Wir sind alle nichts als Weltraumschrott

Wir sind alle nichts als Weltraumschrott
Am Akademietheater hatte "Einige Nachrichten an das All" Premiere. Das war... Besonders.

Was hat Autor Wolfram Lotz eigentlich geraucht, als er „Einige Nachrichten an das All“ schrieb? Na, egal. Er ist eben einer, der sich konventioneller Dramatik konsequent widersetzt. Der ein surrealistisches Bild malt und es dem Publikum hinwirft: So, und jetzt denkt euch was dazu. Seine neuesten „Nachrichten“ wurden nun am Akademietheater aufgeführt. In ihnen geht es um: Alles. Oder nichts – und den Versuch, dieses Nichts zu begreifen. Um den Unsinn des Lebens an sich und der Welt im Besonderen. Um Existenz und Angst darum.

Schwer zu toppen

Der deutsch-chilenische Regisseur Ant Romero Nunes hat aus diesem Konglomerat einen besonderen Abend geschaffen. Mit poetisch-zärtlichen Momenten, mit komischen, mit verzweifelten – und ein paar langweiligen.

Sein Bühnenbildner Florian Lösche und ein Team aus Video- und Sounddesignern aber haben was hingestellt, das diese Saison schwer zu toppen sein wird: Wände aus Quadern, die sich beliebig zu Kreuzen oder dorischen Säulen verschieben. Auf sie werden Räume projiziert. Oder die westliche Kulturgeschichte im Schnellgang – bis sie in sich zusammenbricht und ein Baby sitzen bleibt (Erklärung folgt). Und Matthias Matschke, der Gangnam Style mit -zigfachen digitalen Ichs tanzt.

Zur Handlung hangeln

Womit man bei der ... äh ... Handlung wäre. Oder aus Platzgründen zumindest bei Teilen davon. Matschke spielt sehr super den Moderator der „Show“. Um seine Popularität zu belegen, zeigt er (auf den Quadern) Google-Einträge auf seinen Namen, Blutwerte, dass die Vorstellung gerade live auf Facebook läuft... Das Publikum johlt.

Matschke soll „Promis“ aller Zeiten von Schriftsteller Kleist über Naturforscher Rafinesque bis Staatssekretär Lopatka (alle: Fabian Krüger) dazu bringen, nur ein Wort ins All zu schicken. Die Übung misslingt. Und ist langatmig. Dafür sind da aber noch Purl Schweitzke und Lum (berührend: Burg-Debütantin Jasna Fritzi Bauer und Daniel Sträßer), zwei clowneske Clochards, die wissen, dass sie nur Theaterfiguren sind – und mit dem Autor hadern, weil er ihnen kein schöneres Bühnenleben gab. Sie möchten ein Kind. Siehe oben. Bleibt der große Ignaz Kirchner. Er gibt die ständig störenden „Fußnoten“ zum Stück. Und erklärt abschließend, wir wären alle Weltraumschrott. Interessant. Wehe, Sie fragen warum!

Kommentare