Ein Hoch auf zwei linke Hände

Autsch! Auch im Land der Hämmer kann nicht jeder große Sohn handwerken
Die Zeit, als Handwerk reine Männersache war, ist endlich vorbei. Eine Selbstbetrachtung
Von Uwe Mauch

Baumärkte kenne ich nur von außen. Wenn das Klo rinnt, rufe ich den Installateur. Wenn das Fahrrad ein Service benötigt, mache ich mir die Hände nicht schmutzig. Handflächen wie Schmirgelpapier habe ich auch nicht.

Ich bin nicht großartig stolz auf meine beschränkten handwerklichen Fähigkeiten, aber auch nicht todtraurig. Wenn ich in meiner Familie sehe (ja, auch Frauen!), mit wie viel Ambition und Geschick sie sich an die Reparatur von Dingen des täglichen Bedarfs machen, kann ich nur sagen: Ist doch gut, wenn sich nicht alle gleichzeitig einmischen. Ich freue mich auch ehrlich mit ihnen, wenn sie es wieder richten.

Und wenn ich den übervollen Parkplatz unseres lokalen Baumarkts betrachte, fällt mir ein: Seid doch froh! Ich bin einer weniger an der Kassa.

Nur keinen Pfusch

Außerdem bin ich gegen jede Form von Pfusch. Ein Elektriker sucht auch kein Foto zur Bebilderung dieses Zeitungsartikels. Also werde ich mich nicht in seinen Stromkreis einmischen. Und wenn er mein Problem lösen kann, dann soll er dafür ordentlich bezahlt werden. Das kurbelt dann auch den Wirtschaftskreislauf an.

Moderne Waschmaschinen und Geschirrspüler reparieren ist heutzutage sowieso ein Widerspruch in sich, erklärt etwa Sepp Eisenriegler vom Reparaturnetzwerk. Da können sogar die Fingerfertigsten unter uns nichts mehr anrichten. Die Geräte sind laut Eisenriegler nämlich so gebaut, dass sie nach wenigen Jahren kaputt gehen.

Bezüglich Halbe-Halbe in der Partnerschaft folge ich meinen eigenen Prinzipien: Ich wasche gerne Geschirr, aber ich tausche keine Zündkerzen in unserem Familienauto.

Kreative Linkshänder

Mit dem Spott in der Familie und auch im Freundeskreis ("der hat ja zwei Linke") habe ich leidlich leben gelernt. Auch die Blicke, die einen jungen Patscherten noch fast töten, wenn er dann doch einmal einen Hammer oder einen Schraubenzieher angreift, nehme ich mir nicht mehr zu Herzen. Die sind mir inzwischen egal. Nebenbei werte ich die Anspielung auf die linken Hände sogar als ein Kompliment. Weil Linkshänder in der Wissenschaft, in der Kunst und auch im Sport sehr kreative Zeitgenossen sind.

Umgekehrt empfinde ich keine Häme für Handwerker, im Gegenteil. Ich habe gelesen, dass Stefan Raab vor seiner TV-Karriere Fleischhauer war. Harrison Ford arbeitete vor seinem Durchbruch in Hollywood als Tischler. Und der im "Tatort" selbstverliebte Professor Börne war in seinem früheren Leben nie Gerichtsmediziner, sondern Zimmermann. Respekt!

Gut, wenn dann wieder einmal einer oder eine in einer privaten Runde eine Erörterung über die Vor- und Nachteile der neuen Akku-Schrauber beginnen will, bin ich vermutlich der falsche Ansprechpartner. Mein Wissen beschränkt sich darauf, dass ich von deren Existenz schon einmal gehört habe. Aber erstens können wir gerne über etwas anderes (Fußball) diskutieren und zweitens brauchen wortgewaltige Handwerker immer auch geduldige Zuhörer.

"Ich habe ihn gekriegt"

Öfters denke ich auch an die Mutter eines guten Freundes, der ebenfalls nicht als begnadeter Handwerker bekannt ist. Als sich seine Freunde in der Gegenwart von Muttern über den damals 18-jährigen Sohnemann lustig machten, weil der beim ersten Wohnungsumzug keine Idealfigur machte, meinte sie kurzer Hand: "Lochds ned so deppat, ihr habt's ihn euch ausgesucht, ich habe ihn gekriegt."

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