Anekdoten zum Lachen und Weinen

Clownin "Rosa" Martina Haslhofer bei ihrer Arbeit. Auch sie schrieb für das Buch.
Leseprobe: Die Geschichten der Roten Nasen regen zum Denken und Weinen an.

Die Arbeit der Roten Nasen streut Lachen in ein humorfreies Biotop: das Krankenzimmer. Der Initiator des Buches Gary Edwards bringt die Bedeutung auf den Punkt: "Jedes Leben ist wertvoll, und wenn das Leben durch eine Krankheit dazu gezwungen wird, seinen Wert in einen kürzeren Zeitraum zu packen, wird jede Minute dieses kurzen Lebens genauso wertvoll wie die Stunden eines längeren Lebens." Die Roten Nasen wollen den verbleibenden Minuten mehr Wert geben.

Wie wertvoll und wichtig Humor und Lachen in traurigen Lebensphasen sind, hat Rote Nasen-Clownin Martina Haslhofer und Rote Nasen-Gründer Giora Seeliger unlängst im Interview erklärt.

In "Kleine Wunder – Erlebte Geschichten zum Lachen und Nachdenken" (Amalthea Verlag, 19,95 €) erinnern die Clowninnen und Clowns durch beeindruckende Momente an die Bedeutung der Fröhlichkeit in besonders schweren Zeiten.

Mit ihrer Geschichte "Musik verbindet" holt Christina Matuella das Thema Migration in "Kleine Wunder":

"Musik verbindet"

Wir besuchen eine Familie aus dem Kongo im Krankenhaus. Ihr 15-jähriger Sohn Hasan hat eine schwere Kopfverletzung erlitten, niemand spricht Deutsch.

Als wir die Türe zum Zimmer öffnen, sind wir überrascht. Wie in einem kleinen Boot sitzen die Eltern und vier Brüder des Patienten eng zusammengedrängt in einem Bett. Hasan liegt verkabelt und fest zugedeckt im anderen. Wahrscheinlich haben die sieben noch nie in ihrem Leben einen Clown gesehen.

Clownin Herta und ich schauen uns an – schauen in die Gesichter der anwesenden Personen – schauen uns wieder an. So geht das eine ganze Weile. Sehen – verstehen – reagieren. Ein altes und bewährtes Clowngesetz.

Anekdoten zum Lachen und Weinen
Amalthea Verlag Buchcover Kleine Wunder Rote Nasen-Geschichten, honorarfrei bei Titelnennung für Buchgeschichte
Dann geben wir Gas. Wir wollen der Familie ein Lied schenken, ein afrikanisches Lied. Wir bemühen uns redlich. Und scheitern. Keine Reaktion. Also probieren wir ein anderes Lied. Unser Einsatz zeigt eine erste Wirkung. Die Kinder reagieren. Die Eltern lächeln. Also noch ein Lied.

Beim dritten Lied beginnt die Familie mitzuklatschen. Der Bann ist gebrochen. Wir stellen uns vor. Der Vater stellt uns seine Söhne vor, fünf Buben. Sein Stolz ist unüberhörbar. Die Namen sind für unsere Ohren schwierig. Herta bringt alles durcheinander. Ich versuche alles richtig zu machen und die Jungs zu begrüßen. Farad, Haluk, Cem, Mohamed. Wer ist wer? Es wird ein schönes Chaos. Die Mutter lacht Tränen. Die Buben haben Spaß, weil wir uns gegenseitig aus dem Konzept bringen. Bei Hasan entschuldigen wir uns permanent für die Störung. Er ist großzügig mit uns. Der eigentliche Chef des Zimmers eben!

Als wir mithilfe der Kinder rote Nasen aus Seifenblasen erscheinen lassen, kommt Leben in die sehr braven Kinder. Der Höhepunkt. Jetzt sollten wir wieder gehen – doch irgendetwas hält uns zurück. Die tiefen Blicke der besonderen Menschen hier.

Und dann geschieht das Unglaubliche: Alle sieben singen für Herta und mich ein afrikanisches Lied. Original. Die Buben sitzen und stehen inzwischen am Bett des kranken Bruders. Wie die Sängerknaben. Die Eltern unterstützen sie. Zaghaft, aber stolz. Die roten Nasen sind aufgesetzt.

(Geschichte gekürzt)

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