Ein Hoch auf unsere Ehrenamtlichen!

Zurück von ihrem Freiwilligen-Einsatz: die Studentin Maria Stepan
Heute ist Tag des Ehrenamts. Wo überall Helfer im Einsatz sind und was sie dabei erleben.
Von Uwe Mauch

"Jeder Tag war anders", erinner sich Maria Stepan an ihren Freiwilligeneinsatz in Ecuador. So viele Eindrücke! "Die Eltern der meisten Kinder arbeiten auf dem lokalen Markt. Viele Familien wohnen zu sechst in einem einzigen Raum, daher gibt es keinen ruhigen Ort zum Lernen und da und dort auch häusliche Gewalt."

Ein Hoch auf unsere Ehrenamtlichen!
Maria Stepan Freiwilligenjahr

Das Jahr im Dienste der Organisation Volontariat bewegt war "ein gewonnenes Jahr", erklärt die 20-jährige Tirolerin dann. Sie habe von den Kindern gelernt, nicht nachtragend zu sein, sondern schnell zu vergessen und zu vergeben. Und sie hat als Fremde in einem für sie unbekannten Kulturkreis mitbekommen, dass Integration möglich ist, "wenn das beide Seiten ehrlich anstreben". Zudem konnte sie sich im Jahr nach ihrer Matura darüber klar werden, wohin ihre berufliche Reise gehen soll.

Maria Stepan wurde aufgrund ihrer Muttersprache (ihre Mutter ist Spanierin) nach Ecuador entsandt. Genauer gesagt in die Provinzstadt Ambato, zwei Autostunden südlich der Hauptstadt Quito. Ihre Aufgabe war es, in einer katholischen Ordenseinrichtung schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen aus armen Familien Nachhilfe in allen Schulfächern zu erteilen. Und mit ihnen anschließend einen Teil der Freizeit zu verbringen.

Die Armut der Einheimischen war nicht von der Hand zu weisen. "Gleichzeitig haben mich viele Kinder mit ihren Talenten beeindruckt", sagt Maria Stepan. Ecuador ist für deshalb nicht nur ein Land, dem geholfen werden muss, sondern auch ein Land, von dem man dank der Lebensfreude seiner Bewohner einiges lernen kann.

Seit August dieses Jahres ist die junge Tirolerin zurück in Österreich, seit Oktober studiert sie an der Technischen Universität in Wien Raumplanung. Dass in diesem Metier der Faktor Mensch ebenso wichtig ist wie in der Sozialarbeit, diese Erkenntnis verdankt sie ebenfalls ihrem Freiwilligenjahr.

Das Interesse an der Welt und vor allem an Menschen, die weniger haben als ihre Landsleute, ist Maria Stepan nicht fremd. Schon als Gymnasiastin engagierte sie sich in einem von den Jesuiten geführten Jugendzentrum in Innsbruck. Auf die Idee, nach der Matura ein Jahr lang im Ausland ehrenamtlich zu arbeiten, brachte sie eine ältere Bekannte. Die Bekannte ist so wie sie eine von bereits 650 österreichischen Volontären, die seit der Gründung von Jugend Eine Welt vor zwanzig Jahren in Lateinamerika, Afrika und Asien als Freiwillige im Einsatz waren.

Weiteres Engagement

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Maria Stepan Freiwilligenjahr

Wie viele Freiwillige hält auch Maria Stepan fest: "Das Wegfahren war für mich leichter als das Heimkommen." Nach ihrer Landung in Europa stach ihr ins Auge, was zuvor selbstverständlich für sie war: die propere Kleidung der Leute, die schön herausgeputzten Fassaden der Gebäude, die Ordnung im Straßenverkehr. Nicht dass es in Ecuador keine Zivilisation gäbe, das Land hat in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt, der Staat Schulen und Spitäler gebaut, dennoch sei man vom Wohlstand in der Europäischen Union noch ein Stück weit entfernt.

Im Moment hat ihr Studium Vorrang. Doch dann will die angehende Raumplanerin wieder "etwas aktiv gegen die Armut tun".

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Jugend Eine Welt Freiwillge

Franz König, 47, war 2016/’17 in Äthiopien: „Ein Volontariat ist für Erwachsene keine leichte Sache. Ich bin sehr demütig geworden, weiß es nun viel mehr zu schätzen, wie gut es uns hier in Österreich eigentlich geht. Und ich weiß auch schon, was ich einmal in meiner Pension machen werde: mich als Senior Expert noch einmal bewerben.“

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Jugend Eine Welt Freiwillge

Tamia Alcazar Gonzalez, 21, war 2016/’17 in Ecuador: „Das Volontariat hat mir geholfen, Orientierung zu finden. Es hat mich stärker gemacht. Ich habe viel von den Kindern gelernt. Zum Beispiel: bei allem, egal was, mit vollem Herzen dabei zu sein.“

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Jugend Eine Welt Freiwillge

Stefan Kranawetter, 20, war 2015/’16 in Indien ehren- amtlich im Einsatz: „Das war ein Jahr, das mir immer wieder gezeigt hat: Wenn man sich auf jemanden einlässt, ihn akzeptiert und ihm Interesse und Respekt entgegenbringt, offenbart sich in der direkten Begegnung mit den Menschen einer der größten Schätze, die wir erfahren können.“

Der 5. Dezember wird im Kalender als Internationaler Tag des Ehrenamts ausgewiesen. Er wurde von den Vereinten Nationen erstmals im Jahr 1986 als ein Gedenk- und Aktionstag ausgerufen. Auch in Österreich nehmen ihn die Hilfsorganisationen zum Anlass, um auf die Leistungen ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter hinzuweisen.

46 Prozent der Österreicher (man könnte fast sagen: jede/r Zweite) engagiert sich freiwillig, ohne für seine geleistete Arbeit Geld in Anspruch zu nehmen. Das Spektrum der Ehrenämter reicht von sozialen und kirchlichen Einrichtungen bis hin zu Sport- und Kulturvereinen, Blaulicht-Organisationen oder Katastrophenhilfe.

„46 Prozent, das ist eine beeindruckende und nicht selbstverständliche Anzahl“, betont Barbara Gross, Präsidentin der Volkshilfe Österreich: „In unserem Land funktioniert seit jeher vieles, weil Menschen mit ihrer Arbeitsleistung, ihrem Einsatz und ihrer Begeisterung freiwillig zur Verfügung stehen.“

Auch Caritas-Präsident Michael Landau bedankt sich: „Ohne Freiwillige wäre in der aktuellen Winternothilfe für obdachlose Menschen vieles nicht möglich.“ Gut 50.000 Menschen engagieren sich sich derzeit im Dienste der Caritas für Menschen in Not. Rund um die Uhr spenden sie Zeit, Know-how und Zuwendung für das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. „Die Caritas versteht sich demnach auch als eine Freiwilligenorganisation“, sagt Michael Landau. Tatsächlich würden viele soziale Dienste – von der Armenambulanz der Diakonie bis zur Flüchtlingshilfe – sofort zusammenbrechen, würden die Freiwilligen nur einen einzigen Tag lang ihre Arbeit niederlegen.

Für jüngere und auch ältere Interessenten im Bereich Soziales, Entwicklung und Menschenrechte hat übrigens Jugend Eine Welt – Don Bosco Aktion Österreich im Internet einen eigenen Wel-Wegweiser“ erstellt: www.weltwegweiser.at. Dort wird unter anderem erklärt, wie man einen Auslandseinsatz organisiert und finanziert und wie man ein Hilfsprojekt findet.

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