Wolfgang Fischer: "Fünf Jahre sind zu wenig"

Wiener Stadthalle: Wolfgang Fischers Vertrag wurde bis 2022 verlängert.
Wolfgang Fischer, Leiter der Wiener Stadthalle, über Amazon, Bieber und seine Vertragsverlängerung.

Der Vertrag von Wolfgang Fischer wurde soeben bis 2022 verlängert. Der Kulturmanager wird nun weitere fünf Jahre die Wiener Stadthalle als Geschäftsführer leiten.

KURIER: Herr Fischer, Sie waren auch als neuer Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen (VBW) im Gespräch. Was war an dieser Meldung dran?

Für einen derartigen Job infrage zu kommen, ehrt und freut mich natürlich. Ich habe mich aber nicht für die VBW beworben, weil: Fünf Jahre Stadthalle sind zu wenig (lacht). Das habe zum Glück nicht nur ich, sondern auch die Eigentümer so empfunden. Dass kürzlich Franz Patay als Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen bekannt geben wurde, ist außerdem eine hervorragende Lösung.

Wir haben erfahren, dass Sie sich um die Austragung des MTV Europe Music Awards bemühen. Stimmt dieses Gerücht?

Ja, es stimmt, ich habe Gespräche mit MTV-Verantwortlichen geführt. Aber noch ist das Küken nicht geschlüpft. Um die MTV Europe Music Awards 2018 nach Wien in die Stadthalle zu holen, braucht es aber auch finanzielle Unterstützung seitens der Regierung. Deshalb habe ich bereits Gespräche mit Kulturminister Thomas Drozda und Staatssekretär Harald Mahrer geführt, die deutliches Interesse bekundet haben. Das ist bei den beiden in guten Händen. Sollte es klappen, und ich bin diesbezüglich optimistisch, wäre es eine tolle Sache.

Ein Höhepunkt der bisherigen Saison war das Wanda-Konzert. Sehen Sie das auch so?

Wanda war sicher für die heimische Musikszene ein Höhepunkt. Dass es vom Wanda-Konzert in der ausverkauften Wiener Stadthalle nun bald eine Live-DVD und -CD geben wird, ist natürlich eine sehr feine Sache. Nicht nur für den Fan, sondern auch für mich als Geschäftsführer der Wiener Stadthalle. So wird die ohnehin schon beeindruckende Liste an Live-Veröffentlichungen fortgesetzt, die bereits in der Stadthalle aufgenommen wurden – wie etwa Robbie Williams, Herbert Grönemeyer, Georg Danzer, Falco und Wolfgang Ambros.

Am 8. November kommt Justin Bieber in die Stadthalle. Konzerte des US-Superstars sind nicht nur für Jugendliche und deren Eltern, sondern auch für Veranstalter eine Herausforderung. Welche Extrawürste will Herr Bieber diesmal?

Besondere Wünsche sind mir noch nicht bekannt. Ich möchte aber an dieser Stelle einen Appell an die Jugendlichen und die Eltern richten. Es reicht, wenn man sich zu Mittag für den Einlass zum Konzert anstellt. Ich rate davon ab, vor der Stadthalle zu campieren. Die Gesundheit aufs Spiel zu setzen, zahlt sich nicht aus.

Wie viele Fans haben 2013 vor der Stadthalle übernachtet?

Es war Ende März, es war kalt und es hat geregnet. Von Freitag auf Samstag haben um die 100 Teenager vor der Stadthalle übernachtet. Das kann problematisch sein – für alle Beteiligten.

Sie werden am 9. November die ersten Höhepunkte der neuen Saison bekannt geben. Nennen Sie doch jetzt schon ein paar der kommenden Acts!

Bevorstehende Highlights sind unter anderem die Beach Boys, der Kultregisseur und Filmkomponist John Carpenter, David Garrett mit einem Zusatzkonzert, Bonnie Tyler, Enrique Iglesias, Holiday on Ice und Shawn Mendes sowie die Erste Bank Open. Aber ich freue mich auch auf Rainhard Fendrich, der am 17. Februar zum 18. Mal in der Wiener Stadthalle auftreten wird. Davor agiert Wolfgang Ambros noch zum 35. Mal in "Watzmann" auf der Bühne.

Heuer mussten einige Festivals wegen mangelnden Interesses seitens des Publikums abgesagt werden. Wie wirkt sich das Veranstaltungs-Überangebot auf die Wiener Stadthalle aus?

Auf die Stadthalle wirkt sich das enorme Festivalaufgebot durchaus positiv aus. Das sieht man auch an den guten Verkaufszahlen von Parov Stelar und Seiler&Speer, die im Sommer allesamt auf Festivals aufgetreten sind. Damit haben sie natürlich auch Werbung für ihren Auftritt in der Stadthalle gemacht. Und da ein Besuch eines Festivals nicht dasselbe ist wie ein Abend in der Stadthalle, profitieren wir davon. Allgemein muss man sagen, dass die gesamte Unterhaltungsbranche auch von der wirtschaftlichen Situation abhängig ist. Diesbezüglich bin ich positiv gestimmt. Denn gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind die Menschen auf der Suche nach Zerstreuung.

Amazon will in Europa verstärkt ins Ticket-Geschäft einsteigen. Wie beurteilen Sie das?

Das ist eine echte Gefahr. Wir sollten auf Amazon bald eine gemeinsame europäische Antwort finden, aber solange Irland oder Luxemburg dem milliardenschweren Unternehmen Zuflucht gewähren, ihm eine Steueroase bieten, ist dagegen schwer anzukommen. Lokal gesehen können wir nur eines gegen das Amazon-Ticket-Angebot machen: uns auf den heimischen Markt konzentrieren und das Service verbessern. Den Kunden Gründe liefern, warum es besser ist, sich das Ticket an der Vorverkaufsstelle in der Wiener Stadthalle, bei Wien-Ticket oder Ö-Ticket zu kaufen. Bei uns ist es zum Beispiel garantiert ausgeschlossen, dass man Opfer eines Ticketbetrugs wird. Diese Vorfälle häufen sich nämlich.

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