"Will kein Sexobjekt sein": Firmenchefin färbt Haare

"Will kein Sexobjekt sein": Firmenchefin färbt Haare
Eileen Carey war früher blond. Jetzt trägt die US-amerikanische Unternehmerin brünette Haare. Der Grund dafür: Sie fühlt sich als Blondine im Job weniger ernstgenommen.

Eileen Carey ist eine erfolgreiche Firmenchefin Anfang dreißig im Silikon Valley. Sie hat braune Haare, trägt eine Brille und in der Arbeit meist flache Schuhe. Warum das alles relevant ist? Weil das früher nicht so war. "Das erste Mal habe ich mir meine Haare gefärbt, weil eine Frau, die bei uns im Risikokapital-Bereich tätig ist, mir das angeraten hat", erzählt Carey der BBC. Ihr sei gesagt worden, dass die Männer, denen sie ihre Ideen vorstellt, sich mit einer brünetten Frau wohler fühlen würden.

"Möchte wenig Aufmerksamkeit auf mich ziehen"

Also färbte sich Carey die Haare - und bemerkte rasch Veränderungen. Braunhaarig zu sein würde sie älter aussehen lassen. Damit gehe auch einher, dass sie von männlichen Kollegen ernster genommen wird, wie die US-Amerikanerin im Gespräch mit der BBC schildert. Sie sei außerdem nicht die einzige Frau, die derartige Erfahrungen gemacht hätte. In Bewerbungsgesprächen, die sie in ihrer Funktion als Geschäftsführerin des Software-Start-ups Glassbreakers führte, hätten Frauen ihr des Öfteren erzählt, dass sie früher blonde Haare hatten.

"In einer Bar werde ich öfter angegraben, wenn ich blond bin. (...) Um in der Tech-Branche erfolgreich zu sein, möchte ich aber so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich ziehen, vor allem in sexueller Hinsicht", sagt sie. Dabei sei nicht nur die Haarfarbe entscheidend: Carey trägt mittlerweile Brille statt Kontaktlinsen und "lockere, androgyne" Kleidung zur Arbeit. Sie wolle als Führungskraft und nicht als Sexobjekt wahrgenommen werden, betont sie - "diese Grenzen werden immer noch oft übertreten".

Im Interview mit der BBC spart die Unternehmerin nicht mit Kritik an der Behandlung von Frauen in der Arbeitswelt: "Es gibt ein Problem mit sexueller Belästigung in unserer Industrie, Punkt." Das beste Beispiel dafür sei eine Party gewesen, auf der sie kürzlich war. Auf dieser seien Führungskräften Cocktails von Frauen in Feen-Kostümen serviert worden. Sie sei nicht nur die einzige weibliche Führungsperson im Raum gewesen, sondern auch der einzige Gast, der diese Situation unangemessen fand.

Für sie sei die optische Anpassung jedenfalls ein adäquater Weg, um sich in ihrem Berufsfeld weiter erfolgreich zu etablieren. Dabei komme ihr vor allem die Tatsache zugute, dass sie in ihrer Erziehung nicht mir den typischen Geschlechterstereotypen konfrontiert wurde und es ihr nicht wichtig sei, besonders feminin aufzutreten.

Sexismus im Silikon Valley

Mit ihren Erfahrungen, die sie als blonde Frau im Job-Alltag machte, bestätigt Carey nicht zuletzt Studien, die belegen, dass braunhaarige Frauen im beruflichen Kontext als professioneller wahrgenommen werden. Eine Studie kam 2016 außerdem zu dem Ergebnis, dass 60 Prozent der Frauen, die in der Technologie-Branche tätig sind, unerwünschte sexuelle Avancen gemacht werden. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein: Im Jahr 2013 ergab eine Umfrage, dass 75 Prozent jener Frauen, die am Arbeitsplatz sexuell belästigt wurden, den Vorfall nicht melden.

Auch die Diskriminierung von Frauen ist im Silicon Valley nach wie vor ein großes Problem. So berichtete beispielsweise die New York Times kürzlich, dass weibliche Unternehmerinnen im vergangenen Jahr nur 1,5 Milliarden an Unternehmensfinanzierungsgeldern bekommen hätten, während ihren männlichen Kollegen 58 Milliarden zugestanden wurden.

Erst kürzlich wurde die Sexismus-Debatte durch ein "Manifest" eines Google-Mitarbeiters angefacht. Der Autor, der kurze Zeit nach der Veröffentlichung entlassen wurde, hatte unter anderem geschrieben, Frauen seien weniger widerstandsfähig gegenüber Stress als Männer und schafften es auch deshalb so selten in Führungspositionen in der Tech-Industrie (mehr dazu hier).

Bei allen Steinen, die Frauen in ihrem Berufsfeld in den Weg gelegt werden, glaubt Carey daran, dass Veränderung möglich ist. Auf lange Sicht würden es Unternehmen, die Frauen in Führungspositionen blockieren, schwer haben. Sie empfiehlt: "Wenn der Arbeitsplatz nicht dazu beiträgt, dass man sein Potenzial bestmöglich ausschöpfen kann, dann sollte man dort nicht weiter arbeiten."

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