CSI-Effekt: Werden Verbrecher durch Krimis besser?

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Forscher fanden keinen Zusammenhang zwischen dem Konsum von forensischen Serien und der Fähigkeit, Verbrechen zu vertuschen.

„CSI-Effekt“ – so wird das Phänomen bezeichnet, wonach forensische TV-Serien den Zuschauer beeinflussen. Erkenntnisse aus der „Crime Scene Investigation“, also der Tatortermittlung im Film, könnten sich demnach im realen Leben niederschlagen. Im schlimmsten Fall, so die Befürchtungen, lernen potenzielle Verbrecher, wie sie eine Tat am besten vertuschen. Es wurden aber auch Bedenken geäußert, dass Mitglieder von US-Schwurgerichten überhöhte Erwartungen an die Ermittlungsergebnisse haben könnten und in der Folge die Zahl der Freisprüche steigt.

Psychologen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) um Prof. Dr. Heiko Hecht geben jetzt Entwarnung: Sie zeigen in einer experimentellen Untersuchung, dass zwischen dem Anschauen von forensischen Serien und den Fähigkeiten, ein Verbrechen zu begehen, kein Zusammenhang besteht. Es handelt sich um die erste experimentelle Arbeit, die sich mit der Frage beschäftigt, ob die Zuschauer solcher Serien vielleicht die besseren Verbrecher wären.

„Die Behauptung solcher Zusammenhänge oder Auswirkungen stand dann jahrelang im Raum, ohne dass es irgendwelche Studien dazu gegeben hätte“, erklärt Studienleiter Dr. Andreas Baranowski. Der Wissenschaftler hat mit seinen Kollegen an der JGU vier unterschiedliche Studien durchgeführt, um den Behauptungen nachzugehen und möglichst verlässliche Ergebnisse zu erzielen.

Verbrechensaufklärung

Zunächst haben sich die Psychologen Statistiken aus den Datenbanken von BKA und FBI angeschaut und die Rate der Verbrechensaufklärung in den Jahren vor dem Start von CSI mit der Rate danach verglichen. Dann wurden 24 verurteilte Kriminelle in Gefängnissen nach ihrer Meinung zu Serien wie CSI befragt und danach, ob sie solche Serien für hilfreich erachten, um einer Strafverfolgung zu entgehen. In einem dritten Schritt entwickelten die Wissenschaftler eine aufwendige Versuchsanordnung, um herauszufinden, ob die Zuschauer von CSI-Serien tatsächlich besser darin sind, bei einem gefakten Verbrechen die Spuren zu verwischen. Dieses Ziel verfolgten Baranowski und seine Kollegen auch mit dem vierten Versuchsteil, wobei hier das Verbrechen mithilfe eines Puppenhauses nachgespielt wurde.

CSI-Effekt: Werden Verbrecher durch Krimis besser?
Experiment zum CSI-Effekt: Tatort, der gereinigt werden musste Foto/©: Andreas Baranowski

CSI-Effekt ist ein Mythos

Insgesamt zeigte sich, dass zwischen dem Konsum von forensischen Serien und den Fähigkeiten, ein Verbrechen zu begehen, kein Zusammenhang besteht. Allerdings schnitten die Männer im vierten Versuchsteil bei ihrer Aufgabe besser ab als Frauen, jüngere Teilnehmer besser als ältere und höher gebildete besser als weniger gebildete Probanden. Versuchspersonen aus technischen Berufen, vorwiegend Männer, scheinen bei der Verbrechensvertuschung auch gewisse Vorteile zu haben.

Sherlock Holmes, Quincy, Law & Order

Baranowski weist darauf hin, dass bereits in der Vergangenheit von ähnlichen Effekten die Rede war. Beginnend bei Sherlock Holmes über Quincy bis hin zu Law & Order äußerten warnende Stimmen immer wieder ihre Bedenken, die falschen Leute könnten dadurch informiert werden. „Immer wenn etwas Neues aufkommt, entstehen Ängste, die etwas platt und monokausal Gefahren wittern und nach Verboten rufen.“ Diesen Stimmen sei nun der Wind aus den Segeln genommen. „Wir können jetzt die Mythen widerlegen, die seit 20 Jahren in den Medien und anderen Schriften kursieren, und mit relativ großer Sicherheit behaupten, dass Leute, die CSI schauen, nicht besser darin sind, ihre Spuren zu verwischen, als andere Menschen auch.“

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