Privatkoch statt Lieferservice: Neue App bringt den Küchenchef nach Hause
Ob Dinner mit Kerzenlicht oder Geburtstagsrunde. Get a Chef vermittelt Köche für die eigenen vier Wände. Der Erfinder erzählt, was sie so besonders macht.
Dieser junge Koch hat eine Idee umgesetzt, die wie aus einer Netflix-Serie klingt: Er bringt Köche dorthin, wo wohl am liebsten gegessen wird – nach Hause.
„Man kennt das ja sonst nur aus Filmen: Die Reichen haben ihren Privatkoch, der in der Küche zaubert“, sagt Marcus Pamer. „Ich wollte das auf eine bürgerliche, normale Ebene bringen, damit sich das jeder leisten kann.“
Daher hat der 24-Jährige die App Get a Chef erfunden, die Ende November startet. Das Konzept: Über eine App kann man österreichweit Köche buchen, die in die eigenen vier Wände kommen und dort frisch kochen, vom romantischen Candle-Light-Dinner bis zur Geburtstagsrunde. „Das Angebot soll schon etwas Exklusives sein“, sagt Pamer, „aber eben leistbar. Und es ist immer frischer als ein Lieferservice.“
Die unterschiedlichen Preisklassen der Küche
Wer auf der Plattform bucht, kann die Preisklasse gleich mitbestimmen. „Es gibt vier Kategorien“, erklärt Pamer. „40 bis 60, 60 bis 80, 80 bis 100 und 100 bis 180 Euro pro Person – je nachdem, ob man ein einfaches Menü oder ein achtgängiges Fine-Dining-Menü will.“ Auch die Köche selbst können wählen, in welchen Kategorien sie arbeiten möchten. So wissen beide Seiten genau, woran sie sind. Neben Preiskategorien stehen auch die Kochrichtungen zur Auswahl: „Das meiste Angebot ist derzeit österreichisch und italienisch, weil das die meisten am liebsten kochen.“ Aber es ist auch etwas aus der asiatischen Küche dabei.
Ich setze auf jüngere Köche, die etwas bewegen wollen. Köche sind oft das Herz eines Betriebs, bekommen aber zu wenig Anerkennung. Diese Plattform soll ihnen Sichtbarkeit geben.
Gekocht wird in der Küche der Kunden. Dafür müssen Nutzer ihr Equipment angeben. Ein Backofen und eine Mikrowelle gehören zur Grundausstattung, wer mehr hat, kann das angeben. Wenn ein Koch für sein Menü einen Thermomix braucht und es keinen gibt, bringt er ihn mit. „Ein einfacheres Menü wird komplett vor Ort gekocht, bei größeren Menüs werden einzelne Komponenten vorab vorbereitet und dann fertiggestellt.“ Die Köche rechnen dann selbst ab.
Pamer will mehr als bloß gutes Essen. „Wir wollen ein Erlebnis schaffen“, sagt er. In der App kann man etwa ein Candle-Light-Dinner planen – inklusive Checklisten und Empfehlungen für Blumen, Kerzen oder Deko-Partner. „Wenn Sie zum Beispiel den Geburtstag Ihres Kindes feiern, schlägt die App automatisch auch einen Zauberer oder eine Hüpfburg vor.“
Get a Chef soll Restaurants keine Konkurrenz machen
Der Jungunternehmer sieht sich nicht als Konkurrent zu Restaurants: „Ich will die Gastronomie unterstützen. Es geht darum, junge Leute für den Beruf zu begeistern.“ Und auch aus der Branche gebe es wohlwollende Reaktionen. In Zeiten des Wirtshaussterbens kann Neues nie schaden.
Noch steht Get a Chef am Anfang. „Wir sind derzeit im dreistelligen Bereich bei den Köchen“, sagt Pamer. Namen will er keine nennen, aber das Interesse aus der Branche sei groß. Mit Sternen oder Hauben prämierte Küchenmeister sind noch nicht darunter, dafür viele junge Menschen.
Über die App können sie an freien Tagen extra Aufträge annehmen, ganz flexibel. „Ich setze auf jüngere Köche, die etwas bewegen wollen. Köche sind oft das Herz eines Betriebs, bekommen aber zu wenig Anerkennung. Diese Plattform soll ihnen Sichtbarkeit geben.“
Pamer stand selbst schon in vielen Küchen: Vor fünf Jahren begann er im Café Westend, war bei mehreren Lokaleröffnungen dabei. Heute arbeitet er bei einem Catering-Service und am Münchner Oktoberfest ist er noch Produktionsleiter im Hacker-Pschorr-Zelt.
So kam dem Erfinder die Idee
Die Idee zur App kam ihm vor einem Jahr im Urlaub in Italien am Pool. „Ich habe mich dann gleich zum Laptop gesetzt und einen 30-seitigen Businessplan verfasst.“ Zwar gebe es bereits ein paar ähnliche internationale Plattformen, doch Get a Chef sei viel komplexer. Analysen würden der App eine rosige Zukunft vorhersagen.
Privat hat er immer schon gerne für Freunde gekocht. „Irgendwann dachte ich mir: Warum eigentlich nicht auch für andere? Nur niemand hat das so umgesetzt, wie ich es mir vorgestellt habe.“
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