Zum Weltglückstag: Kann man Glücklichsein lernen?

alter Mann fühlt sich jung
Die Finnen sollen den Dreh mit dem Glück raus haben. Aber was ist Glück überhaupt und warum fliegt das Vogerl manchen eher zu als anderen?

Seit zehn Jahren feiern die Vereinten Nationen am 20. März den Weltglückstag. Mit dem anlässlich dazu veröffentlichten Weltglücksbericht ("World Happiness Report) wollen Wissenschafterinnen und Wissenschafter das Glücksempfinden messbar(er) machen. Auf Basis von Umfragen des Instituts Gallup haben sie sechs Schlüsselfaktoren für den Gradmesser des Glücks identifiziert: Soziale Unterstützung, Einkommen, Gesundheit, Freiheit, Großzügigkeit und die Abwesenheit von Korruption.

Das Ergebnis: Finnland bleibt zum sechsten Mal in Folge das Land mit der glücklichsten Bevölkerung. Österreich hat es neuerlich auf Rang elf geschafft. Trotz gleich mehrerer sich überschneidender Krisen seien die Lebensbewertungen in den meisten Bevölkerungen der Erde weiterhin bemerkenswert stabil geblieben, so die Studienautoren (mehr dazu hier). Ist das individuelle Glück also von globalen Krisen entkoppelt?

"Das geht gar nicht", stellt die Psychologin Christina Beran klar. "Wir leben ja nicht in einem Vakuum, natürlich berührt uns das. Aber wir Menschen sind unglaublich lernfähig und können unglaublich viele Ressourcen in uns aktivieren, um mit schwierigen Situationen fertig zu werden." Generell sehe man in der Glücksforschung und in der positiven Psychologie, "dass Glück eine Summe aus ganz vielen Einzelfaktoren ist", erklärt die Expertin. Eine wichtige Kompetenz sei die Herstellung von Kohärenzgefühl, also das Gefühl, wenn wir Zusammenhänge verstehen, Vertrauen haben, das eigene Leben dementsprechend gestalten zu können und die Überzeugung, dass das so gestaltete Leben einen Sinn hat. "Wenn wir in diese Balance, in diesen ausgeglichenen Zustand kommen, trägt das zum Glücksempfinden bei."

Glücklichsein lernen

Die gute Nachricht: Diesem Empfinden könne man durchaus auf die Sprünge helfen, so Beran. Quasi Glücklichsein lernen. Etwa, indem man Dankbarkeit trainiere ("immer eine gute Idee, um glücklicher zu werden"). Die Psychologin empfiehlt, sich jeden Abend drei Dinge zu überlegen, für die man dankbar ist und sie schriftlich festzuhalten. Nach 21 Tagen, so die Theorie, sei man zufriedener und "vielleicht auch ein Stück glücklicher".

Auch Freundlichkeit, Gelassenheit und Humor seien Wege zum Glück. Besonders essenziell sind jedoch die Beziehungen zu anderen Menschen, wie auch kürzlich in der bisher größten Studie im Bereich der Glücksforschung gezeigt wurde. Über 80 Jahre haben Forschende der Universität Harvard untersucht, was Menschen glücklich macht. "Es zeigt sich, dass Leute, die sozial verbunden sind, mit ihrer Familie, mit Freunden, mit der Gemeinschaft, glücklicher und gesünder sind und länger leben als Leute, die weniger gute Beziehungen haben", sagte der an der Studie beteiligte Wissenschafter Robert Waldinger zum KURIER.

Ob es eine Partnerschaft oder Freundschaft ist, sei dabei nicht entscheidend. Die Menge an Beziehungen ist ebenfalls nicht relevant – es geht um die Qualität. Auch das Alter spielt laut Beran für das Glücksempfinden eine Rolle: "Mit dem Alter wird man laut Studienlage glücklicher", sagt sie. "Ab 45 geht es aufwärts." Der Grund sei die Lebenserfahrung: "Man hat schon viel gesehen und weiß, dass einen nicht alles gleich umhaut - oder, wenn es doch so ist - man die Werkzeuge hat, um sich wieder aufzurichten. Manchmal gelingt es natürlich auch nicht. Aber dann weiß man, dass es gut ist, sich Hilfe zu holen - und wo man sie findet."

Über die unter Forschenden seit Jahren diskutierte Frage, ob Glück veranlagt sei, sagt Beran: "Es gibt durchaus Menschen mit einer eher optimistischen oder pessimistischen Grundausstattung. Was aber nicht heißt, das man das nicht ändern kann." Die Psychologin plädiert außerdem, das Glück differenzierter zu sehen: "Es gibt nicht nur die zwei Optionen Glück oder Unglück. Wenn man erkennt, dass viele Faktoren zum Glück beitragen, hilft das eine ganze Menge." Sie selbst erlebe in ihrer Arbeit mit den Klientinnen und Klienten, "dass es erstaunlich ist, wie viele Ressourcen Menschen zur Verfügung haben, wenn man sie daran erinnert was sie im Leben schon geschafft haben".

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