Auswahlverfahren für angehende Lehrer

Auswahlverfahren für angehende Lehrer
Universitäten und Pädagogische Hochschulen arbeiten bei der Lehrerbildung zusammen.

Pädagogische Hochschulen (PH) und Universitäten müssen künftig bei der Lehrerausbildung stärker als bisher zusammenarbeiten. Im Südosten Österreichs entwickeln Unis und PH gemeinsame Bachelor- und Masterprogramme und - im größeren Verbund - nun auch ein einheitliches Aufnahmeverfahren. Für letzteres arbeiten auf Initiative der Uni Graz 15 Häuser zusammen. Gleichzeitig wird unter Federführung der Uni Wien von mehreren Unis und PH ein anderes Modell erprobt, beim dem auf mehrere "Self-Assessments" gesetzt wird.

Die neue Lehrerausbildung sieht vor, dass künftig jeder angehende Lehrer - egal ob er sich an einer Uni, einer PH oder an einer Kooperationsform ausbilden lässt - ein Aufnahmeverfahren bestehen und ein vierjähriges Bachelorstudium absolvieren muss. Nur bei dem für die Fixanstellung nötigen ein- bis eineinhalbjährigen Masterstudium müssen die PH verpflichtend mit Unis kooperieren. Die bisherige Trennung - Pflichtschullehrer (Volks-, Neue MIttel-, Sonderschule etc.) werden an den PH, Lehrer für AHS und berufsbildende mittlere und höhrere Schulen (BMHS) an den Unis ausgebildet - soll dadurch aufgeweicht werden.

Die Besten suchen

Sechs Unis (Unis Graz, Klagenfurt, Linz, Technische Uni Graz, die Kunstunis Linz und Graz) sowie neun PH (PH Steiermark, Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Wien, die Kirchliche PH Graz sowie die private PH der Diözese Linz) wollen das Aufnahmeverfahren für Lehramtsstudien gemeinsam entwickeln und durchführen. "Wir wollen künftig aufeinander abgestimmte Ausbildungen anbieten. Da ist es nur sinnvoll, wenn wir auch das Verfahren gemeinsam planen", hielt die Grazer PH-Rektorin Elgrid Messner im Gespräch mit der APA fest.

Ziel sei es, "von Anfang an die besten Leute für den Lehrberuf zu kriegen und nicht sukzessive die Leute aus dem Studium hinauszuprüfen", so Messner. An der PH Steiermark arbeitet man bereits seit 2006 mit einem - gemeinsam mit Experten der Uni Graz entwickelten - Aufnahmeverfahren. Es besteht aus einem Selbsteinschätzungsteil und einem Fremdevaluierungsteil, dem besonderer Stellenwert eingeräumt wird. Damit habe man "sehr gute Erfahrungen" gemacht: "Das Niveau und das Commitment der Studierenden gegenüber Studium und Profession ist bedeutend stärker geworden und die Drop-out-Rate gesunken", schilderte Messner.

Jetzt bringen 15 Institutionen ihre Erfahrungen und Wünsche ein, um das Ganze zu einem großen gemeinsamen Verfahren weiterzuentwickeln, ergänzte Martin Polaschek, Vizerektor für Studium und Lehre an der Uni Graz. Im Herbst 2015 will man mit einem Pilot-Durchgang an der Uni Graz und der PH Steiermark starten.

Grundsätzlich geeignet

"Unsere Idee ist eine große Plattform, wo sich die Bewerber einem einmaligen Verfahren stellen, das feststellt, ob sie grundsätzlich für den Lehrerberuf geeignet sind. Dann können sie an jedem der teilnehmenden Häuser studieren", so Polaschek. Wie bereits bei den PH eingeführt, werde es dann allerdings auch an den Unis für die Lehramt-Studierenden "eine gewisse Platzkontingentierung geben müssen", forderte der Vizerektor. "Letztlich müssen den jungen Leuten ja auch genügend Praxiskapazitäten zur Verfügung gestellt werden", so Polaschek, der keine konkreten Zahlen nennen wollte: "Wie viele Lehrer ausgebildet werden, muss die Politik entscheiden". Zuletzt haben an der Uni Graz 1.155 Personen - ohne Aufnahmeverfahren - ein Lehramtsstudium begonnen, an der PH Steiermark haben sich 1.125 Personen beworben und 399 wurden - entsprechend der vorhandenen Studienplätze - aufgenommen.

Die Unis Wien, Innsbruck und Salzburg sowie die Kirchliche PH Wien/Krems und die PH Tirol setzen unterdessen auf das Kooperationsprojekt "Pre-Post-Self-Assessment (PPSA) Lehramt". Idee des Testverfahrens: Lehramtsstudien-Interessierte sollen vor Beginn des Studiums sowie nach Ende der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) Selbsteinschätzungstests absolvieren. Durch dieses Tool sollen die angehenden Studenten sich bestmöglich orientieren können.

uniko

Die Abstimmung zwischen den Unis soll im Forum Lehre der Universitätenkonferenz (uniko) stattfinden. Die Uni Wien, die mit Abstand die meisten Lehrer ausbildet, führt dabei auch mit anderen Einrichtungen wie PH Gespräche "über mögliche Formen der Intensivierung der Zusammenarbeit". Dabei stehe die Qualität der Ausbildung im Mittelpunkt, wie die zuständige Vizerektorin Christa Schnabl betont. Da dabei auch Fort- und Weiterbildung eine wesentliche Rolle spielten, sollen die Unis ihrer Meinung nach dabei künftig eine stärkere Rolle spielen. Bisher hat diese fast ausschließlich an den PH stattgefunden.

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