Dr. Sommer: Was Teenager 2015 wissen wollen

In der Werbung bei Bravo online geht es um die gleiche Pickel-Creme wie früher, aber manche Themen auf dem Jugend-Portal wären vor einigen Jahren undenkbar gewesen: "Der perfekte Blowjob" oder "Wie funktioniert ein Dreier?" wird dort erklärt.

Im "Dr. Sommer Mega Sex ABC" darf auch Analsex nicht mehr fehlen. Andys Freundin etwa will ihn ausprobieren, seit ihre Schwester ihr davon vorgeschwärmt hat, aber es funktioniert nicht. Das Dr. Sommer-Team hat eine klare Antwort für die beiden: "Lasst es erstmal."

Klaus Mauder bearbeitet seit 15 Jahren Dr. Sommer-Fragen telefonisch und schriftlich und gibt Entwarnung für die Sex-Krise: "Besonders Jungs verstecken sich oft hinter Technik-Fragen, wenn sie eigentlich über ihre Unsicherheit reden wollen." Oder sie fragen, ob alle Mädchen nur auf Muskeln stehen, dabei wollen sie wissen, wie sie eine aus der Klasse auf sich aufmerksam machen können, so der Diplomsozialpädagoge. Und dennoch: "Der Druck ist bei allen gestiegen – auch durch Pornos. Aber Jugendliche können letztlich zwischen Filmen und dem Leben unterscheiden. Ihnen ist klar, dass Jungs oft einen kleineren Penis und Mädchen nicht ständig Lust auf Sex haben", sagt der Dr. Sommer-Experte.

Die Pornoindustrie hinterlässt ihre Spuren, beobachtet auch Marlena Koppendorfer von der größten österreichischen Telefon-Hotline "Rat auf Draht". 86.000 Anrufer melden sich pro Jahr, mehr als zehn Prozent wollen über Sex reden. "In der Schule und im Internet wird viel Technisches erklärt, aber niemand sagt den Jugendlichen, wie sie eine respektvolle Beziehung führen können.

Sex als Falle

Vielbeschäftigt sind die Berater mit Cyber-Mobbing, einer anderen Seite der sexuellen Revolution, so Koppenhofer. "Noch immer gibt es zu wenig Sensibilität für Nacktfotos oder Sex-Videos, die etwa durch einen Ex-Freund im Internet landen könnten. Dann ist die Verzweiflung groß." Dabei macht sich der Junge mit solchen Fotos am Handy strafbar: Erst kürzlich verurteilte ein deutsches Gericht einen 13-Jährigen wegen der Verbreitung von Kinderpornografie.

Nicht nur Mädchen werden Opfer im Internet, weiß Koppendorfer: "Junge Männer zwischen 16 und 24 Jahren werden von Mädchen dazu verleitet, sich während einer Skype-Verbindung selbst zu befriedigen. Die Banden erpressen sie dann mit der Drohung, die Videos an Eltern und Freunde zu senden, man nennt das Sex-Torsion." Kein Wunder, dass es in dieser komplizierten Welt der Erotik auch wieder einen Trend zur Romantik gibt, wie Bravo-Mann Mauder erzählt: "Junge Menschen lernen jemanden online kennen, verlieben sich und wollen für immer zusammenbleiben." Und für das erste Mal holen sie sich die Tipps ihm.