Guglhupf mit Rumrosinen

Saison der Trockenfrüchte: Zeit für einen Rosinenguglhupf

Im November gibt es auf dem Markt frische, sonnengetrocknete Früchte: Die perfekte Zeit um einen Rosinenguglhupf zu backen.

Der Novemberwind pfeift um die Ohren, als ich an diesem nebligen Morgen über den Markt ins Café eile. Die Marktstandler sind dick in ihre Jacken eingemummelt und haben trotzdem schon rotgefrorene Nasen. Wie wird das nur im Winter werden, wenn die Tage wirklich frostig sind?

Schnell bringe ich ihnen einen warmen Kaffee und bleibe auf ein Tratscherl stehen.

"Deine Trockenfrüchte sind mit Abstand die besten in der Stadt!", schwärme ich Erol vor. "So saftig und weich, perfekt, um sie als gesunden Snack zu verputzen. Ich liebe getrocknetes Obst, am liebsten aber backe ich mit Rosinen." "Da scheiden sich die Geister!", lacht mich Erol an.

"Rosinen liebst du oder hasst du, dabei gibt es so viele verschiedene Sorten. Getrocknete Weintrauben sind ja immer Rosinen, dann gibt es Unterschiede aufgrund der Sorte, der Herkunft oder der Trocknung, zum Beispiel Sultaninen, Korinthen oder Zibeben", sagt er. "In Korinth wäre ich jetzt auch gern, dort ist es sicher wärmer und sonniger!", lache ich. Worauf die Marktstandler schmunzeln und sich wohl auch für den Winter ins heimatliche Bulgarien wünschen.

Im Café mache ich die Probe aufs Exempel und zähle im Team Rosinenliebhaberinnen und Rosinenhasser. Das Match geht unentschieden aus und lässt mich auf neue Mehlspeisen mit Rosinen hoffen. Seit unserer Eröffnung vor nunmehr fast 14 Jahren haben wir uns nicht mehr getraut, die getrocknete Weinbeere zu verbacken. "Warum eigentlich?", frage ich mich, heutzutage gibt es nirgends mehr Rosinen, Topfengolatschen glänzen golden, ohne verdächtige dunkle Tupfen, selbst im Apfelstrudel gibt es nur noch selten die einst obligate Trockenbeere. „Revolution!“, denke ich mir, ich werde es der Urli, die eine geborene Zibebenpickerin ist und dieses Erbe leider an die Mittlere und nun auch an das Pipsi weitergegeben hat, zeigen. Ein neuer Kuchen muss her, ein richtig altmodischer, am besten ein mit Rumrosinen gespickter Guglhupf.

Tipp

Für Rumrosinen, die mindestens zwei Wochen haltbar sind, Rosinen in ein Vorratsglas füllen und mit Rum bedecken.

Probekuchen aus dem Rohr

Michael, der als Kellner unsere Mehlspeisen auch verkaufen soll, schaut mich skeptisch an. Ich lasse mich jedoch nicht beirren und hole nach ein paar Stunden zu Hause einen betörend duftenden Probekuchen aus dem Rohr. Die Tarockierfreunde sind zu Besuch, schauen wir mal, ob sie mit den Rosinen ihre Freude haben. "Ein Rosinenguglhupf!", rufen sie beim Anblick des Backwerks aus. "Meine Omi hat immer 'Zuckerweimberl' zu ihnen gesagt!"

Den Ausdruck habe ich schon lange nicht gehört und bin gleich doppelt begeistert, mehrere Traditionen in die Welt zu tragen. Im Café wird der Kuchen auch gleich am nächsten Morgen gebacken, ein Stammgast nimmt sich ein Stück und meint lachend: "Ich werde mir gleich die Rosinen aus dem Kuchen picken!" Irgendwie passt das – aus dem Alltäglichen die kleinen, feinen Dinge herauszuholen, ist vielleicht das Geheimnis.

Zur Person

Zur Person

Nicole Ott ist Köchin, Gastronomin und Kochbuchautorin. Am Wiener Kutschkermarkt führt sie das Café Himmelblau.

Über Nicole Ott

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