Wo man sieht, dass es eng wird

"As Rights Go By" MuseumsQuartier, Credit TBA, honrarfrei
Die Schau „As Rights Go By“ im Wiener MuseumsQuartier beschäftigt sich mit dem Thema „Rechteverlust“.

Die Gegenwartskunst, so sagen deren Verteidiger gern, könne gesellschaftliche Entwicklungen frühzeitig erspüren. Leider nur wird das Postulat selten eingelöst: Denn oft misstrauen dieselben Kunstverfechter der Vieldeutigkeit, die künstlerischem Tun eigen ist. Und so bleibt die Kunst häufig in wortreicher analytischer Luftpolsterfolie eingepackt.

Ein positives Gegenbeispiel setzt die Schau „As Rights Go By“, die noch bis 12. Juni im Q21 im Wiener MuseumsQuartier zu sehen ist. „Über Rechtsverlust und Rechtlosigkeit“ lautet das Thema der Ausstellung, in der Werke von 15 Künstlern/Künstlerinnen bzw. Künstlergruppen zu sehen sind; sieben lebten als „Artists in Residence“ selbst eine Weile im MQ.

Keine der gezeigten Arbeiten kommt mit der vordergründigen Absicht daher, ein Thema zu „illustrieren“ – die künstlerische Distanz ist genau das, was die Ausstellung zu einem wertvollen Resonanzraum macht.

Da läuft etwa ein Video (von George Drivas), in dem Menschen in einem fast leeren Bürohaus umherirren, um vor einer strengen Dreiergruppe Platz zu nehmen – eine Entlassung, schließt man, wirkten die „Chefs“ nicht selbst so fragil.

Lobbyisten & Porzellan

Der aus Belgrad stammende Vladimir Miladinović gibt in fein ausgeführten Aquarellen alte Plakate von Konzernen wie BMW oder Nestlé wieder: „TTIP Lobbyists“ heißt die Serie, die vor Augen führt, dass interessegeleitete Einflussnahme auf Rechtssysteme nicht erst seit gestern vonstatten geht. Der Ukrainer Nikita Kadan nutzt ebenfalls die Übertragung in vordergründig harmloses Handwerk, wenn er auf Porzellantellern Folteranleitungen aus der Sowjet-Zeit reproduziert: Repressionen mögen nicht immer sofort sichtbar sein, doch sie kommen irgendwann zum Vorschein.

Wo man sieht, dass es eng wird
Nikita Kadan, "Procedure Room"
„As Rights Go By“ führt somit subtil die Auswirkungen von Machtverschiebungen auf das ästhetische Umfeld vor Augen. Dass nicht nur Künstler derlei Veränderungen wahrnehmen, demonstriert das Video „What Shall We Do Next“ von Julien Prévieux. Es zeigt stilisierte Handbewegungen, wie man sie etwa beim Bedienen von Smartphones ausführt. Auf alle wurde in den USA frühzeitigPatent angemeldet– selbst beim Wischen bewegt man sich also innerhalb streng definierter Regeln.

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