Zwischen Liebe, Tod und Belgrads Beton

Zwischen Liebe, Tod und Belgrads Beton
Ein lakonischer Liebesfilm wird am 25. März zum Anlass des DVD-Release im Gartenbaukino gezeigt: "Liebe und andere Verbrechen" von Stefan Arsenijevic.

Serbien, ein Land im Übergang, kleinkriminelle Strukturen, überall türmt sich Beton - darin entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte mit lakonischem Humor. Eines der Großstadtreviere im Belgrader Stadtteil Novi Beograd wird vom Gangster Milutin beherrscht. Der Solariumbesitzer kassiert von kleinen Standlern und Trafikanten Schutzgeld. Mit ihm lebt Anica, deren Liebe zu ihm allerdings erkaltet scheint. Sein junger Handlanger und Hobby-Zauberer Stanislav hält vorerst noch zu ihm, während der Verdrängungskampf um Einfluss in Neu-Belgrad zu eskalieren scheint. Denn die Eröffnung eines neuen Mega-Supermarkts droht den Kleingangstern die Geschäftsgrundlage zu entziehen.

Einen Tag lang beobachtet der serbische Regisseur Stefan Arsenijevic seine Filmfiguren in der trostlosen Plattenbausiedlung. Veränderungen zeichnen sich ab, eine dramatische Wendung wird bekannt und in dem ganzen Chaos findet sogar die Liebe - wenn auch flüchtig - ihren Platz.
Der Regisseur erzählt diese Geschichte unaufgeregt, mit Zwischentönen und intelligentem Witz. Europäisches Erzählkino als deutsch-serbisch-österreichische Koproduktion. Arsenijevic, der bei der Berlinale 2003 den Goldenen Bären in der Sparte Kurzfilm für "(A)torsion" bekam, fand für sein Spielfilmdebüt starke Bilder, eingefangen vom slowenischen Kameramann Simon Tansek.

TV-Star als Independent-Heldin

Weltpremiere von "Love and other Crimes - Ljubav i drugi zlocini" war bei der Berlinale 2008 in der Schiene Panorama Spezial, wo der Film viel Aufmerksamkeit bekam (ZDF: "Mit liebevollem Blick auf seine Figuren und ihre Nöte zeichnet Stefan Arsenijevic auch den Seelenzustand eines Landes mit ungewisser Zukunft.") Beim Linzer Filmfestival crossing europe gewann "Liebe und andere Verbrechen" 2008 den Publikumspreis.

Zwischen Liebe, Tod und Belgrads Beton

Die Hauptfigur Anica wird von der in Deutschland lebenden Serbin Anica Dobra gespielt. Die blonde Schauspielerin ist vor allem aus deutschen Mainstream-TV-Produktionen bekannt ("Tatort", "Die Alpenklinik") bekannt, spielt aber immer wieder Theater und in serbischen Independent-Produktionen ("Klopka - Die Falle"). In "Liebe und andere Verbrechen" zeigt Dobra ohne große Worte, welch vielschichtige Darstellerin in ihr steckt.
Vuk Kostic (Stanislav) ist einer der vielsprechendsten Nachwuchsschauspieler aus Serbien, er spielte 2007 bereits in "Klopka" an der Seite von Anica Dobra, 2004 war er in Emir Kusturicas "Das Leben ist ein Wunder" zu sehen.

"Bésame mucho" und Naked Lunch

Milutin, der Gangster in der Lebenskrise, wird von Fedja Stojanovic gespielt. Seine vierzehnjährige Tochter, Ivana, sprachlos vor Vernachlässigung, steigt in einer der stärksten Sequenzen aufs Dach des Betonblocks, steigt auf die Kante des Dachs und singt das zeitlose "Bésame mucho". Gespielt wird sie von Hanna Schwamborn.

Ebenso gesungen wird der Liebeslied-Klassiker von Stanislavs Mutter (Milena Dravic) - sie tritt regelmäßig als Chanteuse in einem Lokal auf, und weint ihren Pariser Zeiten nach. Der melancholisch-träumerische Soundtrack wird von feinen Pop-Nummern von Naked Lunch abgerundet. Die international erfolgreichen Kärntner vertonten bereits Thomas Woschitz' "Universalove" - ebenfalls eine europäische Koproduktion mit österreichischer Beteiligung.

Info

Special Screening
am 25. März im Wiener Gartenbaukino, 20 Uhr. "Liebe und andere Verbrechen" (in serbischer Originalsprache mit deutschen Untertiteln).
Regisseur Stefan Arsenijevic wird anwesend sein. Nach dem Film gibt es ab 22 Uhr die DVD-Release-Party mit DJ Bernhard Fleischmann. Das Restaurant Balkan Express sorgt für serbisches Catering.


DVD Release
ab 16. April im Filmladen Filmverleih.

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