Woody Allen im KURIER-Interview

Der auf Komödien abonnierte Owen Wilson hat ebenfalls nur den Mindestlohn verlangt, um mit Regie-Legende Allen drehen zu können.
Nun ist Paris dran: Woody Allen lässt in seinem neuen Film die Neurosen an der Seine blühen. Ein Gespräch mit dem Star.

Die Enge des Raums im Hotel Martinez ist ihm unangenehm, das merkt man. Diese unfreiwillige körperliche Nähe zu einer ganzen Horde an Journalisten macht Woody Allen gereizt. "Bringen wir's schnell hinter uns", sagt der Blick des 75-Jährigen, dessen neuer Film "Midnight in Paris" am Abend davor die Filmfestspiele von Cannes eröffnet hat. Eine geistreiche, historisierende Hommage an Allens Lieblingsstadt nach New York und Venedig, Paris. "Fangen wir an", sagt er knapp.

Trailer: Midnight in Paris

KURIER: Mister Allen, man fragt sich angesichts Ihres fast zärtlichen Films, warum Sie Paris nicht schon früher als Schauplatz eines Ihrer Filme entdeckt haben.
Woody Allen: Das frage ich mich auch. Paris ist so eine romantische Stadt, so natürlich romantisch. Es ist ein mythischer Ort. Als ich das erste Mal hinkam, dachte ich: Oh mein Gott, das ist einer der zauberhaftesten Plätze, die ich bisher gesehen habe. Ich bedauere es, nicht eine Zeit lang dort gelebt zu haben. Obwohl: In Europa gehen mir einige Dinge schon gewaltig auf die Nerven. Es gibt hier keine ordentliche Dusche. So richtig stark und heiß, wissen Sie? Da kommt kein richtiger Strahl. Immer nur so ein Rinnsal.

Was vermissen Sie noch?
Dasselbe gilt für die Klimaanlagen. Ihr solltet euch einmal in den USA anschauen, wie eine Air Condition funktionieren muss. Und Baseball. Ja, das geht mir auch ab.

In "Midnight in Paris" nehmen Sie die Zuschauer mit auf eine Zeitreise in die 1920er. Ihr Held, Owen Wilson, fühlt sich dort sichtlich wohler als in der Jetztzeit.
Jeder von uns kennt doch diesen Impuls, nicht genau dort sein zu wollen, wo er gerade ist. Es als quälend zu empfinden, in seiner Zeit, in seiner banalen Realität zu leben. Sich nach Südafrika oder Chile oder Bora-Bora oder sonstwo hinträumen, weil es dort vermeintlich so viel besser ist. Oder gleich in eine andere Zeit. Aber du siehst halt in deinen Träumen immer nur die schönen Seiten eines Ortes oder einer Epoche. Nehmen wir die Belle Époque: Da gab es nicht nur Künstler wie Klimt, Mahler, Rilke oder Tschechow, da grassierte auch die Tuberkulose. Die Frauen starben bei der Geburt ihrer Kinder, alles war unhygienisch. Nein, nein, ich möchte nicht so leben. Ich würde mich gern dort kurz umsehen und dann zum Lunch wieder zurück sein.

Wie immer bei Ihnen geht es in "Midnight in Paris" um die Schwierigkeit, eine funktionierende Beziehung zu führen und trotzdem seine Persönlichkeit zu bewahren.
Ach, in meinen Filmen haben sich schon so viele Leute kennengelernt und geheiratet. Sie wurden geschieden und sind gestorben. Ich mache das schon so lang. Das ist das, was die Welt bewegt. Hier ist mein Held Gil jemand, der versucht, ein Künstler zu sein, den Durchbruch aber nicht schafft. Das sorgt natürlich für Konflikte mit seiner Partnerin. Wäre ja auch zu schön: Gil will ein ganz normales Leben führen und dazu noch alle Vorteile genießen, die Ruhm und Geld mit sich bringen.

Gibt es eigentlich etwas, wovor Sie sich fürchten?
Die einzige Angst, die ich habe, ist die, nicht mehr schreiben zu können. Aber das passiert nicht, weil das ist das, was ich am besten kann. Ich war früher Autor fürs Fernsehen. Da hieß es am Montagfrüh: reingehen und auf Befehl schreiben. Ich kann spontan über alles schreiben. Sogar ein Buch über Serbien, wenn das jemand von mir wollte.

Erzählen Sie uns noch, wie Sie Carla Bruni-Sarkozy entdeckt haben?
Das war nach einem Jazzkonzert, das ich in Paris gespielt habe. Am nächsten Tag waren meine Frau und ich zum Brunch bei den Sarkozys eingeladen. Carla kam in den Raum herein, groß, schön, strahlend. Jeder war in der Sekunde fasziniert von ihr. Wir unterhielten uns prächtig und ich bot ihr eine Rolle an. Sie zögerte erst, meinte aber dann nach einiger Überlegung, das könnte ihr schon Spaß machen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Interview

  • Hintergrund

  • Interview

Kommentare