5-Jährige bekommt Strafe für Limonadenstand ausgestellt

Ein Limonadenstand wurde zum Problem
In London forderten vier Vollziehungsbeamte ein Mädchen dazu auf, seinen Limonadenstand zu schließen, 30 Minuten nachdem es diesen eröffnet hatte.

Eigentlich war Andre Spicer guter Dinge als ihm seine Tochter offenbarte, einen Limonadenstand am Ende der Wohnstraße der Familie in einem östlichen Stadtteil in London eröffnen zu wollen. Denn wie viele Eltern sei auch er "immer auf der Suche nach Möglichkeiten, meine Kinder zu unterhalten, vor allem wenn sich die Schulferien ankündigen", schrieb Spicer in einem Gastbeitrag im Telegraph. Ein Besuch des örtlichen Spielplatzes würde bei weitem nicht dafür ausreichen, die langen Sommertage auszufüllen. Er sei also ganz begeistert von dem Vorschlag seiner Tochter gewesen, ihr dabei zu helfen, einen Limonadenstand aufzumachen. "Wenn ich gewusst hätte, was vor uns liegt, hätte ich aber zweimal darüber nachgedacht", heißt es in dem Text weiter.

167 Euro wegen fehlender Genehmigung

Denn gerade als die Geschäfte seiner Tochter mit der hausgemachten Limonade zu laufen begannen, tauchten vier Vollziehungsbeamte am Stand auf. Sie teilten der Fünfjährigen mit, dass sie 150 Pfund (rund 167 Euro) Strafe bezahlen muss, weil der Stand nicht angemeldet sei. 90 Pfund wären es, wenn die Strafe sofort beglichen würde. Vater und Tochter packten daraufhin ihre Sachen und machten sich auf den Weg nach Hause. Die Fünfjährige habe dabei die ganze Zeit über geweint und ihren Vater immer wieder gefragt, ob sie etwas Schlechtes getan habe.

"Als sie sich etwas beruhigt hatte, begann ich darüber nachzudenken, was da soeben passiert war. Ich bin Professor für Wirtschaft, darum hätte ich wahrscheinlich wissen müssen, dass für Dinge dieser Art eine Erlaubnis gebraucht wird. Aber es geht hier um ein fünfjähriges Kind, das Limonade verkauft. Also nicht wirklich eine Gefahr für die Öffentlichkeit", so Spicer. Als er seiner Tochter vorschlug, es an einem anderen Tag mit einer Erlaubnis zu probieren, antwortete ihm diese, dass sie zu viel Angst davor habe.

Strenger Umgang mit Kindern

Je länger Spicer das Geschehene sickern ließ, die Rechnung für die Strafe in der Hand, kam ihm in den Sinn, wie streng in unserer Gesellschaft mittlerweile mit Kindern umgegangen wird. Als er ein Kind war, sei es ganz normal gewesen, Dinge zu verkaufen, um Geld für unterschiedliche Clubs, in denen er Mitglied gewesen war, zu sammeln. "Wir haben Kekse verkauft und dabei über Mathematik, Kommunikation und die Grundlagen von Wirtschaft gelernt. Und was noch wichtiger ist: Es hat uns selbstbewusst gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, dass uns ein Vollziehungsbeamter jemals dafür bestraft hätte." Heute sei die Welt eine andere. Eltern würden ihre Kinder rund um die Uhr bewachen, viele von ihnen dürften nicht einmal mehr unbeaufsichtigt vor ihrem eigenen Haus spielen. "Wir nehmen unseren Kindern Möglichkeiten, zu lernen", sagte Spicer zum Guardian.

Strafe fallen gelassen

Mittlerweile wurde die Strafe fallen gelassen und ein Sprecher des Gemeinderats hat eine Entschuldigung gegenüber Spicer und seiner Tochter ausgesprochen. "Wir erwarten von unseren Vollziehungsbeamten einen gesunden Menschenverstand und dass sie ihre Macht verantwortungsvoll nutzen. Das ist hier ganz klar nicht passiert." Mittlerweile wurden die Fünfjährige und ihr Vater mehrfach dazu eingeladen, woanders ihren Limonadenstand aufmachen.

"Dutzende Festivals, Märkte und Wirtschaftstreibende haben uns die Möglichkeit angeboten, einen Limonadenstand aufzumachen. Wir hoffen, dass sie diese Einladung auch auf andere ausweiten, die gerne einen Stand aufmachen würden", twitterte Spicer.

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