Macrons Skandal, der keiner ist

Emmanuel und Brigitte: "Ein Statement für die Würde der Frau.“
Die Liebesgeschichte zwischen dem französischen Präsidentschaftskandidaten und seiner Frau hält derzeit ein ganzes Land in Atem.

Kaum eine Titelseite, die die Bilder am Montag nicht zeigte: Emmanuel Macron, der voraussichtlich nächste Präsident Frankreichs, und seine Frau Brigitte, die ihn am Sonntagabend nach seinem Sieg im ersten Wahldurchgang händchenhaltend und küssend auf die Bühne begleitete. Alle Kommentatoren stürzten sich in ihren Porträts auf ein Detail aus dem Privatleben des liberalen Polit-Stars: Emmanuel Macron ist 39, seine Frau feierte vor zwei Wochen ihren 64. Geburtstag. Für viele ist es schwer vorstellbar, dass das Paar seit elf Jahren glücklich verheiratet ist, obwohl sie knapp 25 Jahre älter ist.

Alte Rollenbilder

Soziologin Ursula Richter ist begeistert von dieser Konstellation: "Ich finde es fantastisch – ein Statement für die Würde der Frau. Das sind zwei unabhängige Menschen, die in einander verliebt sind. Abseits aller Klischees. Er muss ein sehr starker und charakterlich zuverlässiger Mensch sein. Denn die Umwelt macht es einem nicht einfach", weiß sie aus eigener Erfahrung: "Ich war 30 Jahre mit einem 13 Jahre jüngeren Mann verheiratet." Vor fast 30 Jahren schrieb sie ihr Buch "Einen jüngeren Mann lieben". "Ich hätte gedacht, das wird irgendwann als normal wahrgenommen, aber das ist es nicht", beobachtet sie.

Auch Soziologin und Philosophin Brigitte Brandstötter forscht über das Thema. Wie sie darauf kam? "In meinem Freundeskreis ließ sich ein Paar scheiden. Er kam mit einer 20 Jahre Jüngeren und wurde gefeiert. Sie kam mit einem zehn Jahr Jüngeren und es hieß: Sie hat einen Mutterkomplex. Ich fand das ungerecht", ärgert sie sich.

In ihren Analysen zeigte sich eine klare Aufteilung: "Die Frau in solchen Beziehungen hat fast immer die höhere sozio-ökonomische Stellung. Höhere Bildung, höheres Einkommen – natürlich auch aufgrund des höheren Alters." So wie Männer eine jüngere Frau als Trophäe betrachten, wirke auch bei Frauen der Partner manchmal wie ein Statussymbol. "Bei einer Karrierefrau ist vielleicht irgendwann der gleichaltrige Kandidatenpool leergefischt und ein älterer kommt für sie nicht inrage", bringt sie das Dilemma auf den Punkt. "Man kann sich eine tolle, schöne Frau wie Iris Berben eben nicht mit einem 85-jährigen Pensionisten vorstellen", lacht sie.

Mit diesem Problem schlagen sich viele Frauen herum, zeigt sich im Forum einer Partnervermittlung. "Ich bin über 50, eine sogenannte Power-Frau – sagen alle, die mich kennen – und die dickbäuchigen Männer um die 60 oder älter interessieren mich nicht die Bohne. Bin ich Krankenschwester?", ärgert sich Anja. Die 71-jährige KURIER-Leserin Xenia Dragoun war anfangs skeptisch über 13 Jahre Altersunterschied. "Ich fand ihn zu jung. Jetzt sind wir 32 Jahre zusammen."

Bis ins Biedermeier im 18. Jahrhundert war das Konzept der älteren Frau mit einem jüngeren Mann nicht ungewöhnlich. "Wenn in einem Handwerksbetrieb der Meister starb, nahm seine Witwe einen Gesellen zum Mann, der die Arbeit weiterführte. Die Zünfte haben das sogar unterstützt", erklärt Soziologin Brandstötter.

Thema Nachwuchs

Wenn solche Beziehungen auseinanderbrechen, geht es oft um das Kinderthema, so die Soziologin. "Weil der Mann doch Kinder will und die Frau schon welche hat oder es für sie zu spät ist. Oder weil die Frau jetzt ein Kind bekommen will und der Mann sich noch zu jung fühlt." Bei den Macrons war das Thema Nachwuchs von Anfang an geklärt: Er konzentrierte sich auf seine steile Karriere, die ehemalige Französischlehrerin brachte drei erwachsene Töchter mit in die Ehe, ist mittlerweile sogar siebenfache Großmutter. Eines ihrer Kinder ging mit Emmanuel Macron in die Schule – dort, wo die Liebesgeschichte der beiden ihren Lauf nahm.

Ihr Kennenlernen erinnert an den Filmklassiker "Die Reifeprüfung", in dem die verheiratete Mrs. Robinson einen Schüler verführt. Emmanuel war 15, Brigitte leitete seine Theatergruppe – und war von Anfang begeistert von seinem Talent und seiner Intelligenz. Weil sie verheiratet war, riet sie Emmanuel, seinen Abschluss in einer Pariser Eliteschule zu absolvieren. "Egal was Sie tun – ich werde Sie heiraten", soll der Teenager seiner Angebeteten damals gesagt haben.

Er hielt sein Wort.

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