Die Abrechnung eines Instagram-Stars

Essena O'Neill
500.000 Follower, perfekte Fotos: Doch jetzt hatte Essena O’Neill genug von der heilen Online-Welt.

Traumhafte Strände, teure Outfits, Top-Figur – mit ihren makellosen Fotos wurde die Australierin Essena O’Neill zum Instagram-Star. Mehr als eine halbe Million Follower nahmen am Leben der 18-Jährigen teil, likten, bewunderten und beneideten sie. Doch jetzt machte die Blondine Schluss.

Süchtig nach Likes

Von einem Tag auf den anderen löschte sie 2000 Fotos auf ihrem Instagram-Profil, ihr Tumblr-Konto sowie ihren YouTube-Kanal, den 200.000 Menschen abonniert hatten. Und ließ auf ihrer neuen Seite www.letsbegamechangers.com die Bombe platzen: In einem Video namens "Warum ich finde, dass soziale Medien scheiße sind" erklärte sie – ungeschminkt und unverhohlen –, warum sie auf die ständige Inszenierung im Netz keine Lust mehr hat.

"Ohne es zu merken, habe ich den Großteil meines Lebens damit verbracht, süchtig nach Social Media, Anerkennung und gutem Aussehen zu sein", gibt O’Neill zu. "Social Media ist nicht echt. Es ist ein System, das auf Likes und Follower-Zahlen basiert." Diese sind längst mehr als bloße Nummern: Unternehmen reißen sich um Instagrammer wie Essena, die Tausende kaufkräftige Follower haben und es verstehen, ihre Produkte perfekt zu inszenieren. Bis zu 2000 Dollar täglich hätte sie mit Kooperationen verdienen können, behauptet die Aussteigerin.

Ehrliche Bildtexte

Mittlerweile hat die Internet-Ikone ihr ganzes Instagram-Profil gelöscht; zuvor hatte sie noch die Texte zu einigen Fotos geändert. Die sind gnadenlos ehrlich: "Dieses Outfit hatte ich nur fürs Foto an", "Hier habe ich einen Bräunungsspray verwendet" oder "Ich habe meine Schwester angeschrien, damit sie mich weiter fotografiert" . Unter ein Bikini-Foto schrieb sie: „An dem Tag habe ich fast nichts gegessen und 100 verschiedene Posen probiert, damit mein Bauch gut aussieht.“

Die Abrechnung eines Instagram-Stars
Essena O'Neill

Mit ihrem radikalen Schritt inspirierte Essena andere Instagrammer zu mehr Authentizität im Web. Madeleine Alizadeh (DariaDaria), eine der erfolgreichsten österreichischen Modebloggerinnen, postet seitdem jeden Tag ein ungeschöntes Foto aus ihrem Alltag. "Ich habe das Gefühl, dass der Druck für junge Mädchen und Frauen von Jahr zu Jahr schlimmer wird und schuld daran sind Tumblr, Instagram und Pinterest", schreibt die 26-Jährige auf ihrem Blog.

Wie Alizadeh will auch Essena O’Neill künftig über Nachhaltigkeit und vegane Ernährung berichten. Völlig uninszeniert. Und garantiert ohne Bräunungsspray.

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