Das Dilemma mit dem Stundenplan

Kind fühlt den Stundenplan aus
In einigen Bundesländern hat am Montag die Schule wieder begonnen. Auf einen regulären Unterricht müssen viele Schüler aufgrund des fehlenden Stundenplans aber zum Teil wochenlang warten.

Seit Montag dieser Woche drücken die Schüler aus den Bundesländern Niederösterreich, Burgenland und Wien eigentlich wieder die Schulbank. Aber der Start ist oft schleppender, als sich das manche Eltern wünschen; der Grund dafür ist, dass es zu Schulbeginn lediglich einen provisorischen Stundenplan gibt - der echte wird oft erst in den folgenden Schulwochen erstellt. Und so wissen weder Eltern noch Kindern, welche Fächer an welchen Tagen unterrichtet werden und wann der Unterricht vorbei ist. Es entsteht beinahe der Eindruck, als käme der alljährliche Schulbeginn im Herbst für die Schulen überraschend. Für viele Eltern ist nicht nachvollziehbar, warum es in einigen Schulen nicht möglich ist, innerhalb weniger Tage einen Stundenplan aufzusetzen und den geregelten Schulbetrieb aufzunehmen.

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Keine Frist für Stundenplan

Tatsächlich dauert es in manchen Schulen sogar bis Ende September - also fast einen Monat -, bis der fixe Stundenplan steht. Denn zu diesem Zeitpunkt müssen alle Schulen ihre diesbezüglichen Daten elektronisch an das Bundesministerium für Bildung weitergegeben haben. Eine gesetzlich vorgegebene Frist für die Fertigstellung eines fixen Stundenplans gibt es aber nicht. "Es gibt Schulen, an denen dieser Prozess nach der zweiten Schulwoche abgeschlossen ist, bei anderen wird das aber länger dauern", sagt Gabriele Dangl, Leiterin der AHS-Abteilung des Stadtschulrats Wien.

Provisorischer Stundenplan ab Mittwoch

Grundsätzlich gilt in Österreich die Regel, dass der provisorische Stundenplan bis Mittwoch, also bis zum dritten offiziellen Schultag, fixiert sein muss. Danach könne es laut Dangl noch zu Nachjustierungen und Stundenverschiebungen kommen. Ausnahmen dafür, dass am Mittwoch noch kein provisorischer Stundenplan vorliegt, gelten nur, wenn ein Unglück an einer Schule passiert, wie beispielsweise der Todesfall oder die kurzfristige Versetzung eines Lehrers. Das erklärt Andreas Ehlers vom Wiener Landesverband der Elternvereine an den Pflichtschulen im Gespräch mit dem KURIER.

Wenn kurzfristig Lehrpersonal ausfällt, was auch immer wieder vorkomme, sei das an Grundschulen meist weitgehend unproblematisch, sagt Ehlers. Schwieriger sei die Situation aber, wenn es sich dabei um Lehrer mit speziellen Fachkenntnissen handelt und deswegen umdisponiert werden muss. Trotzdem habe sich die Situation rund um verzögerte Stundenpläne laut Ehlers in den vergangenen Jahren drastisch verbessert. Noch vor 15 Jahren sei es Usus gewesen, dass wochenlang ein provisorischer Stundenplan galt.

"Natürlich kann ich verstehen, dass es für Eltern fein wäre, mit dem Schulbeginn einen fixen Stundenplan vorliegen zu haben", sagt Dangl. Sie gibt aber zu bedenken, dass sich ein Stundenplan auch während des laufenden Schuljahres immer wieder ändern könne.

Verzögerte Informationsbeschaffung

Dass der Stundenplan nicht bereits am ersten Schultag feststeht, sei unter anderem den Wiederholungsprüfungen geschuldet, die in den meisten Schulen am Montag und Dienstag in der ersten Schulwoche stattfinden. Der Ausgang von diesen sei entscheidend dafür, wie viele Klassen es letzten Endes gibt und wie viele Lehrer demnach benötigt werden. Außerdem maßgeblich für die Erstellung des Stundenplans seien die An- und Abmeldungen für eine Tagesbetreuung sowie den Religionsunterricht. Letzteres müssen die Schüler bis zum Montag in der zweiten Schulwoche entscheiden und kann dazu führen, dass der Unterricht klassenübergreifend abgehalten werden muss.

Stellt sich die Frage, warum diese Informationen nicht bereits vor dem Ferienbeginn von den Schülern eingeholt werden, um schneller einen Stundenplan erstellen zu können. "Es handelt sich bei diesen Fristen um gesetzliche Regelungen, die nicht auf Weisung des Landesschulrats geändert werden können", heißt es aus dem Büro des Stadtschulrats.

Erst wenn die Schülerzahl fixiert ist und etwaige neue Klasseneröffnungen oder –zusammenlegungen geklärt sind, könne mit der Lehrfächerverteilung und darauf folgend der Planung des Stundenplans weitergemacht werden. Vereinzelt gebe es laut Dangl Schulen, in denen aufgrund eines Beschlusses des Schulgemeinschaftsausschusses (Anm. der Red.: in AHS besteht dieser aus Eltern, Lehrern und Schülern) Wiederholungsprüfungen bereits am Donnerstag und Freitag vor dem offiziellen Schulbeginn stattfinden. Zumindest das könnte die Planung des Stundenplans etwas beschleunigen.

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