Die Apple-Welt nach Steve Jobs

Die Apple-Welt nach Steve Jobs
Die Ikone geht, Routinier Tim Cook folgt nach. Anleger sind nervös, aber intern ist alles auf Schiene.

Mit seinem Rücktritt in der Nacht auf Donnerstag hat Apple-Gründer Steve Jobs (56) der außergewöhnlichsten Karriere der Hightech-Welt ein Ende gesetzt. Wie kaum ein Zweiter verkörperte er seine Firma und überflügelte selbst Microsoft-Gründer Bill Gates in Sachen Popularität. Seit Kurzem ist der iPhone- und iPad-Hersteller Apple mit mehr als 330 Milliarden Dollar das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt. Die Aktie sackte am Donnerstag an der US-Börse zwischenzeitlich um vier Prozent ab und schloss 0,65 Prozent im Minus. Jobs beförderte Tim Cook, der zuvor das operative Geschäft leitete, zum neuen CEO. Jobs beförderte Tim Cook, der zuvor das operative Geschäft leitete, zum neuen CEO.

Cook kommt die schwierige Aufgabe zu, den Erfolg von Apple fortzusetzen. Zwar wird Jobs bei zentralen Entscheidungen ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben - doch sein Rücktritt erhärtet den Verdacht, dass sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hat. Jobs musste sich 2004 einen Tumor an der Bauchspeicheldrüse entfernen lassen und unterzog sich 2009 einer Lebertransplantation. Mit dem Bau einer ringförmigen Apple-Zentrale in Cupertino, Kalifornien, die größer ist als das Pentagon, setzt er sich sein eigenes Denkmal.

Gründung und Ausstieg

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Seit dem Tod von Steve Jobs vor eineinhalb Jahren konnte Apple keine wirkliche technologische Revolution auf den Markt werfen. Entsprechend war der Aktienkurs von rund 700 Dollar Ende September auf zuletzt unter 400 Dollar gefallen.

In die Welt der Computer findet der junge Jobs über einen Umweg: Vom Buddhismus fasziniert, reist er nach Indien und wird von der Realität enttäuscht. "Vielleicht hat Thomas Edison doch mehr zur Verbesserung der Welt beigetragen als Karl Marx", meinte er damals. Zurück in Kalifornien gründet er 1976 gemeinsam mit Steve Wozniak die Firma Apple, macht den "Apple II" zum populärsten Heim-Computer seiner Zeit und sich selbst 1980 mit einem Börsengang zum Multimillionär. "Jobs ist ein Kontroll-Freak, ein Perfektionist und ein Zuchtmeister seiner Angestellten", so Apple-Experte Leander Kahney.

Sein kompromissloser Führungsstil kostet Jobs 1985 seinen Job. Er verliert einen internen Machtkampf, weil der Vorstand ihm nicht zutraut, Apple zu einer Zehn-Milliarden-Dollar-Bewertung zu führen. 1994 beginnt der schnelle Abstieg von Apple, was sich im oftmaligen Wechsel des CEOs widerspiegelt. Von zehn Prozent weltweitem Marktanteil bei Computern fällt man auf drei Prozent zurück. Jobs ist nicht untätig: Er baut mit NeXT eine neue Firma auf, die ein Betriebssystem entwickelt, und kauft Star-Wars-Macher George Lucas das Animationsstudio Pixar ab. Dieses landet 1995 mit "Toy Story" einen Riesenhit und geht 2006 für 7,4 Milliarden Dollar an Disney.

Erfolgslauf in "zweiter Amtszeit"

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Zurück am Ruder 1996 kauft der angeschlagene Apple-Konzern NeXT auf und macht Jobs wieder zum Chef. Nach einer ehrlichen Analyse ("die Produkte haben keinen Sex mehr") kürzt Jobs das Portfolio von 40 Geräten auf vier Computermodelle. Ein Deal mit Bill Gates garantiert, dass Microsoft weiter das Büroprogramm für Mac anbietet.

Als sein Team Ende der 90er in Tokio eine winzige Festplatte entdeckt, lässt Jobs daraus einen Musik-Player bauen. Der iPod wird zum erfolgreichsten Musik-Player und bildet mit iTunes eine Art "Trojanisches Pferd", um die Windows-Welt mit Apple vertrauter zu machen. Der Plan geht auf und bereitet den Weg für iPhone und iPad. Zuerst arbeitet Apple am Tablet-Computer, aber Jobs erkennt die Zeichen der Zeit und lässt daraus ein Smartphone für den boomenden mobilen Markt bauen.

Nicht nur gute Entscheidungen

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Viele Entscheidungen, die Jobs getroffen hat, sind aber nicht unumstritten. Der Buddhist und Pescovegetarier (er isst Fisch) ließ seine Produkte in Ländern wie China unter harten Arbeitsbedingungen herstellen, die Fabriksarbeiter bereits in den Selbstmord trieben. 2006 untersucht die US-Börsenaufsicht: Mit Wissen von Jobs wurden Wertpapiere, die Mitarbeiter erwerben können, rückdatiert, damit sie an Wert gewinnen. Apple zahlt 84 Millionen Dollar Strafe.

Den einstigen Fehler, Jobs' Urteil nicht zu trauen, wird die Firma nicht wiederholen. Vielmehr wird der bereitete Weg unter Fernaufsicht der Ikone weiter beschritten werden. Sein Team, darunter etwa Design-Guru Jonathan Ive, wird sich künftig vor jeder einzelnen Entscheidung immer die Frage stellen: "Was würde Steve tun?"

Apples Aktienkurs fällt vorerst

Auf den Kurs der Apple-Aktie wirkte sich der Chefwechsel erwartungsgemäß negativ aus. Die Aktie verlor an der Frankfurter Börse mehr als sechs Prozent. Der Kurs sollte sich längerfristig aber erholen, sind sich Analysten einig: "Das ist jetzt eine kurzfristige Nervosität, wie immer, wenn es zuletzt um die Krankheit von Jobs ging", sagt Leopold Salcher, Analyst der Raiffeisen Centrobank.

Von diesen kurzfristigen Rückgängen abgesehen, befindet sich die Apple-Aktie seit sieben Jahren im Höhenflug. Und mittelfristig dürfte die Aktie von der Ära Jobs noch weiter zehren können. Produktmäßig sei für die nächsten ein bis zwei Jahre nämlich "alles auf Schiene", verweist Salcher auf die schon bald kommenden nächsten Versionen von iPhone, iPad sowie Billig-iPhone für China.

Patent-Krieg

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Im Kampf um die Vorherrschaft in der "Post-PC-Ära" liefert sich Apple mit Google und den asiatischen Rivalen Samsung, LG und HTC einen erbitterten Wettkampf. Dabei wird auch mit harten Bandagen gekämpft, wie die jüngsten Patentklagen gegen Samsung zeigen.

Erst am Mittwoch verhängte ein Gericht in Den Haag ein EU-weites Verkaufsverbot gegen Galaxy-Smartphones, weil aus Apples Sicht Patente verletzt wurden. Das Verbot tritt ab 13. Oktober in Kraft. Bis dahin hat Samsung Zeit, seine Geräte zu verändern, angeblich geht es nur um eine kleine Applikation. "Das sind Scheingefechte", kommentiert Salcher den Patentkrieg, denn die beiden Streithanseln seien wirtschaftlich eng verbunden. In fast allen Apple-Geräten stecken Bauteile der Koreaner.

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