4 Fakten, die Sie über Ihre Stimmen wissen sollten

4 Fakten, die Sie über Ihre Stimmen wissen sollten
Sprechtrainerin Ingrid Amon erklärt, warum einen die eigene Stimme schockiert und wie man sie einsetzen kann.
  1. Die Stimme ist ein kommunikativer Schlüsselreiz. Sie öffnet oder schließt das Ohr der Zuhörer in wenigen Sekunden. Gutes Auftreten hat nicht nur mit Äußerlichkeiten, sondern auch mit Wohlklang zu tun. Eine leise Piepsstimme lässt ein Chanelkostüm blass aussehen, ein monotoner Vortrag ein Armanisakko schwach wirken, hastiges Tempo und verschluckte Silben sabotieren aktuellste Powerpointfolien.
  2. Ob Sie als Persönlichkeit glaubwürdig wirken, sicher und authentisch, beurteilt Ihr Gegenüber zu 38% nach dem Klang der Stimme und nur zu 7% vom Wortinhalt. Ihre Inhalte sollen auch in Zukunft erstklassig sein, fachlich richtig und gut durchdacht. UND: Verpacken Sie Ihre Inhalte in Zukunft auch erstklassig! Angenehm im Ton, melodisch in der Stimmführung, abwechslungsreich in der Lautstärke, mit gekonnten Pausen und mühelos verständlich. Tipp: Hören Sie in den nächsten 7 Tagen auf eine Sprechstimme, die Ihnen besonders gefällt und eine, die Sie nicht mögen. Wenn möglich, schließen Sie die Augen für einige Sekunden und nehmen wahr, was die Sprechweise in Ihnen auslöst. Wirkt der Redner/die Rednerin kompetent auf Sie?
  3. Warum die eigene Stimme schockt: Die meisten Menschen erleben beim Hören ihrer eigenen Stimme auf einem Tonband/Mailbox/Anrufbeantworter einen "Stimmerkennungsschock": Sie ist uns fremd. Physikalisch leicht erklärt: die Stimme kommt als Schallwelle aus dem Mund durch die Luft zum Ohr des Hörers. Der hört ausschließlich diese "Luftstimme". Man selbst hört sich auch noch innerlich über die eigenen Knochen.

  4. Es gibt zwei Stimmen: Im eigenen Hörzentrum kommen damit immer, wenn man redet, ZWEI Stimmen an: über die Luft- und die Knochenleitung gleichzeitig. Mit dieser Empfindung unserer eigenen Stimme sind wir allein auf der Welt, niemand wird uns je so hören, wie wir uns selbst, diese Erfahrung trennt uns von allen anderen Menschen auf dem Planeten. Die anderen sind daran gewöhnt und lieben uns (meist) trotzdem. Die Stimme auf dem Tonband ist aber die, mit der wir auf andere wirken. Und an die müssen WIR uns schnell gewöhnen, wie an unser Spiegelbild, wenn wir unsere Wirkung steigern wollen. Tipp: Machen Sie einmal wöchentlich eine Aufnahme ihrer eigenen Stimme (z.B. Diktaphon). Beim Abhören kein Kommentar, ob Sie Ihnen gefällt oder nicht. Nur anhören. Sie sollen sich an Ihren eigenen Außenklang gewöhnen! Erst dann können wir die Stimmwirkung beeinflussen.

Zur Person: Ingrid Amon hat zwanzig Jahre Erfahrung als Sprecherin und Moderatorin beim ORF und fast dreißig Jahren als Trainerin für Sprechtechnik, Rhetorik und Präsentation. Die gebürtige Vorarlbergerin ist Gründerin des Instituts für Sprechtechnik in Wien, Mitglied des Austrian Voice Institute und Präsidentin des Europäischen Netzwerkes www.stimme.at.

Stimmexpertin Ingrid Amon startet für ein größeres Forschungsprojekt gemeinsam mit Peter Hajek Public Opinion Strategies eine Umfrage zum Thema "Die Bedeutung von Stimme und Sprechtechnik im kommunikativen Alltag von heute". Hier finden Sie den Link zur Umfrage, er ist bis 3. Juli aktiv.

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