Dalai Lama setzt auf Social Networks

Dalai Lama setzt auf Social Networks
Er selbst bezeichnet sich als einfachen buddhistischen Mönch, in der weiten Welt des Internets wird der Dalai Lama jedoch wie ein Popstar verehrt. Obwohl er selbst nicht computererfahren ist, kann der Religionsführer im Netz über elf Millionen Menschen begeistern. Sein Ziel: Die Kommunikation zwischen der Autonomen Region Tibet und China zu verbessern.

Durch seine Präsenz auf sozialen Online-Plattformen wie Facebook oder Google+ sowie dem Kurznachrichtendienst Twitter ist der Dalai Lama - zumindest virtuell - einflussreicher als viele internationale Politiker. Damit sendet er ein kräftiges Signal nach China, das für seine Zensur des Internets immer wieder kritisiert wird. Der Dalai Lama ist für Peking ein „Verräter", der das Land spalten will. In der Region Tibet, aber auch im übrigen China, sperrte die Regierung Internetseiten, um den Einfluss des Friedensnobelpreisträgers von 1989 einzudämmen.

Die Friedensbotschaften, Lehren und täglichen Aktivitäten von Tenzin Gyatso, wie der Friedensnobelpreisträger eigentlich heißt, verfolgen derzeit knapp 4,4 Millionen Fans auf Facebook, 5,2 Millionen auf Twitter und 2,7 Millionen auf Google+. Andere Religionsführer wie Papst Benedikt XVI. oder der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu liegen mit jeweils weniger als einer Million Follower weit hinter dem Dalai Lama.

Accounts von Büro verwaltet
Verwaltet werden die jeweiligen Accounts werden von seinem privaten Büro in der nordindischen Stadt Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Exil-Regierung. „Soziale Medien haben dabei geholfen, mit vielen unterschiedlichen Nutzern in Kontakt zu treten. Es ist interessant, dass sogar chinesische Studenten dem Profil des Dalai Lama folgen", sagt Tenzin Choejor, der offizielle Fotograf des 77-Jährigen. Dies würde den Chinesen helfen, den vom Dalai Lama propagierten „Weg der Mitte" besser zu verstehen.

Dies war auch für den buddhistischen Führer das schlagende Argument, der virtuellen Welt einen wichtigen Stellenwert einzuräumen. Er will aufzeigen, dass durch soziale Medien neue Kanäle der Kommunikation zwischen Tibet und China geschaffen werden. So hielt der Dalai Lama trotz der Versuche seitens Peking, ihn mundtot zu machen, im vergangenen Jahr einen ersten Online-Chat mit chinesischen Internetnutzern.

Bezug zu Österreich
Der Dalai Lama, 1935 geboren, wurde bereits im Alter von zwei Jahren als angebliche Reinkarnation des 1933 verstorbenen 13. Dalai Lama (Thubten Gyatso) erkannt. Suchte er zunächst noch das Gespräch mit Chinas kommunistischer Führung, sah er sich neun Jahre später - als die Aufstände der Tibeter ihren Höhepunkt erreichten - zur Flucht in das indische Dharamsala gezwungen. Zehntausende Landsleute folgten ihm. Seither ist die nordindische Stadt Sitz der tibetischen Exilregierung.

Österreich spielte im Leben des Dalai Lama von jeher eine große Rolle. Allen voran wurde der Bergsteiger Heinrich Harrer für ihn zur Bezugspersonen. Der 2006 verstorbene Kärtner verbrachte „Sieben Jahre in Tibet" (so auch das gleichnamige Buch und der Film) und fungierte als Berater, Erzieher und schließlich Freund des 14. Dalai Lama. Zeit seines Lebens musste sich Harrer aber für seine NS-Vergangenheit - er war NSDAP- und SS-Mitglied - rechtfertigen, rund um seinen Tod gab es jedoch wenige kritische Stimmen. Im Mai diesen Jahres stattete der Dalai Lama Österreich seinen bisher längsten Besuch ab.

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