"Wunderübung": Therapie mit Migräne

Sind großartig als zerstrittenes Paar im Ehekrieg: Aglaia Szyszkowitz und Bernhard Schir in „Die Wunderübung“.
Daniel Glattauers "Wunderübung" in den Wiener Kammerspielen.

Auch das ist Wien: Zuerst lacht, schenkelklopft und jubelt das Publikum die Uraufführung von Daniel Glattauers "Die Wunderübung" zum ganz großen Erfolg – um dann beim Hinausgehen über die mangelnde Qualität des Textes zu zischen. So, als wären manche Zuschauer dem Autor böse, dass er sie unter ihrem Niveau zum Lachen gebracht habe.

"Die Wunderübung" ist das erste Theaterstück von Glattauer – der seit Jahren neben Roland Schimmelpfennig meistgespielter zeitgenössischer Theaterautor im deutschsprachigen Raum ist. Das klingt paradox, lässt sich aber leicht erklären: Glattauers Bühnenerfolge – "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" – sind dramatisierte Romane.

"Die Wunderübung" zeigt ein zerstrittenes Paar, das bei der Therapie die große Kunst des Ehekriegs vorführt, als gelte es, "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" zu übertreffen. Allerdings haben sie nicht mit den Tricks des Therapeuten gerechnet. Glattauer weiß, wovon er schreibt – er hat eine Ausbildung als Paar-Therapeut absolviert – und das ist ein Problem. Denn aus den meisten Therapiestunden wird aus gutem Grund kein Theaterstück – weil sie dafür nicht interessant genug sind.

Hier finden Sie das Interview mit den drei Hauptdarstellern

Glattauers Text ist geschickt gebaut, es hat einen guten Rhythmus, gute Pointen, die Sprache ist glaubwürdig. Andererseits lässt er kein Klischee aus (die Migräne!) und verläuft überraschungsarm. Die eineinhalb Schlusspointen kündigen ihr Kommen sozusagen Wochen im voraus per berittenem Boten an. Vor allem fehlt dem Text etwas, was "Gut gegen Nordwind" bei aller Leichtfüßigkeit sehr wohl hatte: ein Geheimnis.

Herr Äh-äh-äh-Magister

Dass der Abend dennoch gut funktioniert, liegt am Glattauer-erfahrenen Regisseur Michael Kreihsl und an den drei Darstellern Bernhard Schir, Aglaia Szyszkowitz und Jürgen Tarrach. Großartig, wie genau hier gearbeitet wurde, wie Schir ständig in der Sakkotasche nach Argumenten sucht, wie Szyszkowitz als Abwehrhaltung ihre langen Beine verknotet, wie Tarrach als Therapeut den Kugelschreiber als Taktstock verwendet. Schir kreiert als ermüdeter Ehemann eine hinreißende Figur, die den Therapeuten zuerst als "Herr Äh-äh-äh ... Magister" anredet und später dann als "Herr Äh-äh-äh ... Harald".

Fazit: Eine routinierte Komödie mit erwartbaren Wendungen, geadelt von ausgezeichneten Darstellern.

KURIER-Wertung:

Eindrücke aus der Inszenierung

"Wunderübung": Therapie mit Migräne

FOTOPROBE: "DIE WUNDERÜBUNG"
"Wunderübung": Therapie mit Migräne

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