Ein Junghund lernt, nur mit Erlaubnis zu jagen

Ein Junghund lernt, nur mit Erlaubnis zu jagen
Bei Martin Rütter DOGS Wien lernt der Kleine Münsterländer mit seinem Frauchen Impulskontrolle.

Pauli will jagen. Der Kleine Münsterländer, ein Vorstehhund, hat das Jagen im Blut. Obwohl seine Futterschüssel vom Menschen gefüllt wird und er seine Nahrung nicht selbst erlegen muss, findet er große Befriedigung im Jagdverhalten. Weshalb? "Weil das Jagen an sich ein Verhalten ist, das für den Hund selbstbelohnenden Charakter hat", sagt der Hundeexperte Martin Rütter. "Es macht ihm einfach Spaß." Rütter ist überzeugt: Einen Jagdhund vom Jagen abzuhalten, kann nicht artgerecht sein. Es führt in der Regel zu anderen schwerwiegenden Verhaltensproblemen.

Wir wollen ihn also fördern. Der Hund soll seiner Veranlagung gemäß sein Jagdverhalten ausleben dürfen – aber nicht alleine, sondern nur gemeinsam mit dem Menschen. Weshalb in unserem "Anti"-Jagd Training mit Conny Sporrer von "Martin Rütter DOGS Hundeschule" das Kooperationsverhalten des Hundes mit seinem Besitzer im Fokus steht.

Pauli läuft einfach los

Wir wissen bereits: Pauli ist zu selbstständig, er entscheidet für sich, dass er Jagen geht, indem er einfach losläuft. Auf dem Trainingsprogramm stehen deshalb in den ersten Wochen die Übungen Apportieren, Impulskontrolle, Blickkontakt und gemeinsame Suchspiele.

Ein Junghund lernt, nur mit Erlaubnis zu jagen
Hundetraining mit Conny Sporrer (Trainerin) in der Martin Rütter Schuler, Wien am 18.05.2017
Beim Apportieren geht es darum, dass Pauli "die Beute" zuverlässig bringt, ohne das für ihn typische Imponiergehabe zu zeigen. Mit der Schleppleine gewöhnen wir ihm ab, dass er mit seinem Spielzeug Extrarunden läuft. Conny Sporrer: "Wir zeigen ihm mit Hilfe der Leine den Weg, bringen ihn dazu, die Beute direkt zu Frauchen zu bringen. Dafür wird er belohnt." Die Impulskontrolle ist die nächste, viel schwierigere Übung für einen aufgeweckten Junghund: Pauli soll aushalten, dass sich ein Reiz bewegt, darf nicht sofort losrennen, wenn er etwas sieht, das ihn interessiert. Auch hier arbeiten wir zur Sicherheit mit der Schleppleine. Er soll liegen bleiben, wenn ich den Futterbeutel werfe, soll mich ansehen und meine Freigabe abwarten. Erst dann darf er loslaufen und apportieren.

Spiel mit Wirkung

Die Übungen, anfangs immer an der Schleppleine, zeigen schnell Wirkung. Für den Kleinen Münsterländer ist das alles ein tolles Spiel. Nach wenigen Einheiten entwickelt Pauli eine verblüffende Gelassenheit, wenn sein Beutel geworfen wird. Sein "Nachfragen" mittels Blickkontakt verstärkt die Bindung zwischen Hund und Mensch: Er schaut mich an – und erst auf mein Signal "Bring’s" startet er enthusiastisch in vollem Lauf davon.

Beim Suchen zeigt sich das größte Talent von Pauli. Er legt sich hin und wartet, ich gehe einen längeren Weg ab, verstecke sein Spielzeug und gebe ihm das Signal "Such". Er macht das ausschließlich mit seiner Nase, geht zielsicher meiner Spur nach und findet sein Spielzeug – immer und zur großen Freude von uns beiden. "Suchen" ist etwas, das man diesem Hund nicht erst beibringen muss, er macht es von selbst. Wieder haben wir etwas gefunden, das uns Freude macht und unsere Bindung stärkt. Tolle Erfolge in den ersten beiden Monaten auf dem Weg zu einem rückrufbaren Hund.

Von Orten bis Fressen: Die Jagdsequenz bei Hunden besteht aus acht Verhaltens- elementen: Orten, Fixieren, Anschleichen, Hetzen, Packen, Töten, Zerreißen, Fressen.

Je nach Hundetyp (etwa Nordische Hunde, Jagdhunde, Herdenschutzhunde, Hütehunde, etc.) sind die Elemente verschieden ausgeprägt. Hütehunde lenken Schafe, Jagdhunde spüren Wild auf oder zeigen es durch Vorstehen an, Treibhunde bewegen Rinder vor sich her, Herdenschutzhunde bewachen – all das wäre ohne Jagdverhalten nicht möglich.

Mehr Infos zu Hund und Training: www.martinruetter.com/wien

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