Apps der Zukunft gehen einkaufen und bekämpfen Malaria

Apps der Zukunft gehen einkaufen und bekämpfen Malaria
Die Analyse und Verknüpfung digitaler Daten wird unseren Alltag revolutionieren.

Das digitale Zeitalter sorgt für eine Datenflut ungeahnter Dimension. Bis 2020 wird die Menschheit Berechnungen zufolge einen Datenberg von 40.000 Exabyte anhäufen, was umgerechnet 42,9 Billionen Gigabyte entspricht. Neben der Speicherung der riesigen Datenmengen – im Fachjargon auch „Big Data“ bezeichnet – rittern die führenden Technologie-Konzerne derzeit darum, wer mittels computergestützter Analyse das meiste aus den Daten herausholen kann.

Goldgrube

Das lukrativste Geschäft vermutet die Industrie derzeit im Servicebereich. Indem Kundenvorlieben, und sei es nur über Facebook- oder Twitter-Einträge, analysiert werden, könne jeder Kunde in Zukunft wieder wie einst beim Greisler ums Eck individuell bedient werden. Zugeschnittene Angebote sollen schließlich für mehr Umsatz und mehr Kundenzufriedenheit sorgen, so die Hoffnung.

Einkaufshilfe

„Supermarkt-Betreiber klagen oft darüber, dass die einzige Form der Interaktion mit dem Kunden an der Kassa stattfindet – wenn die Artikel schon im Wagen sind und alle Entscheidungen getroffen sind“, erläutert Paul Maritz, Chef der vom Speicher-Hersteller EMC gegründeten Big-Data-Firma Pivotal im Gespräch mit dem KURIER.

Neue Handy-Applikationen könnten Kunden automatisch helfen, wenn diese etwas im Regal nicht finden oder Angebote unterbreiten, wenn die Person in die Nähe einer Filiale komme. Die Ortung erfolgt über das im Handy eingebaute GPS-Modul. Sensoren in der Filiale und ein mächtiges Analyseprogramm im Hintergrund erledigen den Rest. Ähnliche Szenarien ergeben sich im Flugzeug, wo dem Fluggast automatisch sein Lieblingsgetränk und -essen angeboten werden. Beim Fernsehen könnte sich das angezeigte Programm adaptieren, je nachdem, welche Webseiten Zuschauer zuletzt besuchten.

Die intelligente Datenauswertung soll aber auch für gesellschaftliche Verbesserungen wie die Bekämpfung von Krankheiten eingesetzt werden. Indem Satellitenaufnahmen analysiert werden, können die Wasser-Brutstätten der Moskito-Larven ausfindig gemacht werden. Diese Daten werden mit der Wettervorhersage und Bevölkerungsdaten verknüpft. In stark betroffenen Gebieten können so eilig Impfpläne erstellt werden, um die Bevölkerung zu schützen.

Um flächendeckende Impfpläne geht es auch bei der Bekämpfung von Polio (Kinderlähmung). Diese scheitern in Afrika und anderen Entwicklungsregionen oft daran, dass viele Dörfer und Siedlungen noch immer auf keiner Karte aufscheinen. Mit den Handy-GPS-Signalen der Bevölkerung könne man einen lückenlosen Impfplan erstellen und Polio praktisch auslöschen, ist man beim Big-Data-Unternehmen Pivotal überzeugt.

Potenzielles Risiko

Dass die Zusammenführung und Auswertung sensibler Daten nur schwer mit dem Schutz der Privatsphäre vereinbart werden kann, ist unbestritten. Auf dem IT-Kongress EMC World in Las Vegas forderte der Datenexperte Jer Thorp vergangene Woche daher neue Spielregeln. „Die Leute müssen eine persönliche Beziehung zu den Daten aufbauen, die sie erzeugen. Derzeit haben sie eigentlich keine Ahnung, worum es geht, wenn sie Programmen erlauben, auf ihrFacebook-Konto zuzugreifen oder GPS-Daten auszuwerten“, sagte Thorp. Man müsse sich auf eine neue Datenethik verständigen, die Firmen zum sorgsamen Umgang mit Daten verpflichtet.

Kommentare