Ein Landwirt auf Zeit

Ein Landwirt auf Zeit
Ein Wiener puzzelt sich eine Landwirtschaft.

Eigentlich wollte man nur ein Wochenendhaus besitzen, nicht weit von Wien entfernt, im schönen Kamptal. „Wir hatten vor, uns ins Gras zu legen und uns zu erholen“, erinnert sich Thomas Nowak ,„es ist aber schon bald losgegangen mit dem Anlegen eines Gemüsegartens“. Zug um Zug ist dann aus dem alten Haus am Land ein kleiner Bauernhof geworden – und der bildende Künstler Thomas Nowak ein Bauer auf Zeit, der zwischen Stadt und Land pendelt.

Nowak arbeitet in der Stadt, kann die Landwirtschaft nur zum Wochenende betreiben und wünscht sich überdies, auch noch 14 Tage im Jahr auf Urlaub zu fahren.

Wichtige Entscheidung

Um das alles unter einen Hut zu bekommen, mussten intelligente Lösungen gefunden werden. Es fiel die Entscheidung, nur schrittweise auszubauen, und zwar in einem Modulsystem. „Wir machen das so“, erklärt Nowak, „dass wir uns so alle zwei Jahre quasi ein Stückerl Bauernhof dazukaufen, ein Stückerl Wald, ein Stückerl Obstwiese. Man muss sich das wie bei einem „Playmobil“-Bauernhof vorstellen.“ Ursprünglich gehörte das Landleben gar nicht zu seinem Lebensentwurf. Erst als ein Freund im verwunschenen Ort am Kamp für wenig Geld ein verlassenes Haus erwarb und man ihm beim Renovieren half, war auch Nowak auf den Geschmack gekommen. Letztendlich hat sich dann eine ganze Gruppe von Wienern in der Nachbarschaft angesiedelt.

Bewahren und bewohnen

Verlassene Häuser gab es genug. Etwa die Hälfte der Landbewohner ist bereits wegen des akuten Jobmangels abgewandert. Im Gegenzug wurden die leer stehenden Häuser von Städtern, die auf der Suche nach dem Naturerlebnis waren, gekauft und dadurch vor dem Verfall bewahrt. „Zum Wochenende und in den Schulferien herrscht hier Hochbetrieb,“ sagt Nowak, „es geht dann zu wie in den besten Tagen des Kamptal-Tourismus, der zusammengebrochen ist, als durch die Errichtung der Stauseen das Wasser zum Baden zu kalt war.“

Obwohl nur Hobbylandwirt, kann Thomas Nowak sich und seine Familie inzwischen in Teilbereichen selbst versorgen. Gemeinsam mit einem Freund widmet er sich der Bienenzucht und hat einen Imkerkurs absolviert. „Auf die Imkerei“, erzählt er, „haben wir uns zuerst nur eingelassen, weil wir zuschauen mussten, wie die Obstbäume zwar in voller Blüte standen, wir aber nichts ernten konnten. Wir haben die Bienenvölker für die Bestäubung gebraucht. Inzwischen sind uns die Bienen richtig ans Herz gewachsen.“

Der Start ins Imkerleben ging ins Geld. An die 3000 Euro haben die beiden für die Bienenvölker und Gerätschaften, wie Honigschleuder und Wachsschmelzer, ausgelegt. Nowaks Imker-Kollege, von Beruf Wirtschaftsjurist, hat die Rentabilität der Honigproduktion berechnet. Demnach müssten sie mehr als ein Menschenleben lang Honig verkaufen, um Gewinn zu machen.

Doppelter Nutzen

Irgendwann kam die Hühnerhaltung ins Spiel. „Wir haben eine Rasse gesucht, die Eier legt und Fleisch bringt, also eine Zweifachnutzung möglich macht“, sagt Nowak, „unsere Wahl ist auf das ,Sulmtalerhuhn‘ gefallen, eine alte steirische Rasse. Es sind gutmütige Tiere, die fleißig brüten und Eier legen.“ Abgegeben wurden sie vom „Tiergarten Schönbrunn“, wo jeder beim „Tirolerhof“, dem Bauernhof des Zoos, diese schönen Tiere bewundern kann.

Die Kosten haben sich relativ schnell wieder eingespielt, der Nebeneffekt, den Nowak mit seinen Hühnern erzielt, ist ohnehin unbezahlbar: „Wer ihnen zuschaut, wie sie durch den Innenhof laufen, wird davon ganz ruhig und gelassen.“ Selbstredend handelt es sich um Freilandhaltung. Damit die Tiere die kalten Winter im Waldviertel, auch wenn ihr Betreuer abwesend ist, gut überstehen, hat sich Nowak schlau gemacht. So wurde die Wasserschale auf einer Wärmeplatte angebracht, als sich herausstellte, dass die Sulmtaler sich weigern, Schnee zu schlucken. Eine automatisch gesteuerte Schiebetüre macht den Hühnerstall einbruchssicher. Haben sich die Tiere, was sie von Natur aus bei Einbruch der Dämmerung tun, darin zurückgezogen, geht eine vertikale Schiebetür zu und erst am Morgen wieder auf. So bleiben die Hühner drin, die Marder und Füchse aber draußen.

Was Nowak an der Landwirtschft fasziniert, ist zuzuschauen, wie Pflanzen und Tiere sich entwickeln. „Der Hof ist aber auch ein ,Versicherungspaket‘ für die Zukunft“, überlegt der Wochenendbauer, „wenn die Wirtschaft zusammenbricht, kann man angeblich schon mit 400 Quadratmeter einen Menschen mit pflanzlicher Nahrung versorgen, und dann haben wir noch dazu ein paar Hendln da.“

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