Grow together: Verein schützt Mütter und Kinder

Junge Mütter im Höchstrisikobereich bekommen Unterstützung.
Der Verein "Grow together" bietet jungen Frauen und ihren Kindern jene Sicherheit, die sie in ihren Familien schmerzlich vermissen.
Von Uwe Mauch

Heute können sie wieder lachen, ihre Kinder in den Arm nehmen und ihnen ihre Zuneigung zeigen. Und sie können auch wieder anderen Menschen vertrauen. Die eine oder andere junge Frau und Mutter wird über kurz oder lang auch einen Beruf ausüben.

"Das ist gar nicht selbstverständlich", betont die erfahrene Kinderärztin und Psychotherapeutin Katharina Kruppa, die die Baby Care Ambulanz im Preyerschen Kinderspital in Wien-Favoriten leitet. Kruppa hat in der Ambulanz viele junge Mütter kennengelernt, die von ihren eigenen Eltern und Großeltern kaum Wertschätzung, dafür umso mehr körperliche Gewalt erfahren haben. "Ich weiß daher, was den Kindern drohen kann, wenn sie nicht geschützt werden."

Gemeinschaftspraxis

Mittwochvormittag in einer Gemeinschaftspraxis in Wien-Hietzing. Hier treffen sich die gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen des privaten Vereins Grow together zur allwöchentlichen Teamsitzung. Den Verein hat die Ärztin vor zweieinhalb Jahren ins Leben gerufen. Ziel ist es laut Gründerin: "Frauen im Höchstrisikobereich zu helfen und ihren Kindern eine faire Chance zu bieten."

Grow together: Verein schützt Mütter und Kinder
Grow together
Dieses Angebot ist landesweit und auch in Europa bisher einzigartig. Der Verein bietet maximal zwölf betroffenen Familien und ihren Kindern Hilfe auf Augenhöhe an: "Wir sind mit den Müttern schon während der Schwangerschaft in Kontakt und versuchen, mit ihnen eine Vertrauensbasis aufzubauen", erzählt die Sonder- und Heilpädagogin Anna Nostitz, die Grow together mitbegründet hat. Die Betreuerinnen pflegen mit ihren Klientinnen einen intensiven Kontakt: Mindestens zwei Mal pro Woche besuchen sie die Familien zu Hause, ein Mal pro Woche trifft man sich verpflichtend in der Mutter-Kind-Gruppe. Nostitz betont: "Wir wollen die Eltern nicht belehren, wir wollen ihnen so gut wie möglich zur Seite stehen."

Intensive Betreuung

Darüber hinaus erhält jede Familie (auch Großeltern und leibliche Väter, so diese sich nicht verabschiedet haben) ein Einzelcoaching sowie Psychotherapie von externen Therapeuten. Drei Mal pro Woche werden die Kinder ab dem ersten Lebensjahr – auch verpflichtend – für vier Stunden in der Kindergruppe betreut.

Diese intensive Form der Unterstützung kostet nicht wenig Geld. Das weiß auch die Obfrau Katharina Kruppa. "Doch jeder Euro, der hier investiert wird, ist gut investiert." Abgesehen davon, dass sich die Mütter und ihre Kinder weitaus positiver entwickeln können als zuvor prognostiziert, erspart ihr Team auch der Volkswirtschaft hohe Folgekosten. Die Medizinerin verweist auf eine Begleitstudie: "Die kommt zu dem Schluss, dass die Nichtbehandlung akuter familiärer Probleme im Nachhinein 22 Mal so viel kostet."

Finanzielle Unterstützung

Der Wiener Verein wird unter anderem vom Jugendamt, dem Sozial- und Familienministerium, privaten Stiftungen sowie mit privaten Spenden finanziell unterstützt. Derzeit sucht der Hilfsverein ein Vereinslokal in Wien, nahe einer U-Bahn-Station. Spenden willkommen: IBAN: AT60 2011 1821 6797 4300. Auf die Frage, was KURIER-Leser tun können, sagt Kruppa dezidiert: "Den betroffenen Frauen ein Lächeln schenken. Denn es tut so weh, wenn man ganz unten ist und dann auch abschätzig behandelt wird."

Die Arbeit mit den brüchigen Familien bietet Tag für Tag neue Herausforderungen, wie aus den Erzählungen der Betreuerinnen bei der Teamsitzung deutlich wird. Behutsam, langsam und doch zielstrebig müssen sie Beziehungen aufbauen. Und immer wieder ist es nötig, Rückschläge wegzustecken.

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