"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes
Die Staatsopern-Ballerinen Tilly Losch und Hedy Pfundmayr stehen im Zentrum der Ausstellung.

Auf die Spuren der Staatsopern-Ballerinen Tilly Losch und Hedy Pfundmayr begibt sich das Wiener Photoinstitut Bonartes. Eine Ausstellung dokumentiert ihre Arbeit und ihre in den 20er Jahren erfundenen ungewöhnlichen Choreografien. Ihr "Tanz der Hände" wird durch eine Vortragsreihe sowie ein Buch, das bei der Eröffnung heute Abend präsentiert wird, in einen kulturhistorischen Kontext gestellt.

Man sei bei Recherchen zum Wiener Fotografen Rudolf Koppitz (1884-1936) auf die mit ihm befreundeten Tänzerinnen gestoßen, schilderte Bonartes-Leiterin Monika Faber die Vorgeschichte: "Da waren einige sehr merkwürdige Fotos dabei." In der Folge kam man einem schillernden Kapitel heimischer Kulturgeschichte auf die Spur und erwarb den Foto-Nachlass von Hedy Pfundmayr (1899-1965).

Fotos der Ausstellung

"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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"Tanz der Hände" im Photoinstitut Bonartes

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Staatsoper

Pfundmayr war gemeinsam mit ihrer Freundin Tilly Losch (1903-1975) an der Staatsoper engagiert. "Man hat das klassische Ballett damals als verstaubt empfunden und nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht", sagte Magdalena Vukovic, die gemeinsam mit Faber die Schau kuratiert hat. Abseits ihrer Staatsopern-Arbeit (köstlich sind etwa zwei Szenenaufnahmen des 1927 uraufgeführten Balletts "Das lockende Phantom" von Franz Salmhofer) waren die beiden "unzertrennlichen Balleteusen" (wie sie ein zeitgenössischer Wien-Führer beschrieb) nicht nur Szene-Stars, sondern auch in der Freien Tanzszene aktiv.

Höhepunkt ihrer gemeinsamen Kreationen war 1927 ein bei den Salzburger Festspielen gezeigter Tanzabend, an dem die "in mystischer Bewegung wechselvoll verschlungenen Hände" (so eine zeitgenössische Kritik) im Mittelpunkt standen. Diese Aufführung ist leider nicht fotografisch dokumentiert, doch eine Fotoserie von E.O. Hoppe, vor allem aber der in der Ausstellung ebenfalls gezeigte Kurzfilm "Dance of Her Hands" von Norman Bel Geddes geben einen guten Eindruck der Magie des Händetanzes.

Als Fotoserie und Film entstanden, waren die beiden Tänzerinnen bereits eigene Wege gegangen. Losch, die auch für die Fotografinnen Trude Fleischmann oder Dora Kallmus ein beliebtes Modell war, verließ noch 1927 Wien, folgte ihrem Mentor Max Reinhardt nach London und ging später nach New York. 1931 heiratete sie den englischen Millionär Edward James, einen großen Förderer der Surrealisten. Pfundmayr blieb in Wien, wo sie 1931 ein eigenes Tanzstudio eröffnete.

Katalog

Aufsätze im begleitenden Katalog beleuchten den "Tanz der Hände" nicht nur aus foto- und tanzhistorischer Sicht, sondern auch aus queerer Perspektive. Hände galten in den 20er Jahren nicht nur als "Spiegel der Seele" (weswegen auch die Handlesekunst populär war), sondern waren auch "Symbol für die Erotik der Frauen" und dienten als "Codes des Begehrens" innerhalb der Lesbenszene, wie Katalog-Co-Autorin Ines Rieder erläuterte. Die begleitende Vortragsreihe startet am Donnerstag (23.1.). Timm Starl spricht über "Pose, Drehung, Sprung - Fotografische Räume des Tanzes".

www.bonartes.org

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