Forscher entdecken die ältesten Werkzeuge

Lange herrschte das Dogma: Unsere Verwandten aus der Gattung Homo waren die ersten, die Werkzeuge herstellen konnten. Nun aber mehren sich die Hinweise, dass schon frühere Zweige der Hominini – quasi unsere entfernten Cousins – dazu in der Lage gewesen sein könnten: Archäologen der Stony-Brook-Universität (USA) stellen im Fachmagazin Nature einen Aufsehen erregenden Fund vom Turkana-See im Norden Kenias vor – Steinwerkzeuge, die 3,3 Millionen Jahre alt sein sollen.

Bisher gingen Forscher davon aus, dass die Oldowan-Kultur vor 2,5 Millionen Jahren die ersten Steinwerkzeuge herstellte. Der Name "Oldowan" leitet sich von einer Schlucht in Afrika ab, in der viele Fossilien und Werkzeuge entdeckt worden waren.

Die neuen Funde sind 800.000 Jahre älter und stellen die Ansicht infrage, dass erst die direkten Vorfahren des modernen Menschen die geistigen Fähigkeiten hatten, scharfkantige Werkzeuge herzustellen.

Werkzeugbauer

Entdeckt wurden die Werkzeugfunde neben den Überresten eines so genannten Kenyanthropus platytops. Da der genaue Stammbaum des Menschen noch unklar ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, wie dieses 3,3 Millionen Jahre alte, hominine Fossil mit anderen Spezies verwandt ist. Er könnte aber einer der Werkzeugbauer sein, mutmaßen die Wissenschafter.

Die Entwicklung von Werkzeugen – so die Theorie – sei eine Reaktion unserer Vorfahren auf ein geändertes Nahrungsangebot in einer sich verändernden Umwelt gewesen: Analysen haben ergeben, dass das Gebiet früher eine Strauch-Baum-Landschaft gewesen sei. Klimatische Veränderungen brachten auch eine ganz andere Tierwelt. Unsere Vorfahren brauchten scharfkantige Steine, um damit Fleisch aus Tierkadavern zu schneiden. Größe und Kerben der nun gefundenen Werkzeuge deuteten aber darauf hin, dass unsere Ahnen sie auch anders verwendeten – gerade in einer waldigen Umgebung mit vielen Pflanzen könnten sie mit den bearbeiteten Steinen Nüsse oder Wurzelknollen geknackt haben.

Insgesamt fanden die Forscher 149 steinerne Artefakte von denen sie sich nun Erkenntnisse über die Evolution des menschlichen Hirns erhoffen. Denn für die Herstellung von Werkzeugen ist eine bestimmte Kontrolle der Handmotorik nötig, die vor 3,3 Millionen Jahren entstanden sein könnte.