AirBnB: Ärger mit den Online-Mietern

AirBnB: Ärger mit den Online-Mietern
Zwei verwüstete Wohnungen, bestohlene und schockierte Vermieter. Wohnungs-Vermittlungs-Service unter Druck.

Innerhalb weniger Wochen haben zwei Fälle von Vandalismus für einen ausgewachsenen Skandal um das Mietobjekte-Vermittlungsservice AirBnB gesorgt. AirBnB ist eine Art Marktplatz, auf dem Personen ihre eigene Wohnung an Fremde vermieten können - etwa während Abwesenheit auf Urlaub. Ende Juni beschrieb eine Frau, die bisher nur unter dem Namen "EJ" bekannt ist, per Blog-Eintrag, dass ihre vermietete Wohnung völlig verwüstet wurde und ihr persönlichste Gegenstände gestohlen wurden. Nun erzählte ein Mann namens Troy Dayton der Webseite TechCrunch seine AirBnB Horror-Geschichte. Der Umgang des Online-Portals mit diesen Vorfällen wird nun darüber entscheiden, ob sich die Angelegenheiten friedlich lösen lassen oder sich zu einem PR-Desaster auswachsen.

Auf Shopping-Tour mit gestohlener Kreditkarte

Unterdessen ist es in San Francisco zu einer ersten Verhaftung gekommen. Eine 19-Jährige wurde wegen Drogen-Besitzes und gestohlener Gegenstände festgenommen. Noch ist unklar, ob es sich bei der Person um "Dj Pattrson" handelt - so lautete der Nickname des Mieters, der eine Woche lang das Appartment von "EJ" umkrempelte: "Sie schlugen ein Loch durch eine verschlossene Kasten-Türe und fanden Reisepass, Bargeld, Kreditkarte und die Juwelen meiner Großmutter, die ich darin versteckt hatte. Sie nahmen meine Kamera, meinen iPod, meinen alten Laptop und meine externe Festplatte, gefüllt mit Fotos, Tagebüchern... meinem ganzen Leben", schriebt "EJ" auf ihrem Blog.

Mit den Kreditkarten und gefundenen Gutscheinen gingen die Mieter auf Online-Shoppingtour. Die Wohnungseinrichtung wurde umgestellt, "EJ"s Wäsche wurde auf einen Haufen geworfen und mit nassen Handtüchern überdeckt und während all dieser Dinge erhielt die Vermieterin freundliche E-Mails, in denen sich "Dj Pattrson" für das nette Appartment bedankte.

Nach ihrer Rückkehr von einer Dienstreise wollte die zutiefst schockierte Vermieterin den Vorfall melden. AirBnB reagierte nur zögerlich. "EJ" berichtete von verständnisvollen Auskunftspersonen, bemängelte aber die weitere Hilfestellung seitens AirBnB. Dessen Gründer Brian Chesky trat daraufhin vor die Presse, um die Bemühungen seiner Mitarbeiter klarzustellen - was jedoch von "EJ" vehement dementiert wurde. Nach ihrem kritischen Blog-Eintrag hätte AirBnB die Kommunikation weitgehend eingestellt und ihr keine weitere Hilfestellung geleistet.

Katze und Meth-Pfeifen zurückgelassen

Von ähnlichen Dingen berichtet nun ein weiteres AirBnB-Mieter-Opfer. Auch Troy Dayton fand seine Wohnung völlig verwüstet vor. Seine Mieter hackten unter anderem mit einer Axt Löcher in die Wohnungseinrichtung, hinterließen Methamphetamin-Pfeifen und eine Katze. Ein Computer und Bargeld wurden ebenfalls gestohlen.

Wie "EJ" bemängelt auch Dayton, dass AirBnB bisher keine 24-Stunden-Notfall-Hotline betrieb. Das Unternehmen entschädigte den Vermieter durch Ausgabe von Übernachtungs-Gutscheinen, zeichnete sich im Verlauf der Vorfall-Aufarbeitung aber auch durch gewisse Kommunikations-Defizite aus. Laut Darstellung von AirBnB werde den Opfern auf vielerlei Weise geholfen. Zudem bemühe man sich, schnellstmöglich Verbesserungen, wie etwa eine Zusatzversicherung für Vermieter, einzuführen.

"Gute Absichten" und schnelles Wachstum

Auf ihrem Blog wird "EJ" von zahlreichen Kommentatoren aufgemuntert und bestärkt. Einige davon wollten einen Unterstützung-Fond einrichten. "EJ" lehnte bisher dankend ab. Troy Dayton nahm in der Zwischenzeit bereits erneut die Dienste von AirBnB in Anspruch: "Im Endeffekt denke ich, AirBnB entspricht guten Absichten, aber ich denke, sie kämpfen mit raschem Wachstum und das Management und die Kommunikations-Systeme sind damit noch nicht mitgekommen."

In der jüngsten Finanzierungsrunde erhielt AirBnB umgerechnet 77,3 Millionen Euro an Frisch-Kapital. Über die Plattform werden derzeit Privatunterkünfte in 16.737 Städten und 186 Ländern vermittelt.

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