Ameisen verwenden Mundwerkzeug zum Springen

Ihr Schnappkiefer ist nicht nur zum Fressen da. Es befreit Ameisen auch aus Notlagen.

Was ein Mundwerk alles kann: Schnappkiefer-Ameisen überwältigen mit ihrem Werkzeug nicht nur die Beute, sie haben die Mandiblen in Laufe der Evolution auch zur Verteidigungshilfe entwickelt. Odontomachus - so die wissenschaftliche Bezeichnung für die Insekten - katapultieren sich mit ihrem Mundwerkzeug aus der Falle von Ameisenlöwen. Das Manöver verdoppelt ihre Überlebenschancen, berichten US-Forscher.

Die Mundwerkzeuge der Schnappkiefer-Ameisen können mit enormer Geschwindigkeit zuschnappen. Bei manchen Arten maßen Wissenschaftler eine Schnappgeschwindigkeit von 60 Metern pro Sekunde. Selbst schnell rennende oder giftige Beutetiere werden damit oft erlegt, bevor sie eine Chance haben, zu entkommen oder sich zur Wehr zu setzen.

Die Mandibeln werden beim Nestbau oder der Pflege von Eiern und Larven benutzt. Dass die Tiere damit auch springen, hatten Wissenschaftler bereits gelegentlich beobachtet. Allerdings sei bisher nie untersucht worden, in welchen Situationen sie das machen und ob es ihre Überlebenschancen verbessert, heißt es in dem Artikel.

Experiment

Ameisen verwenden Mundwerkzeug zum Springen
Ameisenlöwe
Dies holten Fredrick Larabee und Andrew Suarez von der University of Illinois in Urbana-Champaign nun nach. Sie beobachteten, was geschieht, wenn sie Schnappkiefer-Ameisen in die Falle von Ameisenlöwen (Myrmeleontidae) schubsten. Als Larven hocken diese kleinen Insekten (siehe Bild) am Grund selbst gebauter Fangtrichter aus Sand und lauern auf Beute. "Fällt eine Ameise in die Falle, versucht sie fortzulaufen, aber der Sand krümelt unter ihren Füßen weg", erläutert Larabee. "Die Ameise fällt weiter in Richtungen Grubenmitte, wo der Ameisenlöwe wartet." Um ihnen die Flucht zusätzlich zu erschweren, werfen Ameisenlöwen zudem oft noch Sand auf ihre Opfer.

Die Forscher beobachteten in ihren Experimenten, dass die Ameisen in etwa zwei Drittel der Fälle aus der Falle entkamen: Bei jedem zweiten Versuch flohen sie über die Grubenränder. In weiteren 15 Prozent sprangen sie mithilfe ihrer Mundwerkzeuge aus der Grube. Als Nächstes klebten die Wissenschaftler einigen Tieren die Mandibeln zusammen, wodurch diese zum Springen unbrauchbar waren. Insgesamt halbierte dies ihre Überlebenschancen im Vergleich zu jenen Artgenossen, deren Mandibeln einsatzbereit waren.

Die Studie zeigt, wie ein Merkmal, das für einen bestimmten Zweck verwendet wird, auch für andere Funktionen genutzt wird. Sie ist im Fachblatt "PLOS ONE" veröffentlicht.

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