Amerikanerin wacht mit britischem Akzent auf

Amerikanerin wacht mit britischem Akzent auf
Bei Michelle Myer aus dem US-Bundesstaat Arizona wurde ein Fremdsprachen-Akzent-Syndrom diagnostiziert. Unklar ist, worauf dieses zurückzuführen ist.

Michelle Myer aus dem US-Bundesstaat Arizona erzählte in einem Interview mit KNXV-TV, dass sie in der Vergangenheit immer wieder mit extremen Kopfschmerzen ins Bett gegangen und danach mit einem fremden Akzent aufgewacht ist. Beispielsweise habe sie dann für rund zwei Wochen in einem australischen oder irischen Akzent gesprochen, der dann wieder verschwunden ist. Der britische Akzent aber habe sich zwei Jahre lange gehalten, so die 45-Jährige. Wenn sie spricht, würde das nun viele Menschen an das britische Kindermädchen Mary Poppins erinnern.

Laut Myer sei bei ihr ein Fremdsprachen-Akzent-Syndrom diagnostiziert worden. Diese Störung tritt normalerweise nach Schlaganfällen oder einem Schädel-Hirn-Trauma auf, wenn das Sprachenzentrum im Gehirn eines Menschen beschädigt wurde. Die Sprache kann danach so klingen, als wäre sie mit einem fremden Akzent eingefärbt.

In manchen Fällen wird auch der typische Rhythmus der Sprache verzerrt und bestimmte Silben betont. Betroffene Menschen verzichten möglicherweise außerdem auf Artikel vor Wörten oder lassen einzelne Buchstaben aus. Aus dem amerikanischen "yeah" wird so beispielsweise ein skandinavisches "yah".

Mit einem russischen Akzent aufgewacht

Die Washington Post berichtete im Jahr 2010 über eine Frau, die die Treppen runtergefallen ist und danach mit einem russischen Akzent aufgewacht ist. Die Wörter "this" und "that" sprach sie danach als "dis" und "dat" aus. Sheila Blumstein, Linguistin an der Brown University, die sich ausführlich mit dem Fremdsprachen-Akzent-Syndrom beschäftigt hat, sagte in einem Artikel über den Vorfall, dass Betroffene für gewöhnlich auch weiterhin eine grammatikalisch korrekte Sprache verwenden.

Das erste Mal dokumentiert wurde diese Form der Sprachveränderung im Jahr 1907 von dem französischen Neurologen Pierre Marie, der einen Pariser untersuchte, der einen Schlaganfall hatte und danach mit einem elsässischen Akzent sprach, obwohl er nicht von der deutsch-französischen Grenze stammte, wo diese Sprache gesprochen wird.

Im folgenden Jahrhundert wurde nur an die 60 weitere Fälle in der Literatur dokumentiert. Das zumindest geht aus einer Studie der National Institutes of Health aus dem Jahr 2011 hervor, wie die Washington Post berichtet.

Kein Witz

Myer sagte zum britischen Boulevardblatt Sun, dass viele Menschen zunächst geglaubt haben, dass es sich bei ihrer Aussprache um einen Witz handelt. Im Fernseh-Interview gab sie außerdem an, am Ehler-Danlos-Syndrom zu leiden, das vor allem durch eine Überdehnbarkeit der Haut und überbewegliche Gelenke gekennzeichnet ist. Es kann außerdem ein Zerreißen der Blutgefäße zur Folge haben. Unklar ist, ob Myer jemals einen Schlaganfall erlitten hat, der durch einen unterbrochenen Blutfluss zum Gehirn verursacht wird. Denn ein solcher Vorfall kann permanente Auswirkungen auf die Sprache zur Folge haben.

Kommentare