Facebook-Plan zeigt Anonymous-Zwiespalt

Facebook-Plan zeigt Anonymous-Zwiespalt
Nicht alle Hackertruppen-Mitglieder wollen Social Network "zerstören". Chaotische Struktur birgt Probleme.

In mehreren Stellungnahmen auf Twitter distanziert sich die Hackertruppe Anonymous von der mit großem Medienecho proklamierten "Operation Facebook". Nicht alle Anonymous-Mitglieder würden mit einer solchen Vorgehensweise übereinstimmen, wird etwa über das Twitter-Konto "AnonOps" verlautbart. Laut Tweet von "AnonyOps" handelt es sich gar um einen "Scherz".

Mit einer Videobotschaft auf Youtube wurde zuvor die "Operation Facebook" angekündigt. Am 5. November werde Anonymous das weltgrößte Social Network "zerstören", kündigte eine Computer-Stimme an. Facebook sei der Inbegriff eines Unternehmens, das die Privatsphäre seiner Nutzer zu Geld macht. Ein idealer Gegner für die AntiSec-Bewegung also, mit der sich Anonymous und die verbündete Hackertruppe LulzSec zum Ziel gesetzt haben, autoritäre und korrupte Politiker, sowie machthungrige Unternehmen zu Fall zu bringen.

"OpFacebook wird von einigen Anons organisiert. Das bedeutet nicht zwingend, dass alle von Anonymous damit übereinstimmen", twitterten nun die Hacker unter dem Namen "AnonOps" auf Twitter. Schon die Ankündigung des Hackerangriffs via Youtube und einem neu eröffneten Twitter-Konto, anstatt den altbekannten Kanälen, sorgte für Zweifel an der Authentizität der Video-Botschaft.

Dezentrale, chaotische Organisation

Der Fall zeigt auch eines der Grundprobleme von Anonymous auf: Bei den selbsternannten Robin Hoods der Gegenwart herrscht Uneinigkeit. Die dezentrale, hierarchielose Organisation bewirkt, dass die Eigenbezeichnung völlig willkürlich verwendet werden kann. "Wenn du sagst, du bist Anonymous und du tust etwas als Anonymous, dann hat Anonymous es auch getan", fasste ein Hackertruppen-Mitglied das Dilemma gegenüber der Washington Post zusammen.

Manche Aktionen sind teilweise einem Großteil der Anonymous-Mitglieder ein Dorn im Auge. Chaosstifter und übermotivierte "Script Kiddies" stören das Gutmenschen-Image, das Anonymous gerne gegenüber Medien pflegt. Erst unlängst wurde ein junger Wiener von der österreichischen Anonymous-Fraktion AnonAustria bloßgestellt. Er gründete ein Facebook-Profil im Namen der Hackertruppe und erwarb eine Web-Adresse für Anonymous. "Anonymous ist nichts für gelangweilte 15-jährige!" schickte AnonAustria dem Übeltäter mit auf den Weg - zusammen mit Login-Daten sämtlicher Internet-Präsenzen, Wohnadresse, Telefonnummer und übermütigen Zitaten des Wieners.

Facebook-Angriff wäre wahnwitzig

Abgesehen von allen internen Unstimmigkeiten wäre ein Angriff auf Facebook eine geradezu wahnwitzige Aktion, versichtert das Technologie-Portal neowin.net. "Man kann Facebook nicht einfach 'niederreißen'. Facebook ist keine Webseite. Es ist nicht mit ein paar verhungerten Systemadministratoren ausgestattet, ohne die Ressourcen, für einen primitiven Angriff vorzuplanen und sich dagegen zu verteidigen."

Für den täglichen Umgang mit 750 Millionen Nutzern betreibt das Social Network eine riesige IT-Infrastruktur mit über 60.000 Servern und einigen der besten Sicherheitsspezialisten der Welt, die teilweise über den alljährlich ausgerichteten "Hacker Cup" rekrutiert werden. Ob Anonymous also tatsächlich die Fähigkeiten besitzen würde, dieses System zu "zerstören", darf stark bezweifelt werden.

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