Zu Gast in Onkel Tschechows Wohnzimmer

Zu Gast in Onkel Tschechows Wohnzimmer
"Onkel Wanja": Regisseur Erhard Pauer und das Arme Theater Wien erwecken mit minimalen Mitteln und wenig Geld Anton Tschechows Universum zum Leben.

Reden, reden, reden und dabei gehörig leiden - das können die Figuren in fast allen Stücken von Anton Tschechow. Sehr groß ist daher die Gefahr, dass Tschechows subtile Seelen-Dramen in fader Geschwätzigkeit versinken.

Nicht bei Regisseur Erhard Pauer und dem Armen Theater Wien, die sich im sogenannten "Bockkeller" (1160 Wien, Galitzinstraße 1) "Onkel Wanja" widmen und mit minimalen Mitteln und wenig Geld Tschechows Universum zum Leben erwecken.

Denn Pauer - gespielt wird bis 26. August - hat diese "Szenen aus dem Landleben" klug bearbeitet, extrem gestrafft und das Personal stark reduziert. Und wie immer bei Pauer (er hat 2010 Tschechows "Möwe" inszeniert, 2012 folgen die "Drei Schwestern") erlebt man Tschechow pur und gänzlich unpathetisch.

Denn Pauer nimmt die großen und kleinen Nöte und Liebestragödien einer in Lethargie verharrenden Gesellschaft ernst, kreiert eine in sich sehr stringente Wohnzimmeratmosphäre.

In dieser darf Jörg Stelling als authentischer, ungekünstelter Wanja an seiner Liebe zu Jelena (sehr präsent: Roswitha Meyer) verzweifeln. Da darf Krista Pauer als intensive Sonja ihren Astrow (Peter Bocek) anhimmeln, da fügen sich Manfred Jaksch, Margret Mey und Walter Gellert sicher in das Geschehen ein. Sehenswert.

KURIER-Wertung: **** von *****

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