleiter des Nikolo.

Kinder lieben den Nikolo. Aber wie soll der Brauch gelebt werden? Die Katholische Jungschar KJSÖ hat in den vergangenen Tagen darüber diskutiert, wie eine für Kinder gestaltete Nikolausfeier heutzutage aussehen sollte.

Das Ergebnis der Auseinandersetzung war eindeutig: Der Nikolaus soll Kindern keine Angst machen. „Wenn der künstliche Bart den Kindern Angst macht: Bitte weglassen! Wenn der Nikolaus durch seine Größe erschreckt: Bitte auf Augenhöhe begeben! Wenn Erwachsene Kindern wissentlich Angst machen, ist das grausam“, sagt Sara Dallinger.

„Wir besinnen uns am Tag des Heiligen Nikolaus auf einen der wichtigsten Begleiter in der Adventzeit. Er führt uns zu Jesus Christus hin und vermittelt die fundamentale Bedeutung der Nächstenliebe. Der Heilige Nikolaus beschützt, hilft und beschenkt – ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen. Im Laufe der Zeit wurde ihm eine fragwürdige Rolle als Erziehungshelfer auferlegt. Dabei hält er doch die Bibel auf Darstellungen in Händen, und nicht, wie fälschlicherweise interpretiert, ein Sündenregister“, unterstützt Kinder- und Jugendbischof Stephan Turnovszky das Anliegen der KJSÖ.

Kommentare