Frühere Kängurus konnten nicht hüpfen

Das Skelett der Kängurus von heute unterscheidet sich stark von dem der Ur-Kängurus.
Die großen, schweren Tiere liefen vermutlich meist auf ihren Hinterbeinen.

Wer an Kängurus denkt, assoziiert Australien, eine Kinderstube im Beutel und gewaltig weite Sprünge. Die sportliche Leistung war – wie Christine Janis und sein Team von der Brown Universität in Providence herausgefunden haben – nicht immer charakteristisch für die Säugetiere: Frühere Riesenkängurus konnten höchstwahrscheinlich nicht hüpfen. Stattdessen liefen sie wohl meist aufrecht auf ihren Hinterbeinen, berichten die Forscher im Fachjournal Plos One, nachdem sie Knochen der Ur-Kängurus mit denen heutiger Nachfahren verglichen hatten.

Steinzeit-Riesen

Die Riesenkängurus der Vorzeit sind eng verwandt mit den heutigen Beuteltieren. Sie hatten aber deutlich kürzere Schnauzen. Sie erreichten zudem wesentlich beeindruckendere Ausmaße: Die größte bekannte Art "Procoptodon goliah" kam mit geschätzten 240 Kilogramm auf das dreifache Gewicht heutiger großer Känguru-Arten. Vor 30.000 Jahren sind die Riesen ausgestorben.

Schon länger hatten sich Forscher gefragt, ob ein solches Tier die typische Känguru-Fortbewegung genutzt haben könnte: Ein schnelles Hüpfen auf den starken Hinterbeinen und den speziellen Fünffüßlergang mit allen Beinen plus der Hilfe des Schwanzes.

Die anatomischen Vergleiche sprächen dagegen, erklärten die Forscher nun. Den Riesenkängurus fehlten Skelett-Eigenheiten etwa im Bereich der Hüfte, die Kängurus das Hüpfen erleichtern. Starke Gelenke und Beinknochen zeigten, dass die ausgestorbenen Tieren ihr Gewicht auf den Hinterbeinen tragen konnten. Die Berechnungen ergaben, dass auch ein einzelnes Hinterbein dazu in der Lage war.

Laufen statt Springen

Nach der Analyse von insgesamt 35 Merkmalen schlossen die Forscher, dass die Kurzschnauzen-Kängurus auf ihren Hinterbeinen liefen. Der Schwanz spielte vermutlich im Gegensatz zu heutigen Arten keine spezielle Rolle, darauf deuteten Unterschiede in der Beweglichkeit der Schwanzwirbel hin.

Bei heutigen Kängurus sorgt der kräftige Schwanz nicht nur für Balance und Schwung beim Hüpfen, bei langsamer Fortbewegung dient er zudem als vollwertiges Bein. Der Schwanz ermögliche einen einzigartigen fünfbeinigen Gang, berichteten Forscher vor einigen Monaten in den Biology Letters der britischen Royal Society. Demnach übt der Schwanz bei der Vorwärtsbewegung sogar so viel Kraft aus wie alle Beine zusammen.

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